Silbermedaille für „Front – Heimat“ für herausragende Ausstellungsgestaltung in Zusammenarbeit
mit büro münzing
Frankfurt am Main/Innsbruck (tlm) - Die große Sonderausstellung der Tiroler Landesmuseen zum Ersten
Weltkrieg wird für ihre hervorragende Ausstellungsgestaltung vom Deutschen Designer Club mit dem Designerpreis
„Gute Gestaltung 16“ ausgezeichnet. „Front – Heimat. Tirol im Ersten Weltkrieg“ erhält eine Silbermedaille
in der Kategorie Raum/Architektur. Das Gestaltungskonzept wurde in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter büro
münzing designer+architekten bda entwickelt und umgesetzt.
PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, zeigt sich über die Auszeichnung des Deutschen
Designer Clubs für „Front – Heimat“ erfreut: „Die Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter büro münzing
ist sehr fruchtbar. Gemeinsam verfolgen wir das Ziel, für unsere Exponate erzählende Räume zu schaffen,
die eng mit dem Ausstellungsthema korrespondieren. Bei der Schau zum Ersten Weltkrieg waren die Prinzipien Ordnung
und Dekonstruktion die primären Gestaltungsideen. Sie stehen in Relation zur Lebenssituation der Menschen
vor bzw. während des Kriegs. Der Preis des Deutschen Designer Clubs bestätigt unsere Arbeit und ist zugleich
Ansporn für weitere ambitionierte Gestaltungskonzepte.“
Ordnung und Dekonstruktion als Gestaltungsprinzip
Die Sonderausstellung „Front – Heimat. Tirol im Ersten Weltkrieg“ war vom 8. Mai bis 1. November 2015 im Tiroler
Landesmuseum Ferdinandeum zu sehen. Sie versetzte die BesucherInnen auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern
in die Welt zwischen Front und Hinterland und beleuchtete die Funktion der Kunst im Propagandaapparat des Ersten
Weltkriegs.
Auftakt der Ausstellung bildete ein Zeitbild Tirols im frühen 20. Jahrhundert u. a. mit aufstrebendem Tourismus
und internationaler Attraktivität. An den folgenden Themenbereichen veränderten sich die Szenarien zu
heterogenen, verschränkten Raumstrukturen, die den Beginn des Kriegs und dessen Auswirkungen thematisierten
und spürbar machten.
Schriftstücke, Alltags- und Ausrüstungsgegenstände sowie Kunst aus dem Ersten Weltkrieg zeigten
sich dem Betrachter im 1. Stock in fragil wirkenden Raumkubaturen. Der Einsatz von natürlichen Materialien
spiegelte das durch Leid und Tod aufgerüttelte Leben wider. Helle, matte Farbtöne nahmen Bezug zum Menschen
und standen in Korrespondenz zu Albin Egger-Lienz‘ großformatigem Gemälde „Kriegsfrauen“.
Multimediale Rauminstallation
Ein wichtiger Teil der Gesamtinszenierung war eine raumübergreifende, multimediale Installation, die beide
Ausstellungsebenen thematisch miteinander verband. Durch projizierte Großbilder und Schlagzeilen aus den
damaligen Zeitungen wurde auf die Brutalität und Macht des Krieges hingewiesen und der zahlreichen Opfer
gedacht. Mit der Inszenierung griff die Ausstellung das wohl erste „Public viewing“ in der Geschichte Innsbrucks
am 26. Juli 1914 auf. Sie verdeutlichte, dass dieser Krieg auch mit Medien geführt wurde. Insgesamt wurden
rund 27.000 Tiroler Soldaten zu Opfern des Ersten Weltkriegs. Die rückseitige Großgrafik der Installation
schuf auf stille und poetische Weise ein Bewusstsein für die herben Verluste.
Von der Front zum Kriegsende und heutigen Spuren
Eine historische Aufnahme der Gebirgssoldaten Alpini war Grundlage für eine acht Meter hohe, begehbare
3D-Bildcollage. Ähnliche eines Gebirges entstanden Raumnischen und Fluchten, die Exponate zum Thema Schützengraben
beherbergten. Abschluss der Ausstellung bildete das Plateau der Funde – eine zurückhaltende Präsentation
der heutigen Spuren. Als großes, freiliegendes Format symbolisierte es die Fundorte in den Gletscherregionen
und lenkte den Blick auf Funde von der Punta Linka in den Ortler-Alpen.
büro münzing
Das büro münzing designer+architekten bda arbeitet an den Schnittstellen von Architektur, Design, Medien
und Visueller Kommunikation. Es entwickelt Strategien, um Gebäude, Raum, Exponate und Medien zu kontextualisieren
und als „lesbares Ganzes“ selbstverständlich abzubilden. Für die Tiroler Landesmuseen führte das
Büro unter der Leitung von Ausstellungsarchitekt Prof. Uwe Münzing bereits auch die Gestaltung der Ausstellungen
„Hofer Wanted“, „Johann Evangelist Holzer“, „Kunstschätze des Mittelalters“ und „Waffen für die Götter“
durch.
http://www.bueromuenzing.de
Preis Gute Gestaltung
Der Deutsche Designer Club (DDC) ist eine Initiative, die Gutes lobt – „Gute Gestaltung“ ebenso wie „Gute Gestalter“
und jene, die sich zur „Guten Gestaltung“ bekennen. Der Wettbewerb „Gute Gestaltung“ wird inzwischen seit sechzehn
Jahren mit wachsender Bedeutung sowie Beteiligung jährlich ausgetragen. Beim aktuellen Wettbewerb wurden Arbeiten,
die in den Jahren 2014 und 2015 entstanden, in zehn Kategorien bewertet. In der Kategorie Raum/Architektur wurden
eine Gold-, vier Silber- und sechs Bronzemedaillen verliehen. Acht Projekte wurden mit einem Award gewürdigt.
http://www.ddc.de.
|