Faymann ehrt Zeitzeugen Rudolf Gelbard

 

erstellt am
07. 12. 15
11:00 MEZ

Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst
Wien (bpd) - "Wir stellen uns gegen jene, die den Schleier des Vergessens über unsere Geschichte breiten wollen. Denn wer seine Geschichte nicht kennt und nicht bereit ist, sich mit ihr auseinander zu setzen, der kann aus ihr nicht die richtigen Schlüsse ziehen", sagte Bundeskanzler Werner Faymann am 03.12. bei der Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst an Rudolf Gelbard im Bundeskanzleramt. "Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, den Jungen genauso wie den Älteren in Erinnerung zu rufen, wozu unser Europa fähig war. Wir müssen aufrichtig für das Vertrauen in die Demokratie und in Europa kämpfen, und hier zählt das Engagement jedes einzelnen. Rudolf Gelbard hat sich immer dafür eingesetzt. Das, was wir von ihm gelernt haben, gibt uns den Auftrag, in diesem Sinne weiterzukämpfen."

Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, sprach von einer "großen Persönlichkeit". Gelbard sei nach den schrecklichen Erlebnissen als Zeitzeuge "nicht verbittert, sondern zum Kämpfer geworden". Die Menschen seien damals wie heute zu beidem fähig: Zu den edelsten wie zu den abscheulichsten Taten. Das "Dämonische" sei stets vorhanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätte Europa diese Dämonen zwar "gebannt, aber nicht weggezaubert". Man müsse daher ganz genau hinhören, denn die Leute, die Europa und die Errungenschaften der Europäischen Integration zerstören wollten, seien die "gleichen Leute, die Fremdenfeindlichkeit und Hass predigen". Rudolf Gelbards Beitrag zur Versöhnung und gegenseitigen Respekt sei "Grundlage der Gesellschaft".

Staatssekretärin Sonja Steßl bezeichnete in ihrer Einführungsrede "die Erfahrung, das Wissen und die Analyse" Rudolf Gelbards von "unschätzbarem Wert". Österreich verdanke ihm mehr, als es ein Ehrenzeichen je ausdrücken könne.

Der Geehrte Rudolf Gelbard nahm die Auszeichnung "mit Freude und gebotener Demut" an und erinnerte sich in seiner Dankesrede an Vorbilder und Weggefährten sowie an den wichtigen Einsatz für Anti-Faschismus in der Nachkriegszeit. Er bedankte sich bei seiner Gattin, die ihm stets "Stütze und Hilfe" war und Stärke gegeben hätte. Abschließend bedankte Gelbard sich auch bei der "tiefberührenden Laudatio" des Bundeskanzlers sowie Faymanns "klarer, anti-faschistischer Absage an Rassismus, Verhetzung und Antisemitismus".

Für den musikalischen Rahmen der Feierlichkeit sorgten die Sopranistin Ethel Merhaut und Vinzenz Praxmarer am Klavier.

Der 1930 geborene Rudolf Gelbard wurde im Oktober 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Seit seiner Befreiung 1945 setzt er sich als Mitglied der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer für die Aufklärung über die NS-Verbrechen ein. Seit 1975 arbeitete Gelbard als Journalist. Neben der Verleihung des Berufstitels "Professor" hat Gelbard bereits mehrere Auszeichnungen, darunter das Goldene Verdienstzeichens der Republik Österreich sowie das Große Goldene Ehrenzeichen der österreichischen Israelitischen Kultusgemeinde, erhalten.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at