Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst
Wien (bpd) - "Wir stellen uns gegen jene, die den Schleier des Vergessens über unsere Geschichte
breiten wollen. Denn wer seine Geschichte nicht kennt und nicht bereit ist, sich mit ihr auseinander zu setzen,
der kann aus ihr nicht die richtigen Schlüsse ziehen", sagte Bundeskanzler Werner Faymann am 03.12. bei
der Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst an Rudolf Gelbard im Bundeskanzleramt.
"Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, den Jungen genauso wie den Älteren in Erinnerung zu rufen,
wozu unser Europa fähig war. Wir müssen aufrichtig für das Vertrauen in die Demokratie und in Europa
kämpfen, und hier zählt das Engagement jedes einzelnen. Rudolf Gelbard hat sich immer dafür eingesetzt.
Das, was wir von ihm gelernt haben, gibt uns den Auftrag, in diesem Sinne weiterzukämpfen."
Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, sprach von einer "großen Persönlichkeit".
Gelbard sei nach den schrecklichen Erlebnissen als Zeitzeuge "nicht verbittert, sondern zum Kämpfer geworden".
Die Menschen seien damals wie heute zu beidem fähig: Zu den edelsten wie zu den abscheulichsten Taten. Das
"Dämonische" sei stets vorhanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätte Europa diese Dämonen
zwar "gebannt, aber nicht weggezaubert". Man müsse daher ganz genau hinhören, denn die Leute,
die Europa und die Errungenschaften der Europäischen Integration zerstören wollten, seien die "gleichen
Leute, die Fremdenfeindlichkeit und Hass predigen". Rudolf Gelbards Beitrag zur Versöhnung und gegenseitigen
Respekt sei "Grundlage der Gesellschaft".
Staatssekretärin Sonja Steßl bezeichnete in ihrer Einführungsrede "die Erfahrung, das Wissen
und die Analyse" Rudolf Gelbards von "unschätzbarem Wert". Österreich verdanke ihm mehr,
als es ein Ehrenzeichen je ausdrücken könne.
Der Geehrte Rudolf Gelbard nahm die Auszeichnung "mit Freude und gebotener Demut" an und erinnerte sich
in seiner Dankesrede an Vorbilder und Weggefährten sowie an den wichtigen Einsatz für Anti-Faschismus
in der Nachkriegszeit. Er bedankte sich bei seiner Gattin, die ihm stets "Stütze und Hilfe" war
und Stärke gegeben hätte. Abschließend bedankte Gelbard sich auch bei der "tiefberührenden
Laudatio" des Bundeskanzlers sowie Faymanns "klarer, anti-faschistischer Absage an Rassismus, Verhetzung
und Antisemitismus".
Für den musikalischen Rahmen der Feierlichkeit sorgten die Sopranistin Ethel Merhaut und Vinzenz Praxmarer
am Klavier.
Der 1930 geborene Rudolf Gelbard wurde im Oktober 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Seit
seiner Befreiung 1945 setzt er sich als Mitglied der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer für die Aufklärung
über die NS-Verbrechen ein. Seit 1975 arbeitete Gelbard als Journalist. Neben der Verleihung des Berufstitels
"Professor" hat Gelbard bereits mehrere Auszeichnungen, darunter das Goldene Verdienstzeichens der Republik
Österreich sowie das Große Goldene Ehrenzeichen der österreichischen Israelitischen Kultusgemeinde,
erhalten.
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