Wien (öaw) - Am 11.12. werden Jirí Friml und Michael Wagner mit dem diesjährigen Erwin Schrödinger-Preis,
Sylvia Cremer mit dem Elisabeth Lutz-Preis ausgezeichnet. Emmerich Tálos erhält den Wilhelm Hartel-Preis.
Zeitgleich verleiht die ÖAW Nachwuchspreise an neun ForscherInnen und würdigt vier WissenschaftlerInnen
für herausragende Publikationen.
Jirí Friml ist Pflanzengenetiker am IST Austria, Michael Wagner ist Professor für Mikrobielle Ökologie
an der Universität Wien. Beide Biologen werden für ihre Erkenntnisse – zur Anpassungsfähigkeit von
Pflanzen beziehungsweise zur Diversität und Funktionalität von Mikroorganismen – zu gleichen Teilen mit
dem diesjährigen Erwin Schrödinger-Preis ausgezeichnet. Die Biologin Sylvia Cremer, ebenfalls vom IST
Austria, erhält für ihre Arbeiten zur Krankheitsabwehr bei Ameisen den Elisabeth Lutz-Preis. Der Politikwissenschaftler
Emmerich Tálos wird für seine Forschungen zum österreichischen Sozialstaat und zum Austrofaschismus
mit dem Wilhelm Hartel-Preis geehrt. Die drei Wissenschaftspreise sind mit jeweils 15.000 Euro dotiert und werden
einmal jährlich von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) an ForscherInnen verliehen,
die hervorragende Leistungen in ihren Fächern erbracht haben. Die feierliche Überreichung an die PreisträgerInnen
findet am 11. Dezember 2015 an der ÖAW statt.
Pflanzenwachstum und Mikroorganismen
Jirí Friml untersucht jene Signale aus der Umwelt, mit denen Pflanzen Keimung, Gestaltbildung und Wachstum
steuern. Er kombiniert hierfür Methoden der Molekularbiologie, Molekulargenetik, Biochemie und mathematischen
Modellierung. Ziel seiner Forschung ist es, klarer zu erkennen, wie etwa Licht- und Temperaturimpulse in Signalnetzwerke
im Innern der Pflanze aufgenommen werden und die Entwicklung von Pflanzen beeinflussen.
Michael Wagner nimmt die Interaktionen von Mikroorganismen mit Pflanzen, Tieren und dem Menschen in den Blick.
Obwohl Mikroorganismen die großen Stoffkreisläufe der Erde maßgeblich beeinflussen, ist ihre Diversität
und Funktionalität noch wenig erforscht. Seine aktuellen Experimente an der Schnittstelle von Ökophysiologie,
Genetik und Evolutionsforschung befassen sich mit der Vielfalt „nitrifizierender Mikroorganismen“ – jener einzelligen
Lebewesen, die den Stickstoffdünger in der Landwirtschaft umwandeln, so dem Boden entziehen und damit wesentlich
zu einer Überdüngung der Gewässer beitragen.
Kollektive Krankheitsabwehr
Sylvia Cremer untersucht die kollektive Krankheitsabwehr bei Ameisen. Denn obwohl sich in Kolonien sozialer Insekten
wie Ameisen aufgrund des engen Sozialkontakts Krankheiten leicht ausbreiten können, treten Epidemien tatsächlich
überaus selten auf. Grund dafür sind kooperative Mechanismen zur Abwehr von Krankheitserregern, die das
individuelle Immunsystem der Gruppenmitglieder ergänzen. Durch ihre Studien möchte Cremer mehr über
die Dynamik von Krankheiten in Gesellschaften erfahren.
Politik in Österreich im 20. Jahrhundert
Emmerich Tálos wird für seine Forschungsarbeiten zum Wohlfahrtsstaat und zur Sozialpartnerschaft, zur
politischen Entwicklung Österreichs und zum Austrofaschismus ausgezeichnet. Der Professor emeritus für
Politikwissenschaft an der Universität Wien und Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie
an der Donau-Universität Krems, konnte damit das allgemeine Wissen über Politik in Österreich im
20. Jahrhundert wesentlich vertiefen und hat mit seinen fächerübergreifenden Fragestellungen vielfach
wissenschaftliches Neuland betreten.
Die Preise
Mit dem Erwin Schrödinger-Preis, benannt nach dem Nobelpreisträger für Physik, werden ForscherInnen
ausgezeichnet, die in Österreich wirken und hervorragende wissenschaftliche Leistungen in den von der mathematisch-naturwissenschaftlichen
Klasse der ÖAW vertretenen Fächern erbracht haben. Sein Pendant, der Wilhelm Hartel-Preis, ehrt WissenschaftlerInnen,
die in den von der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW vertretenen Fächern forschen. Der seit 2013
vergebene Elisabeth Lutz-Preis wendet sich an WissenschaftlerInnen in Österreich, die eine mehrjährige
eigenständige Forschungstätigkeit in der Grundlagenforschung, insbesondere auf dem Gebiet der Naturwissenschaften,
nachweisen können.
Weitere Auszeichnungen
Zusammen mit diesen Auszeichnungen an etablierte ForscherInnen vergibt die ÖAW jährlich auch Nachwuchspreise
und Preise für herausragende Publikationen.
Chemie und Paläontologie
Thomas Wiesner, österreichischer Onkologe am Memorial Sloane-Kettering Cancer Center in New York, erhält
den Alois Sonnleitner-Preis für seine Arbeiten zur molekularen Tumorgenetik bei Hautkrebs. Hannes Mikula,
Chemiker und Post Doc am Center for Systems Biology der Harvard Medical School, wird für seine Dissertation
über Schimmelpilz-Gifte mit dem Karl Schlögl-Preis ausgezeichnet. Julia Schörghuber, Doktorandin
am Institut für Organische Chemie der Universität Wien, wird für ihre Masterarbeit zur Isotopenmarkierung
von Proteinen mit dem Otto Vogl-Preis geehrt, und Kristof Veitschegger, derzeit Doktorand in Zürich, erhält
für seine paläontologische Masterarbeit über Großsäuger nach der letzten Eiszeit das
Erich Thenius-Stipendium.
Quantenphysik und Byzantinistik
Mit Mitteln des Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die ÖAW wird der Best Paper Award für
zwei „Nature“-Publikationen unterstützt: Die eine haben zwei junge Quantenphysiker aus Innsbruck, Petar Jurcevic
und Ben P. Lanyon publiziert; die andere betrifft die Arbeit des aktuell in Oxford forschenden Molekularmediziners
Kilian Huber. Ebenfalls aus dem Jubiläumsfonds kommt die Auszeichnung der besten Publikation für Christian
Gastgeber, Byzantinist und Neogräzist an der ÖAW, für seine Monographie über die griechischen
Handschriften der Bibliotheca Corviniana in der Österreichischen Nationalbibliothek.
Theologie, Migrationsforschung und Archäologie
Dorothee Bauer wird für ihre Dissertation über Theologie und Spiritualität in Olivier Messiaens
letztem Orgelwerk „Livre du Saint Sacrement“ mit dem Roland Atefie-Preis geehrt. Zwei weitere Projekte werden mit
dem Dissertationspreis für Migrationsforschung ausgezeichnet: das Projekt von Fabiane Baxewanos, Post Doc
an der Harvard Law School, die über Migrationskontrolle außerhalb Europas geschrieben hat, sowie jenes
der an der Universität Wien forschenden Sabrina Luimpöck über Erwerbsbiografien tschetschenischer
Flüchtlinge. Die Dissertation über Ritual und Religion im archaischen Sizilien der Archäologin Birgit
Öhlinger, derzeit Post Doc an der Universität Innsbruck, wird mit dem Jubiläumspreis des Böhlau
Verlages Wien gewürdigt. Das diesjährige Moritz Csáky-Stipendium für einen Forschungsaufenthalt
in Österreich erhält Tibor-Tamás Daróczi, Archäologe an der Rumänischen Akademie
der Wissenschaften, für ein Forschungsprojekt über Metalle im Kontext von Bestattungen in der Kupferzeit.
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