Initiative zur Rettung der Innenstädte
Wien (rk/staedtebund) - Innenstädte durchlaufen in Österreich einen massiven Veränderungsprozess,
der sich je nach Lage, Größe und Positionierung der Stadt unterschiedlich auswirkt. Der Österreichische
Städtebund hat sich seit dem Vorjahr zum Ziel gesetzt, die Städte in Innenstadtfragen untereinander zu
vernetzen, gemeinsame Standpunkte zur Förderung der Innenstädte und Zentren heraus zu arbeiten und die
Innenstädte mit Know-How, Kontakten, Ideen laufend zu unterstützen. Das „Wissensnetzwerk Innenstadt“
trat im März 2014 erstmals zusammen und besteht mittlerweile aus 33 Städten.
Am 03.12. treffen die ExpertInnen der Städte zum zweiten Mal zusammen – diesmal in der Stadt Salzburg, um
in moderierten Workshops die Themen „Indikatoren der Einzelhandelsentwicklung“, „Entwicklung von Erdgeschoßzonen“
und „Förderung der Creative Class“ zu erarbeiten. Dabei sollen anhand von Fallarbeiten und Best Practice-Berichten
Handlungsoptionen aufgezeigt werden, über die die Städte heute schon verfügen und die es auszubauen
gilt. Diese Themenschwerpunkte wurden von den Städten selbst gewählt, decken sie sich doch mit den großen
Herausforderungen denen sich die Städte konfrontiert sehen.
Jede Stadt braucht maßgeschneiderte Lösungen
Kleinstädte in peripheren Lagen kämpfen vermehrt gegen Leerstand von Wohnungen, Geschäftsflächen
und Gasthäusern – sogar in ehemaligen erstklassigen Innenstadtlagen. Es setzt sich vermehrt die Ansicht durch,
dass die Innenstadt mehr sein muss, als bloßer „Konsumraum“ – zumal es auch immer weniger Einzelhandelsbetriebe
innerörtlich gibt.
Die „Mittelstädte“ leiden hingegen an einem Einzelhandelsflächenüberhang in äußeren Stadtbereichen,
der ebenfalls zu Leerstand im Zentrum – hier allerdings vorrangig in B und C-Lagen führt. Diesen „Donut-Effekt“
bei dem entleerte Stadtzentren einem Wulst an Nutzungen und Funktionen am Stadtrand gegenüberstehen, weisen
fast alle Mittelstädte auf.
Bei den Landeshauptstädten sehen die Herausforderungen diametral entgegen gesetzt aus: es gilt, das rasante
Bevölkerungswachstum zu bewältigen. Die neuen BewohnerInnen brauchen Wohnungen, soziale und technische
Infrastrukturen und fordern attraktive Frei- und Grünflächen. Insgesamt ist eine Verknappung von Wohnraum
feststellbar. Der Leerstand im Erdgeschoß stellt selbst in den boomenden Landeshauptstädten eine Herausforderung
dar – auch wenn er derzeit vorrangig „nur“ in B und C-Lagen zu finden ist. Nicht zuletzt macht die vermehrte Tourismusintensität
den Landeshauptstädten zu schaffen: es gilt, die „Normalität“ für die BewohnerInnen wieder herzustellen,
in dem z.B. Wohnbevölkerung zurück in die Zentren gelockt werden soll.
Ansatzpunkte zur Revitalisierung der Innenstädte
Ein Ansatz ist die Förderung kreativer Nutzungen der Erdgeschoßzonen. Hier können auch mithilfe
von Mehrfachnutzungen und Zwischennutzungen Impulse für die Grätzlentwicklung gegeben und der Leerstand
mit all seinen negativen Auswirkungen auf das städtische Flair hintangehalten werden. Auch gilt es Modelle
zu entwickeln, damit trotz hoher Auflagen seitens des Denkmalschutzes, Geschäftslokale wieder attraktiv werden
– z.B. durch Zusammenlegung mehrerer Lokale. Die Aufgabenpalette der Städte ist mannigfaltig und reicht von
Maßnahmen in den Bereichen Jugend, Kultur, Wohnen und Verkehr bis hin zu nötigen Trainings hinsichtlich
der besseren Deutung und Einschätzung kommunaler Einzelhandelskennzahlen. Denn nicht zuletzt ist es die versierte
Immobilienwirtschaft mit ihren (niemals eingelösten) Versprechungen, durch Einkaufszenten am Stadtrand zusätzliche
Arbeitsplätze für die Gemeinde zu schaffen, der die städtischen Verwaltungsbediensteten mit Expertise
und Sachverstand begegnen müssen. Denn in Wahrheit ist die Personalintensität des Facheinzelhandels doppelt
bis dreimal so hoch, wie jene im Bereich von Discoutern und Fachmärkten am Stadtrand. Und genau diese innerstädtischen
Arbeitsplätze werden von EKZs am Stadtrand massiv bedroht.
Doch nicht nur die Städte selbst müssen „besser“ werden, auch gilt es, das Thema Innenstadt bei allen
Bundespolitiken mitzudenken. Hier wurden von den Städten konkrete Maßnahmen in den Bereichen Einzelhandel,
Denkmalschutz, Vertragsraumordnung, Wohnbauförderung, stadtregionale Kooperationen und Stellplatzmanagement
entwickelt. Der gesamte Maßnahmenkatalog finden Sie unter „Agenda Innenstadt“ auf der Homepage des Städtebundes.
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