Insbesondere Direktinvestoren aus dem Bankensektor zeigen sich hinsichtlich des Mittelosteuropa-Geschäftes
weniger zuversichtlich
Wien (oekb) - Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE) verschlechtert sich in der November-Erhebung
2015 um 0,8 Punkte auf 84,9 (Basisjahr 2007=100). Gründe dafür sind sowohl die verschlechterte aktuelle
Geschäftslage der Beteiligungen in der Region als auch die pessimistischen Geschäftserwartungen für
die kommenden sechs Monate. Vor dem Hintergrund dieser gedämpften Grundstimmung ist auch die Bereitschaft
der Direktinvestoren, neue Standorte in der Region aufzubauen, gegenüber der letzten Erhebung leicht gesunken.
Bei bestehenden Tochterunternehmen wird hingegen überwiegend auf Konsolidierung gesetzt: 77 % der Beteiligungen
sollen unverändert beibehalten werden.
Auf Ebene der einzelnen Volkswirtschaften weisen Polen, Tschechien und Rumänien wie auch in den vorangehenden
Erhebungen das beste Geschäftsklima auf. Allerdings hat sich auch hier die Stimmung seit der August-Erhebung
eingetrübt. Am schlechtesten schneiden unverändert Russland und die Ukraine ab.
Zukunftsaussichten im Bankensektor getrübt
Einer deutlichen Verschlechterung des Mittelosteuropa-Geschäfts sehen sich die Banken gegenüber: Der
Geschäftsklima-Index für diese Branche sinkt im November um 4,1 Punkte auf 80,3. Vor dem Hintergrund
der Umbrüche in der heimischen Bankenlandschaft sind insbesondere die Zukunftserwartungen der befragten österreichischen
Headquarter hinsichtlich der Entwicklung ihres MOE-Geschäftes deutlich zurückhaltender als noch drei
Monate zuvor: Der entsprechende Index verschlechtert sich gegenüber der August-Erhebung um 6,4 Punkte.
Die negative Stimmung im Bankensektor spiegelt sich auch in der Einschätzung der Standortattraktivität
Österreichs als Drehscheibe für das MOE-Geschäft wider: 37 % der Headquarter geben an, die Standortqualität
habe sich während des vergangenen Jahres verschlechtert, während kein einziges der befragten Headquarter
eine Verbesserung sieht. Insbesondere die im europäischen Vergleich relativ hohen österreichischen Bankensteuern
dürften diese Einschätzung maßgeblich beeinflusst haben.
Stimmungsverbesserung in der Immobilienbranche
Deutlich aufgehellt hat sich das Geschäftsklima im Immobiliensektor:
Der Geschäftsklima-Index verbessert sich konkret um 3 Punkte auf 83,8. Besonders die Geschäftsperspektiven
im kommenden Halbjahr werden von den Direktinvestoren positiv gesehen: Für knapp die Hälfte der Tochterunternehmen
in der Region wird eine Verbesserung des Geschäftsganges in den nächsten sechs Monaten erwartet, während
nur für 3 % der Beteiligungen von einer schlechtere Performance ausgegangen wird. Der Index der Geschäftserwartungen
für die Immobilienbranche verbessert sich dementsprechend um 6,7 Punkte.
Russlands Wirtschaft weiterhin in der Rezession
Nachdem sich die Direktinvestoren in den vergangenen zwei Erhebungsperioden hinsichtlich der Wirtschafts- und
Geschäftslage in Russland etwas optimistischer als zuvor zeigten, hat sich das Geschäftsklima im November
verschlechtert und liegt aktuell bei einem Indexwert von 69,0. Zum Vergleich: In der Januar-Erhebung 2014 – und
somit unmittelbar vor Beginn des Russland-Ukraine-Konfliktes – führte Russland mit einem Indexwert von 88,9
Punkten noch neben Polen das Länderranking hinsichtlich des Geschäftsklimas in MOE an.
Derzeit befindet sich die russische Wirtschaft in einer Rezession, die nach aktuellen Einschätzungen voraussichtlich
auch im kommenden Jahr anhalten wird. Knapp ein Drittel der Direktinvestoren erwartet sogar eine weitere Verschlechterung
der konjunkturellen Lage. Finanzierungsengpässe, Produkt- und Unternehmenssanktionen der EU sowie der Ölpreis-
und Rubelverfall wirken sich nachhaltig auf das Geschäft in Russland aus. Dies ist insbesondere für Direktinvestoren
aus der Industrie spürbar: Der Geschäftsklima-Index für Russland verschlechtert sich in diesem Bereichen
im November um 5,5 Punkte auf einen Indexwert von 71,1. Der starke Einbruch von Investitionen und Konsum lässt
zudem wenig Hoffnung auf eine baldige Wendung zum Positiven zu: Die Geschäftserwartungen der Industrieunternehmen
für das Russland-Geschäft fallen dementsprechend noch pessimistischer aus als im August 2015.
Über den OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE)
Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE) basiert auf vierteljährlichen Primärerhebungen
unter rund 400 Entscheidungsträgern von MOE-Headquarters mit Sitz in Österreich, die zu rund 1.900 ihrer
Unternehmensbeteiligungen in Mittelosteuropa befragt werden. Erhoben werden die Einschätzungen der Direktinvestoren
zur aktuellen Geschäftslage sowie deren Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den Unternehmensbeteiligungen
vor Ort (Geschäftsklima), Expansions- und Investitionsstrategien der Unternehmen in MOE, Beurteilungen der
Standortqualität Österreichs als Brückenkopf für das Mittelosteuropa-Geschäft und schließlich
Einschätzungen zur allgemeinen Wirtschaftsentwicklung in der Region.
Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa bietet differenzierte Analysen nach Ländern, Branchen und
Unternehmensgrößen. Als Ergebnis stehen der Wirtschaft Frühindikatoren zur Verfügung, die
praxisnahe Aussagen und Prognosen unter anderem über den Geschäftserfolg von Direktinvestoren in einzelnen
Ländern Mittelosteuropas und in der Gesamtregion ermöglichen.
Die Oesterreichische Kontrollbank Aktiengesellschaft (OeKB) ist Österreichs zentraler Finanz- und
Informationsdienstleister für Exportwirtschaft und Kapitalmarkt. Ihre speziellen Services stärken den
Standort Österreich und unterstützen die Wirtschaft im globalen Wettbewerb. Die vielfältigen Dienstleistungen
stehen Unternehmen und Finanzinstitutionen sowie Einrichtungen der Republik Österreich zur Verfügung.
Die OeKB handelt sektorübergreifend, zentral, neutral und in Übereinstimmung mit ihrer Nachhaltigkeitspolitik.
Das 1946 gegründete Spezialinstitut steht im Eigentum von Kommerzbanken mit Sitz in Österreich.
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