Symposium: „Kinder brauchen auch Männer – der Kindergarten als Arbeitsplatz für Frauen
und Männer – eine Herausforderung für Elementarpädagogik und Geschlechterpolitik.“
Eisenstadt (blms) - Ein Symposium für Kindergarten- und HortpädagogInnen fand am 11.12. im Kultur-
und Kongresszentrum Eisenstadt statt. Thema der Tagung, die im November in dieser Form erstmals in Raiding abgehalten
wurde: „Kinder brauchen auch Männer – der Kindergarten als Arbeitsplatz für Frauen und Männer“.
„Kindergärten sind die erste Bildungsstätte, in der neben Wissen auch Werte wie Menschlichkeit, Teamfähigkeit
und soziale Kompetenz vermittelt werden, und die auch für die Persönlichkeitsentwicklung von elementarer
Bedeutung ist“, erklärte Landeshauptmann Hans Niessl, auf dessen Initiative das Symposium zurückgeht,
bei der Eröffnung. Der Bildungsreferent spricht sich für eine Attraktivierung des Berufes auch für
Männer durch eine Imagekorrektur vom Kindergarten hin zur ersten und wichtigen Bildungseinrichtung und durch
bessere Bezahlung aus.
Niessl verwies in seiner Rede auf die Ergebnisse der kürzlich präsentierten Bildungsreform. Diese zeigten,
dass das Burgenland wichtige Punkte bereits umgesetzt habe. „Praktisch gibt es im Burgenland schon das verpflichtende
zweite Kindergartenjahr, denn 99,7% der Drei- bis Fünfjährigen im Land besuchen den Kindergarten. Bei
der Betreuung der Drei- bis Fünfjährigen liegt das Burgenland damit bundesweit an erster Stelle, bei
der Betreuung der bis Zweijährigen auf Platz zwei“.
Als positiv an der Bildungsreform bewertet Niessl die Stärkung der Frühkindpädagogik und die Entwicklung
von Konzepten für die Elementarpädagogik. „Die Qualität der Bildung muss auf allen Ebenen, beginnend
mit dem Kindergarten bis zu den Hochschulen, angehoben werden“, fordert der Bildungsreferent. Seit 2009 seien vom
Land fast 27 Mio. Euro für die Kinderbetreuungsförderung aufgewendet worden. Mit dem Kindergartenjahr
2015/16 werde es für die sprachliche Frühförderung mehr Geld vom Bund geben. 677.000 Euro stehen
dem Land bis zum Kindergartenjahr 2017/18 zur Verfügung. Gefördert werden vom Land Burgenland auch Neubauten
und Sanierungsmaßnahmen, aber auch der laufende Betrieb von Kindergärten und –krippen, ebenso IntegrationspädagogInnen
und mobile SonderkindergärtnerInnen von Caritas und Rettet das Kind.
Einigkeit herrsche in Fachkreisen darüber, so Mag. Dr. Bernhard Koch von der Fakultät für Bildungswissenschaften
Universität Innsbruck in seinem Referat, dass männliche Bezugspersonen in der Betreuung wichtig sind.
Kindergärten sollen die Vielfalt der Lebenswelten widerspiegeln – zu der eben auch Männer gehören.
Es brauche Rollenvorbilder; typisch männliche Interessen – wie etwa „Kräftemessen“, der Handwerksbereich,
bestimmte Sportarten – kommen laut Experten viel zu kurz. Männer tragen auch positiv zur Kommunikationskultur
bei und seien eine Bereicherung für das Betreuungsteam. Trotz vieler Ansätze sei es allerdings auch
europaweit nicht gelungen, den Männeranteil in der Kinderbetreuung zu erhöhen. In den burgenländischen
Kindergärten gibt es aktuell nur 3 männliche pädagogische Fachkräfte sowie 5 männliche
Kindergartenhelfer. Das Image als „Frauenberuf“ und nicht zuletzt geringeres Einkommen seien hauptverantwortlich
für den geringen Männeranteil. „Hier besteht großer Handlungsbedarf, hier ist die Politik gefordert“,
so Niessl. Der Bildungsreferent fordert eine weitere Aufwertung der Elementarpädagogik; er sieht in der Änderung
des Images vom Kindergarten hin zur ersten und wichtigen Bildungseinrichtung in Verbindung mit besserer Entlohnung
als Schlüssel für die Attraktivierung des Berufes für mehr Männer.
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