Zwei MolekularbiologInnen der Uni Graz erhalten Forschungspreise des Landes Steiermark
Graz (universität) - Wichtige Einblicke in die Abläufe des menschlichen Fettabbaus sowie die Entdeckung
einer Möglichkeit, einen wichtigen Zellreinigungs-Mechanismus zu steuern: Für diese herausragenden Leistungen
wurden zwei WissenschafterInnen der Karl-Franzens-Universität Graz am 11.12. mit Forschungspreisen des Landes
Steiermark ausgezeichnet. Univ.-Prof. Dr. Frank Madeo erhielt den mit 12.000 Euro dotierten Erzherzog-Johann-Forschungspreis;
Assoz. Prof. Dr. Monika Oberer einen der beiden Förderungspreise für Wissenschaft und Forschung, dotiert
mit 6.000 Euro. Der zweite Förderpreis ging an Priv.-Doz. Dr. Peter Ruggenthaler vom Ludwig Boltzmann-Institut
für Kriegsfolgen-Forschung. Mit dem Forschungspreis des Landes Steiermark 2015 wurde Univ.-Prof. Dipl.-Phys.
Dr. Wolfgang Erhard Ernst von der Technischen Universität Graz gewürdigt. Landesrat Christopher Drexler
überreichte die Auszeichnungen im Weißen Saal der Grazer Burg.
Rektorin Christa Neuper gratuliert den beiden ausgezeichneten ForscherInnen der Uni Graz: „Dieser doppelte Erfolg
der Molekularen Biowissenschaften unterstreicht die zukunftsweisende Relevanz dieses Gebiets für innovative
Gesundheitsforschung. Diese erhält am Standort ganz besonders kräftige Impulse durch BioTechMed, dem
erfolgreichen Forschungsverbund der Karl-Franzens-Universität, der TU Graz und der Med Uni Graz.“ Auch Landesrat
Christopher Drexler freut sich mit den PreisträgerInnen: „Mit einer Forschungsquote von rund 4,81 Prozent
des Bruttoinlandprodukts erzielt die Steiermark eine Spitzenplatzierung in Europa. Die alljährliche Verleihung
der Forschungspreise würdigt hervorragende Leistungen außergewöhnlicher Menschen und soll sowohl
anerkannte als auch junge steirische ForscherInnen in verstärktem Maße zu wissenschaftlichen Leistungen
anregen.“
Frank Madeo ist seit 2004 Universitätsprofessor für Mikrobiologie am Institut für Molekulare Biowissenschaften
der Karl-Franzens-Universität. Er erforscht in mehreren aktuellen Projekten die gesundheitsfördernden
Effekte des kontrollierten Fastens. Zu diesen zählt der Zellreinigungsprozess Autophagie, der durch gezielte
Kalorienreduktion angekurbelt wird. Den Erzherzog-Johann-Forschungspreis erhält Madeo für die Entdeckung,
dass das Molekül Acetyl-CoA ein Hauptregulator der Autophagie ist. „ Die Acetyl-CoA-Konzentration ist ein
exakter Spiegel der Nahrungsaufnahme, weil Zucker und Fette in Acetyl-CoA umgewandelt werden. Wenn wenig gegessen
wird, sinkt der Acetyl-CoA-Spiegel und die Autophagie wird angeschaltet. Umgekehrt schaltet eine hohe AcetylCoA-Konzentration
die Autophagie ab“, erklärt Madeo. Diese Erkenntnis bedeutet im Umkehrschluss, dass die metabolischen Folgen
von Nahrungsüberangebot durch eine Manipulation des Moleküls eventuell eingedämmt werden könnten.
Monika Oberer studierte an der Karl-Franzens-Universität und der Western Washington University Chemie und
promovierte 2002 „sub auspiciis praesidentis“. In ihren Forschungen versucht sie, die Beziehungen zwischen der
Struktur von Proteinen und deren biologischer Funktion in wichtigen vitalen Systemen aufzuklären. Den Förderpreis
für Wissenschaft und Forschung erhält Oberer für eine Publikation, in der sie hinter die Kulissen
des menschlichen Fettabbaus blickt. Bei diesem Prozess spielt das Protein ATGL, kurz für Adipose Triglyceride
Lipase, eine wichtige Rolle. Um einen geregelten Ablauf des Fettabbaus sicherzustellen, gibt es zwei weitere Proteine:
CGI-58 (Comparative Gene Identification 58) und G0S2 (G0/G1 Switch Gene 2) wirken einerseits aktivierend, andererseits
hemmend auf ATGL. Monika Oberer ist es gelungen, erste Einblicke in den hemmenden Mechanismus des Proteins G0S2
an ATGL zu gewinnen. Die Ergebnisse schaffen die Basis für ein besseres Verständnis der Regulation von
ATGL durch G0S2 und damit die Möglichkeit, neue Therapieansätze bei Störungen des Fettstoffwechsels
zu entwickeln.
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