Paris/Wien (tu) - )Durch das „Earth Observation Data Centre for Water Resources Monitoring“ (EODC) von TU Wien,
ZAMG und Firmenpartnern spielt Österreich im europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus eine wichtige
Rolle. Mit einer Förderung der Wirtschaftsagentur Wien kann das EODC nun weiter ausgebaut werden.
„Copernicus“ ist ein ambitioniertes Satellitenprogramm, mit dem Europa eine weltweit führende Rolle in der
Erdbeobachtung einnehmen soll. Seit dem Start des ersten Sentinel-Satelliten (Sentinel-1A) im Jahr 2014 wird die
Erdoberfläche mit Radarstrahlen abgetastet, um Daten für die Forschung in den Bereichen Umwelt, Klima,
Land- und Forstwirtschaft und Landschaftsplanung zu sammeln. Auf diese Weise leisten die Sentinel-Daten einen wichtigen
Beitrag zum Schutz unserer Umwelt und der Bevölkerung. Allerdings führt die noch nie dagewesene hohe
räumliche und zeitliche Erfassung der Erdoberfläche zu einer Ansammlung sehr großer Datenmengen.
Für deren Handhabung und Nutzung müssen folglich ganz neue Methoden der Datenverarbeitung angewendet
und eigene High-Tech-Infrastrukturen aufgebaut werden.
Am 15. Mai 2014 wurde daher die „Earth Observation Data Centre for Water Resources Monitoring GmbH“ (EODC) gegründet,
eine Kooperation von TU Wien, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und den Firmenpartnern
Catalysts GmbH und GeoVille GmbH. Um die Auswertung großer Mengen von Sentinel-Daten zu ermöglichen,
wird die Infrastruktur des EODC nun deutlich ausgebaut und erweitert. Rund die Hälfte der anfallenden Kosten
von 1.9 Millionen Euro kommt von einer Förderung der Wirtschaftsagentur Wien.
Die Impulse für die Teilnahme Österreichs an Copernicus gingen vom Bundesministerium für Verkehr,
Innovation und Technologie (bmvit) aus, das mit dem österreichischen Weltraumprogram („Austrian Space Applications
Programme“, ASAP) die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen hat. „Weltraumtechnologien und deren Anwendung
stellen weltweit dynamische Wachstumsmärkte dar und sind daher auch für Österreich und unseren Wirtschaftsstandort
sehr wichtig“, so Technologieminister Alois Stöger.
Mehr Speicherplatz, mehr Rechenpower
In einem ersten Schritt wird an der TU Wien eine Speicherkapazität von 2 Petabyte (2 Billiarden Byte) ausgebaut,
um Satellitendaten der gesamten Erdoberfläche zu speichern. Mehrere tausend Festplatten werden dann im nächsten
Schritt notwendig sein, um einen Datenspeicher von 20 Petabyte aufzubauen. Die Mitarbeiter der Catalysts GmbH sorgen
dafür, dass die Wissenschaftler ihn wie eine große Festplatte verwenden können.
Wichtig ist dafür auch die enge Anbindung an den durch die TU betriebenen Supercomputer VSC (Vienna Scientific
Cluster). „Wir haben durch Mittel aus dem Hochschulraumstruktur- fonds die nötige Basis gelegt, wodurch die
Infrastruktur aufgebaut wurde. Erfreulich, dass hier nun fortlaufend investiert und unterstützt wird,“ erklärt
der Forschungs- und Innovationsvizerektor Johannes Fröhlich, TU Wien.
An der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird mit Unterstützung des Bundesministeriums
für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft
(FFG) parallel dazu eine Infrastruktur eingerichtet, die direkt vom Datenhub der Europäischen Weltraumbehörde
ESA Daten der Sentinel-Satelliten bezieht und erstprozessiert. Die Speicherkapazität soll in den nächsten
drei Jahren auf über 20 Petabyte erweitert werden. Außerdem soll das EODC zusätzliche Rechenkapazität
neben der Anbindung an Österreichs leistungsfähigstem Großrechner VSC3 erhalten.
„Österreich gehört bereits jetzt zu den fünf europäischen Ländern, welche die Copernicus-Daten
am intensivsten nutzen“, sagt Dr. Christian Briese, Geschäftsführer des EODC. „Durch eine weitere Stärkung
des EODC wollen wir unsere gute internationale Position weiter ausbauen, um damit für Partner und weitere
Aufgaben im Bereich Erdbeobachtung noch interessanter zu werden.“
Erdbeobachtungsdaten für die Klimaforschung, bessere Wettervorhersagen und das Krisenmanagement
Forschungsprojekte der TU Wien nutzen die Satellitendaten beispielsweise, um weltweit Veränderungen der Bodenfeuchte
zu überwachen und leisten dadurch einen wichtigen Beitrag zur Klimaforschung. Die Leistungen des EODC dienen
aber nicht nur der Wissenschaft, auch Industrieunternehmen, jungen Start-ups oder Bildungsprojekten kommen die
Daten zugute. Forschungsaktivitäten im EODC werden bereits heute von der FFG mit Mitteln aus dem Österreichischen
Weltraumprogramm ASAP gefördert.
Für die ZAMG ist der Auf- und Ausbau des EODC ein wichtiger Teil der Strategie, um in Zukunft die Beobachtung
des Wetters und Klimas weiter zu verbessern und entsprechende Vorhersagen und Warnungen noch genauer durchführen
zu können. „Vor allem bei Krisensituationen sind genaue Satellitendaten eine unverzichtbare Grundlage für
unsere Warnungen und das staatliche Krisenmanagement“, sagt Dr. Michael Staudinger, Direktor der ZAMG. „Aber auch
die Klimaforschung profitiert sehr stark von hochwertigen Satellitendaten. Die Förderung der Wirtschaftsagentur
ist ein weiterer wichtiger Schritt, um das EODC als eine auch international bedeutsame Institution zu etablieren“.
„Shared Research Facilities“ der Wirtschaftsagentur Wien
Die Unterstützung der Wirtschaftsagentur Wien wurde durch den Förderwettbewerb „Shared Research Facilities
2015“ möglich. „Mit dieser Förderung haben wir Neuland betreten. Die exzellenten eingereichten Projekte
wie das EODC haben uns mehr als bestätigt, dass der Standort Wien von diesem Forschungsgeist profitiert“,
so Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien. Mit dem Call „Shared Research Facilities“
unterstützt die Wirtschaftsagentur den Aus- und Aufbau von Forschungsinfrastruktur- zentren. Unternehmen und
Forschungseinrichtungen soll damit der Zugang zu hochwertiger Forschungsinfrastruktur erleichtert werden. Das Bündeln
von Forschungsressourcen in zentralen Einrichtungen macht Sinn: Technisch hochwertige Forschungsinfrastruktur wird
so effizienter genutzt und spezielle Dienstleistungen für Wissenschaft und Wirtschaft werden einfacher verfügbar.
Damit wird das gemeinsame Arbeiten an zukunftsweisenden Forschungsthemen unterstützt und gleichzeitig die
Auslastung der Geräte erhöht.
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