Schwarz: Die Lebenserwartung steigt und es gibt neue Notwendigkeiten in der Pflege
St. Pölten (nlk) - In Kooperation mit der Universität Wien entwickelte das Bundesland Niederösterreich
ein neues Rahmenkonzept für die Pflege und Betreuung in den NÖ Landespflegeheimen, das am 09.12. in St.
Pölten von Sozial-Landesrätin Mag. Barbara Schwarz und Professorin Dr. Hanna Mayer vom Institut für
Pflegewissenschaft an der Universität Wien präsentiert wurde. Gleichzeitig dazu liegt auch eine aktuelle
Erhebung der Angehörigenzufriedenheit und der Bewohnerzufriedenheit vor, die als Grundlage für Evaluierungen
herangezogen wird.
„Das niederösterreichische Landesbudget fließt zur Hälfte in die Themen Gesundheit und Soziales.
Für die 48 Landespflegeheime werden heuer rund 270 Millionen Euro aufgewendet“, informierte Landesrätin
Schwarz. „Wir wissen, dass die Lebenserwartung weiter steigt und es neue Notwendigkeiten in der Pflege gibt. Wir
kommen dem Wunsch unserer Bürger entgegen, die zu 85 Prozent sagen, sie wollen zu Hause in den eigenen vier
Wänden, gepflegt werden. Aktuell werden etwa 11.000 Personen in Pflegeheimen stationär betreut, 16.000
Menschen von den mobilen Diensten versorgt, 5.800 Menschen werden durch eine 24-Stunden-Pflege betreut und 3.500
Personen nutzen betreutes Wohnen. Alle anderen älteren Personen werden von ihren Angehörigen gepflegt“,
führte sie aus.
„Wir haben Ziele formuliert, die die Qualität der Pflege verbessern“, informierte die Landesrätin über
die Entwicklung eines zukunftsorientierten Konzeptes für die Gestaltung innovativer Lebensräume in den
Landespflegeheimen. „Als größter Betreiber von Pflegeheimen in Niederösterreich treiben wir die
Innovation voran, damit die angebotene Qualität hoch bleibt. In den Landespflegeheimen gehört die positive
Veränderung schon zum täglichen Bild“, sagte Schwarz und sprach den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
in den Heimen Respekt, Dank und Anerkennung für die hervorragende Arbeit und das Engagement aus.
„Damit dieses neue Konzept mit wissenschaftlicher Begleitung in die Umsetzung kommt, gibt es fünf Pilotheime
in Amstetten, Himberg, Stockerau, Wiener Neustadt und Zwettl“, so Schwarz. Das neue Pflegekonzept stelle die Wünsche
der Bewohner in den Vordergrund, „daran müssen sich die Dienstpläne etc. orientieren“, sagte die Landesrätin.
„Damit brauchen wir auch eine neue Pflegeorganisation und eine neue Organisationsstruktur. Ein drittes Ziel war
die Entwicklung einer neuen sozialen Architektur, und das Ergebnis ist ein neues Raum- und Funktionskonzept in
den Pflegeheimen, wo zielgruppenorientierte Wohntypologien für eine selbstbestimmte Lebensweise entstehen.
Es gibt in Zukunft Wohngruppen statt Stationen, es gibt mehr Einzelzimmer für die Langzeitpflege und es gibt
das Wohngemeinschaftskonzept für Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Die Wohngruppe ist eine Mischung
aus privater und gemeinschaftlicher Sphäre, jeder hat sein Schlafzimmer, sein Bad, aber es gibt auch gemeinsame
Wohn-, Ess- und Aufenthaltsbereiche. Dazu kommt eine Erweiterung durch Einheiten außerhalb des Wohnbereichs“,
erinnerte die Landesrätin an eine Cafeteria, Zonen für Gesundheit und Pflege, Angebote im Bereich der
Kosmetik, an Demenz-Gärten mit Hochbeeten und die Ordination eines Arztes.
Zu Angehörigenzufriedenheit und Bewohnerzufriedenheit meinte Schwarz:
„Pflegerische und gesundheitliche Versorgung wurden mit sehr guten Noten ausgestattet, diese Zahlen sind sehr beeindruckend.“
Die pflegerische und gesundheitliche Versorgung wurde mit 1,83 bewertet, die baulichen Gegebenheiten mit 1,68,
die Serviceleistungen mit 1,66. Die Zufriedenheit mit dem kulturellen Angebot liege bei 1,7, die Zufriedenheit
mit der Pflege und Betreuung bei 1,33, führte sie aus.
Professorin Dr. Hanna Mayer, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität, sagte:
„Wenn wir einen Schritt weiter gehen wollen, dann sind die guten Umfragen eine gute Basis.“ Die neue Rahmenkonzeptentwicklung
könne auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden und verbinde Theorie mit Praxis. Wichtig sei dabei, die langjährigen
Erfahrungen mit den Ideen der Expertinnen und Experten zu verknüpfen. Die sechs Grundprinzipien stellen den
Menschen in den Mittelpunkt, es gehe darum Pflegeheime so zu gestalten, dass die Bewohner u. a. eine vertraute
häusliche und bewohnergerechte Umgebung vorfinden, frei seien in ihren Entscheidungen, Identität und
Selbstwert erhalten, angemessen an Gesellschaft und Zeitgeschehen teilhaben können sowie bedeutsame Beziehungen
individuell gestalten können, so Mayer.
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