Am 23.12.1995 landete der erste russische Charterflug nach dem 2. Weltkrieg in Salzburg
Wien (austriatourism) - „Der Vorabend des Heiligen Abends, der 23.12.1995, bescherte dem österreichischen
Tourismus ein Ereignis, das wesentlich für den Aufstieg des russischen Herkunftsmarktes zu einem der wichtigsten
Quellmärkte für unsere Destinationen werden sollte: An diesem Tag landete das erste Charterflugzeug aus
Moskau kommend in Salzburg – mit russischen Wintergästen an Bord“, erinnert sich Michael Strasser, vor 20
Jahren ÖW-Markt Manager in Moskau. Der spanische Reiseveranstalter „Ultramar-Express“ unter der Leitung von
Stephan Stein trug dabei das finanzielle Risiko dieser Pionierleistung. Die Österreich Werbung, die damals
das erste europäische Tourismusbüro in Moskau war, steckte viel Kraft in die Bewerbung dieses ersten
Charterfluges. Sie konnte aber auch weitere russische Veranstalter wie Megapolus Tours und Ascent Travel dazu bewegen,
sich beim ersten Charterflug mit Kontingenten einzukaufen.
Aus einem Charter wurden in den folgenden Jahren Dutzende, die immer mehr russische Gäste nach Salzburg und
Tirol brachten. „Die Rechnung für den österreichischen Tourismus ist aufgegangen: Bis vor kurzem konnten
jährlich zweistellige Zuwächse aus Russland verzeichnet werden“, bilanziert Gerald Böhm, seit 2014
ÖW-Markt Manager in Moskau. Doch 2014 begannen die Krisen, der Rubel brach ein und mit ihm auch die langjährige
positive Entwicklung. Auch das heurige Jahr und die laufende Wintersaison werden mit einem Minus in die Statistik
eingehen. Das bedeutet jedoch alles andere als einen Stillstand. „Für Russlands Reisemarkt war 2015 womöglich
das ereignisreichste Jahr aller Zeiten“, so Böhm.
Während zunächst europäische Destinationen in Ungnade bei den russischen Medien fielen, führten
Terroranschläge und militärische Konflikte im Herbst und Winter 2015 dazu, dass russische Gäste
nun keine organisierten Reisen in die Türkei und nach Ägypten mehr unternehmen können. Die Karten
im Spiel um die Gunst der russischen Gäste werden jetzt gerade neu gemischt und verteilt. Wer nicht auf seinen
Skiurlaub verzichten will, zieht aus Preisgründen neuerdings neben den Alpen auch die Karpaten (Polen, Slowakei)
und den Balkan (Bulgarien) ins Kalkül, auch der Kaukasus (Sotchi) erfreut sich starker Nachfrage. Sun&Beach-Urlauber
erwägen die Vereinigten Arabischen Emirate oder Thailand als Alternative zu ihren Stammdestinationen. Oder
suchen nach ganz anderen Orten für ihren Sommerurlaub.
„20 Jahre nach dem ersten Charter ist also einiges in Bewegung in Russland – insgesamt kann man von historischen
Veränderungen sprechen, in denen sich der Markt derzeit befindet“, erläutert Böhm. In dieser Phase
als Destination gesehen und wahrgenommen zu werden zählt dreifach: „Zum einen ist der richtige Werbedruck
die Voraussetzung dafür, das Marktpotenzial in vollem Umfang abzuschöpfen. Zum zweiten bedeutet Marktpräsenz
in Russland gerade jetzt auch gegenüber potenziellen Gästen ein Statement von Offenheit und Gastfreundschaft
- das aufgrund der negativen Grundstimmung in den Medien besonders deutlich wahrgenommen wird. Und schließlich
ist jetzt der Zeitpunkt, zu dem in Russland Millionen Reiseentscheidungen und Destinationspräferenzen neu
getroffen werden.“ Die Österreich Werbung setzt daher in dieser Phase auf den sprichwörtlichen „Fuß
in der Tür“ und mit einer noch 2015 einsetzenden Verstärkung der laufenden Winterkampagne und der nächstjährigen
Sommerkampagne ein Zeichen: Österreich ist einmal mehr von Anfang an dabei.
Ein Blick auf die Entwicklung des russischen Marktes in den letzten 20 Jahren verdeutlicht das – trotz aktueller
Krise – große Potenzial, das in diesem Markt steckt: Waren 1995 gerade einmal 67.000 Gäste aus der gesamten
GUS in Österreich, konnten 2005 (als bereits getrennte Statistiken geführt wurden) bereits 110.000 Ankünfte
allein aus Russland verzeichnet werden. Der bisherige Höhenpunkt wurde 2013 mit 513.000 Ankünften und
knapp 2 Mio. Nächtigungen erreicht. Trotz Rückgängen werden es 2015 immer noch rund 300.000 russische
Gäste sein, die nach Österreich kommen, drei Mal mehr als vor 10 Jahren.
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