Brüssel/Bozen (lpa) - Seit langem gibt es eine Zusammenarbeit im Bildungsbereich zwischen der Deutschsprachigen
Gemeinschaft Belgiens und Südtirol, die nun durch ein Abkommen einen formellen Rahmen erhält, das hat
die Landesregierung am 14.12. beschlossen. "Es bestehen zahlreiche Parallelen zwischen beiden Ländern.
Durch das Abkommen sollen Kooperation und Austausch weiter gefördert werden", so Landesrat Achammer.
Seit fast zwei Jahrzehnten besteht insbesondere im Bildungsbereich ein enger Kontakt zwischen Südtirol und
der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien. Die beiden Länder haben Referenten ausgetauscht, in EU-Projekten
zusammengearbeitet und sich gegenseitig unterstützt, um beispielsweise bei den Kompetenztests oder im Rat
für Rechtschreibung gegenüber den deutschsprachigen Ländern der Position deutschsprachiger Minderheiten
eine Stimme zu verleihen.
"Als Minderheitengebiete sind das Land Südtirol und die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien in einer
vergleichbaren Situation. Ähnlich wie Südtirol hat auch die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien
weitreichende autonome Zuständigkeiten in den Bereichen der Bildung, der Kultur, der Sprache oder des Denkmalschutzes",
berichtet Bildungslandesrat Philipp Achammer. "Auch angesichts der bisher gesammelten Erfahrungen haben wir
nun als Land Südtirol beschlossen, ein Zusammenarbeitsabkommen mit der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Belgiens zu unterzeichnen. Unser gemeinsames Ziel ist es, eine regelmäßige Zusammenarbeit und einen
periodischen Erfahrungsaustausch zu pflegen", so der Landesrat.
Bereits im Juni 2015 hat sich eine Delegation von Verantwortlichen im Bildungsbereich unter der Leitung von Landesrat
Achammer mit den Vertretern der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Eupen getroffen. Dabei entstand der Vorschlag,
die gute Zusammenarbeit auf eine formelle Basis zu stellen und eine Kooperationsvereinbarung auszuarbeiten.
Die Südtiroler Landesregierung hat nun das vorliegende Dokument gutgeheißen. Sobald auch die Regierung
der Deutschsprachigen Gemeinschaft ihre Zustimmung erteilt, kann somit die Unterzeichnung erfolgen. Die geplante
Zusammenarbeit betrifft unter anderem die Entwicklungsschwerpunkte und Reformen im Bildungswesen beider Länder,
die Unterrichtsentwicklung und dabei insbesondere den Umgang mit Heterogenität und Inklusion, die Sprachförderung
in einem mehrsprachigen Gebiet auch unter Berücksichtigung der Integration von Kindern und Jugendlichen aus
anderen Ländern und Kulturen, die Konzepte der Lehreraus- und -weiterbildung, das Qualitätsmanagement
im Bildungswesen, digitale Lernmaterialien und E-Learning sowie die beruflich-technische Bildung. Weiters werden
die Lancierung von gemeinsamen Projekten und die Erteilung gemeinsamer Aufträge – beispielsweise im Bereich
der Bildungsforschung –, die gemeinsame Durchführung von EU-Projekten, der Austausch von Lehrpersonen, Schülern
sowie Experten im Rahmen von Hospitationen, Praktika oder wissenschaftlichen Kooperationen und ein regelmäßiger
Informationsaustausch angestrebt. Zur Konkretisierung der Zusammenarbeit ist die Ausarbeitung von zweijährigen
Arbeitsprogrammen vorgesehen.
Die Deutschsprachige Gemeinschaft hat etwa 70.000 Einwohner, liegt im Osten Belgiens und grenzt an Deutschland
und Luxemburg. Neben der Deutschen gibt es in Belgien auch die Französische und die Flämische Gemeinschaft.
Alle drei Gemeinschaften haben eigene Regierungen und Parlamente.
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