Vor 25 Jahren wurde das „bunte, schiefe“ Haus im 3. Bezirk von Friedensreich Hundertwasser
eröffnet. Heute bewahrt es seine Werke und zeigt junge und etablierte Fotografie.
Wien (rk) - Mit dem am 17.12. in der Hundertwasser-Wohnung im 4. Stock des Kunst Haus Wien (3., Untere Weißgerberstraße
13), präsentierten Jahresprogramm geht Direktorin Bettina Leidl in ihre zweiten Saison. „Am 9. April 1991
wurde das Hundertwasser-Haus eröffnet. Dieses Jubiläum wird sich durch das ganze Jahr ziehen. Wir laden
zum Beispiel Zeitgenossen zu Gesprächen über ihn ein.“ Längerfristig werde auch nachgedacht über
eine Neugestaltung der Hundertwasser-Ausstellung im Kunst Haus Wien, einem Unternehmen der Wien Holding.
Der laufende Schwerpunkt Fotografie werde 2016 fortgesetzt: „Es geht uns um Wien und den Blick, den internationale
Fotografinnen und Fotografen darauf haben. Die Betonung liegt aber auf der österreichischen Fotoszene“, sagte
Leidl.
Alltagsfotos neu betrachtet
Zum ersten Mal werden die rund 800 Quadratmeter Fläche für Wechselausstellungen für zwei unterschiedliche
KünstlerInnen geteilt. Deren gemeinsame Klammer ist die Auseinandersetzung mit „öffentlicher Bilderflut“
aus Zeitungen, Magazinen und Plakaten, mit der Menschen täglich konfrontiert seien. „Beide sind keine klassischen
Fotografen, sondern vielmehr bildende Künstler“, sagte die Kuratorin Verena Kaspar-Eisert.
Die Wienerin Anita Witek (*1970) schneidet die vermeintlich zentralen Elemente der Gebrauchsfotografie aus, stellt
sie neu zusammen und bildet dadurch spannende Bilder mit gänzlich anderem Ausdruck. Damit wird die neue Saison
des Kunst Haus Wien eröffnet. Zu sehen ist die Fotoausstellung von 22. Jänner bis 22. Mai 2016. Gleichzeitig
werden die Fotos des Deutschen Peter Piller (*1968) gezeigt. Er schöpft aus seinem laufend ergänzten
und rund 7.000 Bilder umfassenden Zeitungsarchiv, das wiederkehrende Motive wie „Eis essende Mädchen“, Menschen,
die „in Löcher blicken“ oder die „Autos berühren“ immer wieder anders darstellt.
Internationaler Blockbuster
Ganz ohne Superstars will das Kunst Haus Wien aber nicht auskommen, schließlich zeigt sich auch das Wiener
Publikum sehr an Fotokunst interessiert. 2016 bestreitet der Magnum-Fotograf Martin Parr (*1952) die Sommerausstellung
des Hauses. Von 3. Juni bis 2. November sind seine Fotodokumente, die das Alltägliche und Absurde zeigen,
zu sehen. Für Wien arbeitet der Brite einen neuen Zyklus aus und ist daher im Februar mit der Kamera auf diversen
Bällen unterwegs.
Mit Arbeiten von Peter Dressler (1942-2013) wird der Bogen zum Begründer des Kunst Haus Wien gespannt. Denn
Dressler machte sich seinerzeit als Fotograf von Hundertwasserarbeiten einen Namen, was die Ansichtskarten im Shop
im Erdgeschoss belegen. Er beeinflusste die österreichische Kunstszene in den 1970er Jahren mit Fotoserien,
die in Anlehnung an inszenierte Filmsequenzen entstanden. Auch diese werden von 18. November 2016 bis 23. April
2017 im Kunst Haus Wien gezeigt.
Umweltschutz und Flüchtlingskrise
Gesellschaftspolitische Aspekte beeinflussen die Fotoausstellungen in der „Galerie“ im Keller des Hauses: Bis
Ende Jänner 2016 läuft „Postcards from Europe“ von Eva Leitolf, die damit die Flüchtlingsthematik
aufgegriffen hat. Im März folgt die Dokumentation von Umweltschäden durch Menschen. Um Umweltschutz und
Klimawandel geht es auch bei „Climate Changes Everything 2“ in der „Garage“ im Innenhof, die am 10. Februar startet.
Rund 120.000 Gäste aus dem In- und Ausland
Knapp 145.000 Karten wurden heuer verkauft, was aufgrund der Kombitickets einer Anzahl von rund 120.000 zahlenden
BesucherInnen im Kunst Haus Wien bedeutet. Etwa 60 Prozent der davon waren aus aller Welt, 40 Prozent der Gäste
sind aus Wien und den Bundesländern. „Wobei die Wienerinnen und Wiener immer größeres Interesse
an den Fotoausstellungen zeigen“, freute sich die Direktorin. Die Eigendeckung liege bei 60 Prozent, mit 400.000
Euro ist die Förderung der MA 7 – Kultur dotiert.
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