Aktienumsatz in Wien wächst 2015 um rund ein Viertel – Leitindex ATX liegt im internationalen
Vergleich im Spitzenfeld – Aktien bleiben als Geldanlage attraktiv
Wien (börse) - Die Wiener Börse kann auf ein solides Jahr 2015 zurückblicken. Der Aufwärtstrend
bei den Aktienumsätzen hält mittlerweile seit mehr als zwei Jahren an. Ein Zuwachs von 24,27 % beim
Handelsvolumen, ein Plus von 11,20 % beim österreichischen Leitindex ATX und Neuerungen im Anleihe-Handel
sind die Highlights des Jahres. Per 15. Dezember 2015 beträgt die Marktkapitalisierung der Wiener Börse
86,28 Mrd. EUR. Das ist ein Zuwachs von 7,86 % gegenüber dem Vorjahresultimo.
„Zwei umsatzstarke Jahre liegen hinter uns, getrieben von internationalem Investoreninteresse. Die Umsätze
an der Wiener Börse haben heuer ein stabiles, nachhaltiges Niveau erreicht. Trotz der österreichischen
Marktgröße haben wir einen kontinuierlichen Aufschwung an Liquidität erfahren. Das ist erfreulich.
Im nächsten Jahr werden wir uns auf einem ähnlichen Niveau bewegen. Der ATX ist einer der führenden
Indizes im europäischen Vergleich dank der guten Performance unserer österreichischen Unternehmen“, zieht
der Vorstand der Wiener Börse, Birgit Kuras und Michael Buhl, Resümee über das Börse-Jahr 2015.
„Die Zinserhöhung in Amerika wird tendenziell die Attraktivität von europäische Aktien im kommenden
Jahr erhöhen“, kommentieren sie die Entscheidung der FED vom 16.12.
Leitindex ATX im europäischen Spitzenfeld
Der ATX konnte im Jahr 2015 eine positive Entwicklung verzeichnen und im Zeitraum von Jänner bis 16. Dezember
2015 um 11,20 % zulegen (inkl. Dividenden 13,42 %). Das ist im europäischen Vergleich ein Spitzenwert, neben
Indizes wie dem DAX (+ 9,26 %) oder dem Euro Stoxx (+ 6,86 %).
Auf das ATX-Jahrestief im Jänner (Year-Low 14.1.2015: 2.122,08 Punkte) folgte im ersten Halbjahr 2015 eine
Aufwärtsrallye. Den Höhepunkt erreichte der ATX Mitte Mai (Year-High: 15.5.2015: 2.681,44 Punkte). Diese
Aufwärtsbewegung wurde unter anderem durch die Entspannung im Russland-Ukraine Konflikt, den niedrigen Ölpreis
und die Abwertung des Euro begünstigt. Gegen Ende des ersten Halbjahres trübte sich die positive Stimmung
angesichts der Zahlungsschwierigkeiten Griechenlands etwas ein. Der Einbruch des Aktienmarktes in China sorgte
für weitere Verunsicherung, von der sich der ATX allerdings im internationalen Vergleich gut erholen konnte.
Seit Ende des dritten Quartals verzeichnet der ATX einen erneuten Aufwärtstrend, unterstützt durch die
Ankündigung der EZB über Lockerungen der europäischen Geldpolitik.
In diesem Jahr gab es bei den größten börsenotierten Unternehmen per 16. Dezember 2015 mehr Gewinner
als Verlierer. Einige Unternehmen im prime market, dem Top Segment der Wiener Börse, verdoppelten ihren Börsewert,
so zum Beispiel Kapsch (+ 107,02 %) und Cross Industries (+ 98,53 %). Um die Hälfte zulegen konnten AT&S
(+ 58,34 %), Do&Co (+ 52,95 %) und im ATX Wienerberger (+ 48,14 %). Neben Wienerberger zählen Erste Group
Bank (+ 45,05 %) und Conwert Immobilien Invest (+ 38,35 %), Lenzing (+ 32,94 %) und Zumtobel (+ 24,49 %) im ATX
zu den Top Gewinnern.
Aktienumsatz legt um fast ein Viertel zu
Die Umsatzaktivität bei Aktien war das ganze Jahr über auf hohem Niveau und um 24,27 % höher als
im Vorjahr. Insgesamt belief sich das Handelsvolumen an der Wiener Börse bei Beteiligungswerten heuer per
15. Dezember 2015 bisher auf 56,69 Mrd. EUR (Zum Vergleich: 1. Jänner 2014 bis 15. Dezember 2014: 45,62 Mrd.
EUR). Von Februar bis November verzeichnete die Wiener Börse in jedem einzelnen Monat ein Umsatzplus im Vergleich
zum Vorjahr. Vor allem die Monate März, Juni und November waren außerordentlich stark: Im März
wurde mit knapp 5,7 Mrd. EUR der höchste Monatsumsatz seit August 2011 erzielt. Im Juni verzeichnete die Wiener
Börse den zweithöchsten Umsatz des heurigen Jahres mit 5,48 Mrd. EUR (+ 60 % ggü. 06/2014), der
November-Umsatz lag bei EUR 5,12 Mrd. Umsatz (+ 65,8 % ggü. 11/2014).
Unternehmen heuer verhaltener bei Kapitalaufnahme
Nach einem Rekordjahr bei Kapitalerhöhungen im Vorjahr (Volumen 2014 rund 4 Mrd. EUR) waren die Unternehmen
heuer vorsichtiger. Es gab sechs Kapitalerhöhungen von vier Unternehmen um rund EUR 320 Mio. Börsegang
konnte, im Gegensatz zum Vorjahr, keiner verzeichnet werden. Ein kleiner Wermutstropfen waren die Börse-Abgänge
von ATB, HEAD, MIBA und BENE, die aufgrund von Übernahmen, Unternehmenssanierung oder einer geänderten
Eigentümerstrategie in diesem Jahr vom Kurszettel der Wiener Börse verschwanden. Dafür lief die
Unternehmensfinanzierung über Anleihen weiterhin gut. Nach einem besonders starken Jahr 2014 gab es heuer
30 neue Corporate Bonds mit einem Gesamtvolumen von rund 5,2 Mrd. EUR (Vorjahr: 7,2 Mrd., 39 CBs). Die größten
österreichischen Neunotierungen unter den Corporate Bonds sind jene OMV mit 1,5 Mrd. EUR, Strabag mit 200
Mio. EUR und CA Immo mit 175 Mio. EUR. Die Wiener Börse setzte in diesem Jahr mit der Einführung des
fortlaufenden Handels für ausgewählte Anleihen auch eine Maßnahme, um den Sekundärmarkt zu
beleben und transparenter zu gestalten.
„Wir arbeiten sehr aktiv mit Unternehmen, die sich für eine Kapitalaufnahme über die Börse interessieren,
zusammen. Änderungen von Unternehmensstrategien müssen langfristig ausgelegt sein, damit ein Unternehmen
auch nachhaltig vom Kapitalmarkt profitiert. Heuer waren unsere österreichischen Unternehmen sehr vorsichtig
und mit Investitionen zurückhaltend“, erklärt Birgit Kuras die diesjährige Bescheidenheit bei der
Aufnahme von Eigenkapital, hält aber auch fest: „Das Klima wird wieder drehen, dafür sehen wir erste
Anzeichen. Ein Börsegang muss ohnehin langfristig vorbereitet werden. Wir beobachten in unseren maßgeschneiderten
Info-Workshops für Unternehmen und laufenden Unternehmensbesuchen rege Nachfrage und Informationsbedarf.“
Themen für 2016
Der Wiener Börse-Vorstand erwartet für das Jahr 2016 ein anhaltend großes Interesse von Investoren
und Handelsteilnehmern, vor allem weil die Qualität der österreichischen börsenotierten Unternehmen
auch im kommenden Jahr überzeugen wird. „Die Niedrigzinspolitik, ein schwächerer Euro und weiterhin niedrige
Energiekosten können der Aufwärtsentwicklung des ATX im nächsten Jahr zuträglich sein“, schließt
sich der Vorstand der Wiener Börse auch der Meinung von Analysten an.
Die Wiener Börse appelliert weiterhin an die Politik für eine Stärkung von Eigenkapitalfinanzierung
und Aktienkultur in Österreich. „Einzelne Maßnahmen wie die Prospektrichtlinie im Rahmen der europäischen
Kapitalmarktunion versprechen Erleichterungen, vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen. Auf dieser
Linie sollte in Österreich auf nationaler Ebene rasch weitergearbeitet werden. Konterkarierende Maßnahmen
wie eine Finanztransaktionssteuer, die nicht einmal EU-weit unterstützt wird, sollte dringend von der Agenda
gestrichen werden“, so Michael Buhl.
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