Stromnetzentgelte steigen im neuen Jahr für Haushalt im Schnitt um zwölf Euro wegen
hohen Investitionen in Stromnetze und sinkender Stromnachfrage – Beschluss der Regulierungskommission
Wien (e-control) - Die Stromnetzentgelte werden mit 1. Jänner 2016 für einen Durchschnittshaushalt
um zwölf Euro im Jahr steigen. Die Steigerung um 5,7 Prozent im Vergleich zu 2015 hat die Regulierungskommission
des Energieregulators E-Control heute, Mittwoch, beschlossen. Die Netzentgelte machen rund ein Drittel der gesamten
Stromrechnung aus und werden jährlich neu festgelegt. Gründe für die Steigerung sind hohe Investitionen
in die Stromnetze und eine geringere Stromnachfrage. Da immer mehr Haushalte eigenen Strom etwa mit Photovoltaikanlagen
erzeugen und weniger Strom aus dem öffentlichen Netz nachfragen, zahlen diese keine oder nur geringe Netzkosten.
Die Kosten für die Netzinfrastruktur muss daher von einem immer kleineren Verbraucherkreis bezahlt werden,
was für diese zu Erhöhungen führt. Die neuen Entgelte werden in den nächsten Tagen im Bundesgesetzblatt
veröffentlicht. 2015 sind die Stromnetzentgelte im Schnitt weitgehend stabil geblieben mit einer leichten
Steigerung um 0,26 Prozent für Haushalte.
Steigerungen je nach Bundesland unterschiedlich
Hohe Steigerungen bei den Stromnetzentgelten gibt es in den Netzgebieten Niederösterreich (+10,98 Prozent),
Tirol (+11,4 Prozent) und Innsbruck (+11,44 Prozent). Hier schlagen die hohen Investitionskosten in die Netze,
geringere Stromabgabemengen sowie vorgelagerte Netzkosten am deutlichsten durch. In den restlichen Netzgebieten
sind im Haushaltsbereich moderate Entgeltsteigerungen zu verzeichnen, in Graz etwa beträgt das Plus 2,28 Prozent,
in Linz drei Prozent. Außergewöhnlich hohe Steigerungen von 22 Prozent gibt es aufgrund von Sondereffekten
im Netzbereich Kleinwalsertal in Vorarlberg. Das dortige Netzgebiet ist an einen deutschen Netzbetreiber angeschlossen,
wo eine außerordentliche Erhöhung der vorgelagerten deutschen Netzkosten erfolgt.
Hohe Investitionen in Stromnetze
Die Bruttoinvestitionen in die heimischen Stromnetze waren 2014, dem Referenzjahr für die Netzentgelte
2016, mit rund 700 Millionen Euro pro Jahr mehr als doppelt so hoch wie in den Anfangsjahren der Regulierung zwischen
2001 und 2004. Vor allem aufgrund vieler neuer Ökostromanlagen wie etwa Windkraftwerken mussten Stromleitungen
erneuert und Kapazitäten erweitert werden. Nicht zuletzt deshalb steigen für sämtliche Stromkunden
(Haushalte, Industrie und Gewerbe) die Stromnetzentgelte im österreichweiten Schnitt 2016 um 5,93 Prozent
(Haushalte alleine um 5,7 Prozent). Damit kommt es erstmals seit der Marktöffnung 2001 und der damit einhergehenden
Regulierung der Stromnetze zu merkbaren Steigerungen. Seit der Liberalisierung zahlen alle Stromkunden in Österreich
jährlich rund ein Viertel (23,8 Prozent) weniger Netzkosten als noch auf Basis der Entgelte aus 2001. Das
ist eine jährliche Ersparnis von 537 Millionen Euro – und das ohne Berücksichtigung der Inflation.
Stromrechnung durch Anbieterwechsel senken
Um die Stromrechnung trotz steigender Netzentgelte zu senken, empfiehlt die Regulierungsbehörde E-Control
den Wechsel des Stromlieferanten. Der Wechsel vom angestammten Versorger zum günstigsten Anbieter spart einem
Durchschnittshaushalt derzeit bis zu 260 Euro im Jahr inklusive Neukundenrabatt. Bis Ende September haben heuer
bereits 116.000 Haushalte und Unternehmen ihren Stromlieferanten gewechselt. Mit dem Tarifkalkulator der E-Control können Konsumenten innerhalb weniger Minuten ihren günstigsten
Stromlieferanten finden. Bei den meisten Lieferanten kann der Wechsel mittlerweile bequem online erledigt werden.
Lieferant frei wählbar, Netzbetreiber bleibt derselbe
Von welchen Lieferanten man seinen Strom bezieht, kann jeder Kunde frei entscheiden. Ein Haushalt in Wien kann
derzeit zwischen 34 verschiedenen Stromlieferanten mit unterschiedlichen Preisen wählen. Der Netzbetreiber,
der unter anderem das Stromnetz betreibt und wartet, bleibt dagegen abhängig vom Wohnort immer derselbe und
kann nicht gewechselt werden.
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