… trotz derzeit schlechter Konsumentenstimmung – Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im
November auf neues Jahrestief von minus 0,3 Punkten
Wien (bank austria) - „Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im November abermals gesunken. Mit nunmehr
minus 0,3 Punkten hat der Indikator knapp vor dem Jahreswechsel den schlechtesten Wert des laufenden Jahres erreicht“,
so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der Indikator weist den dritten Monat in Folge auf eine leichte
Verlangsamung der Konjunktur hin und zeigt darüber hinaus eine Auseinanderentwicklung von Aus- und Inlandsnachfrage
an, die sich gemäß den zugrundeliegenden Stimmungsindikatoren jüngst sogar verstärkt hat.
„Der Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators im November ist vor allem auf die nochmalige Verschlechterung
der Stimmung der heimischen Konsumenten zurückzuführen, während bei weiterhin günstigem europäischem
Umfeld die österreichische Industrie mit mehr Zuversicht dem Jahreswechsel entgegen blickt“, analysiert Bruckbauer.
Ungeachtet des Rückgangs im November und eines zu erwartenden durchschnittlichen Werts des Bank Austria Konjunkturindikators
von minus 0,2 Punkten im Schlussquartal 2015 – dem schlechtesten Ergebnis seit über drei Jahren – gehen die
Ökonomen der Bank Austria davon aus, dass die österreichische Wirtschaft Ende 2015 ihren moderaten Erholungskurs
beibehalten hat. „Für das letzte Quartal erwarten wir mit einem Plus von 1,4 Prozent zum Vorjahr sogar das
stärkste Wirtschaftswachstum des Jahres 2015. Damit wird im Gesamtjahr 2015 der von uns seit langer Zeit prognostizierte
BIP-Anstieg von 0,9 Prozent erreicht werden“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Ausschlaggebend
für die Fortsetzung des Wachstumskurses ist zum einen, die Verbesserung der Nachfrage für die exportorientierten
Produktionsbetriebe, die sich in der Industriestimmung klar widerspiegelt. Die Aufträge aus dem Ausland nehmen
zu. Seit dem Sommer tendieren die Exporte wieder leicht nach oben. Zum anderen scheint der Pessimismus der österreichischen
Konsumenten deutlich überzogen zu sein. Entgegen der durch die Flüchtlingsthematik und die fehlende Entspannung
am Arbeitsmarkt belasteten Stimmung zeigen die realen Wirtschaftsdaten, wie etwa die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze,
eine zumindest moderate Unterstützung des Wirtschaftswachstums durch den Konsum.
Höheres Wachstum 2016/17
„Für das Jahr 2016 und 2017 erwarten wir einen spürbar stärkeren BIP-Anstieg von 1,5 Prozent. Doch
nicht nur das Tempo, vor allem die dahinterstehenden Impulse für das Wirtschaftswachstum werden sich stark
von jenen des laufenden Jahres unterscheiden. Während 2015 externe Effekte, wie die Abschwächung des
Euros und der gesunkene Ölpreis unterstützten, wird 2016 vor allem im Zeichen der Budgetpolitik stehen.
Zur Steuerreform und den Ausgaben für die Flüchtlingsbetreuung kommen auch geringe positive Effekte durch
die Wohnbauinitiative hinzu“, so Pudschedl.
Im Jahr 2015 haben der schwächere Wechselkurs und die niedrigeren Rohstoffpreise mehr als zwei Drittel des
gesamten BIP-Wachstums getragen. Während von der Budgetpolitik kaum Impulse ausgingen, unterstützte auch
der Rückgang der Zinsen. Die nachlassende Dynamik des Welthandels hingegen stellte eine erhebliche Belastung
dar. Die stützende Wirkung des Wechselkurses und der Ölpreise wird 2016 voraussichtlich kaum mehr bestehen
und auch der Beitrag des Zinsrückgangs wird zumindest schwächer ausfallen. Den entscheidenden Unterschied
wird 2016 in Österreich jedoch die Haushaltspolitik ausmachen. Allein durch die Steuerreform ergibt sich ein
positiver Wachstumseffekt von insgesamt rund 0,4 Prozent des BIP. Zudem dürften höhere Staatsausgaben
bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise einen kurzfristigen Wachstumseffekt im Jahr 2016 von etwa 0,2
Prozentpunkten auslösen. Darüber hinaus wird die allmähliche Erholung des Welthandels unterstützen.
Neben der Stabilisierung in den Industrieländern scheint die Wachstumsschwäche der Schwellenländer
weitgehend bereits hinter uns zu liegen. Für 2017 ist keine weitere Beschleunigung des Wirtschaftswachstums
in Österreich zu erwarten, obwohl vom schwungvolleren Welthandel mehr Unterstützung in Sicht ist. Denn
neben den abnehmenden fiskalischen Impulsen werden auch eine erneute Aufwertung des Euro und ein voraussichtlich
höherer Ölpreis die Wachstumsaussichten begrenzen.
Inflation steigt 2016 moderat
Voraussichtlich etwas höhere Rohstoffpreise werden 2016 und vor allem 2017 mitverantwortlich für eine
stärkere Teuerung sein. Nach durchschnittlich 0,9 Prozent im Jahr 2015 ist für 2016 mit einem Anstieg
der Inflation auf 1,7 Prozent und 2017 weiter auf 1,9 Prozent zur rechnen. Der Ölpreis wird von den Ökonomen
der Bank Austria mit durchschnittlich 60 USD pro Barrel im Jahr 2017 jedoch weiterhin sehr moderat erwartet. Daher
ist vor allem das Anziehen der Binnenkonjunktur nachfrageseitig für den Druck auf die Preise verantwortlich.
Die Steuerreform wird unter anderem durch die Anhebung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes von 10 auf
13 Prozent für ausgewählte Umsätze für einen geringen erhöhenden Effekt sorgen.
Lage am Arbeitsmarkt stabilisiert sich
Trotz des schwungvolleren Wachstums bleibt die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt auch 2016/17 angespannt.
Nach 9,1 Prozent im Jahr 2015 wird die Arbeitslosenquote auf 9,5 Prozent im Durchschnitt ansteigen. Damit gehen
die Ökonomen der Bank Austria zumindest von einer Stabilisierung aus, da die in der jüngsten Vergangenheit
maßgeblichen Faktoren, die das Arbeitskräfteangebot stark erhöht haben, tendenziell nachlassen
werden. „Österreich kann sich zwar dem rückläufigen Trend der Arbeitslosigkeit in Europa noch nicht
anschließen, wird mit durchschnittlich 6,1 Prozent gemäß Eurostat-Definition in den kommenden
beiden Jahren 2016 und 2017 jedoch weiterhin eine der niedrigsten Arbeitslosenquote am Kontinent aufweisen“, so
Bruckbauer abschließend.
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