Österreichische Unternehmen und Forscher reüssieren bei EU-Programm Shift2Rail –
Starke österreichische Beteiligung an 920-Mio.-Euro-Innovationsvorhaben – Entwickelt werden neue Technologien
für die Verlagerung auf die Schiene
Brüssel/Wien (bmvit) - Verlagerung auf die Schiene durch innovative Technologien – das ist das Ziel
von Shift2Rail, einer Public-Private-Partnership zwischen der Europäischen Union und dem Eisenbahnsektor.
Als Forschungs- und Innovationsvorhaben soll es die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Bahnindustrie
sichern und stärken sowie gleichzeitig einen Beitrag zur Erreichung der Verlagerungsziele aus dem Weißbuch
Verkehr leisten. Insbesondere durch Entwicklung, Integration, Demonstration und Validierung innovativer Technologien
und Lösungen für Schienenfahrzeuge, Infrastruktur und Verkehrsmanagementsysteme soll Shift2Rail zur Beschleunigung
und Erleichterung der Markteinführung entscheidender technologischer Neuerungen beitragen. Jetzt ist die Förderentscheidung
gefallen, mit dem erfreulichen Ergebnis, dass das größte Eisenbahntechnologieprogramm der EU mit starker
österreichischer Beteiligung startet.
Für das Vorhaben steht über die Laufzeit von sechs Jahren ein Budget von 920 Mio. Euro zur Verfügung,
davon 450 Mio. Euro aus Horizon 2020, dem EU-Programm für Forschung und Innovation. Die restlichen 470 Mio.
Euro waren als Beitrag seitens der Gründungsmitglieder und Assoziierten Mitglieder aufzustellen. Um Assoziiertes
Mitglied über die Laufzeit zu werden, mussten sich interessierte Einzelunternehmen und Konsortien 2015 einem
mehrstufigen Auswahlverfahren stellen. 17 von 43 Bewerbungen schafften die Aufnahme und sind seit 11.12. Assoziiertes
Mitglied in Shift2Rail.
Unter die 17 Assoziierten Mitglieder schafften es erfreulicherweise drei mit österreichischem Hintergrund:
zwei Konsortien, nämlich das „Virtual Vehicle Austria Consortium+“ mit zwölf österreichischen Partnern
und „EUROC“ mit der ÖBB-Infrastruktur AG als Partner, und ein österreichisches Einzelunternehmen, nämlich
Kapsch CarrierCom AG. Diese österreichischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen werden über die
Laufzeit gemeinsam insgesamt 21 Mio. Euro in das Vorhaben einbringen und weitere 12 Mio. Euro aus Horizon 2020
als Förderung erhalten und somit insgesamt ein Forschungsbudget von 33 Mio. Euro über die nächsten
sechs Jahre aufstellen können. „Davon werden sowohl der Forschungs- und Innovationsstandort Österreich
als auch das Verkehrssystem profitieren“, betont Technologieminister Alois Stöger.
Stöger weist darauf hin, dass die heimischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen in der Eisenbahntechnologie
international gesehen zu den besten gehören. So ist unter den österreichischen Beteiligungen an Shift2Rail
fast alles vertreten, was Rang und Namen hat in der österreichischen Eisenbahnindustrie und -forschung.
Das Technologieministerium (BMVIT) hat das Vorhaben von Beginn an unterstützt, weil es verspricht, Forschung
und Innovation im Bahnsektor auf europäischer Ebene zu bündeln und erstmals auf eine systemische Betrachtung
des Systems Bahn und seiner Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern abzielt. Zudem sichert es die Wettbewerbsfähigkeit
der österreichischen Bahnindustrie und deckt sich mit den Zielen des Gesamtverkehrsplans aus 2012 betreffend
Umweltfreundlichkeit und Effizienz des Verkehrs.
Beim großen österreichischen Konsortium „Virtual Vehicle Austria Consortium+“ sind österreichische
Akteure aus der Bahnindustrie (voestalpine Schienen GmbH, voestalpine VAE GmbH, Plasser & Theurer, FCP Fritsch,
Chiari & Partner ZT GmbH, Getzner Werkstoffe GmbH, Kirchdorfer Fertigteilholding GmbH, PJ Messtechnik GmbH,
AVL List GmbH), aus der Bahnforschung (die drei COMET K2-Zentren Virtual Vehicle Research Center, AC2T research
GmbH, Materials Center Leoben Forschung GmbH) sowie der Nahverkehrsbetreiber Wiener Linien GmbH & Co KG dabei.
Damit die Forschungseinrichtungen in diesem Konsortium die Aufstellung des Eigenbeitrags schafften und sich das
Konsortium so überhaupt erst als Associated Member bewerben konnte, hat das BMVIT dem Konsortium auf die nächsten
sechs Jahre eine Unterstützung von zwei Millionen Euro zugesagt. Jeweils eine weitere Million Euro bringen
die Länder Steiermark und Niederösterreich ein.
Im Folgenden die österreichischen Assoziierten Mitglieder im Detail:
Virtual Vehicle Austria Consortium+ mit zwölf österreichischen Partner
Vier österreichische Marktführer der internationalen Bahn-Branche, der größte Frachtwagonhersteller
Europas sowie acht weitere Top-Player aus Industrie und Wissenschaft haben sich zum Virtual Vehicle Consortium+
(VVAC+) zusammengeschlossen. Unter der Koordination des an der TU Graz angesiedelten Forschungszentrums Virtual
Vehicle wollen 13 führende und global angesehene Player aus Mitteleuropa (zwölf davon aus Österreich,
einer aus der Slowakei) gemeinsam an der Erreichung der ambitionierten EU-Ziele mitwirken.
Das Rückgrat des VVAC+ bilden vier Hersteller aus der Industrie (z.B. voestalpine, Plasser&Theurer oder
TATRAVAGONKA), die über wertvolle Schlüsseltechnologien in Bereichen wie Schienen, Weichen, Güterwagen,
Schwellen oder Wartungsfahrzeuge verfügen. Die beteiligten Zulieferer, KMUs, Ingenieursdienstleister und Forschungseinrichtungen
ebnen den Weg für die erfolgreiche Entwicklung neuer Technologien und bringen neue Blickwinkel, zum Teil auch
aus anderen Branchen, ein (z.B. Automotive/Großmotoren durch AVL List). Die Wiener Linien sind ebenfalls
Teil des VVAC+ und werden Infrastruktur zur Verfügung stellen sowie die neu entwickelten Technologien integrieren
und testen.
Die Konsortialpartner verfügen über tiefgehende Expertise in sehr unterschiedlichen Bereichen und sind
somit im Stande, nicht nur Teillösungen sondern Innovationen für das „Gesamtsystem Bahn“ zu entwickeln
(z.B. fast wartungsfreie Weichen oder ultraleise Güterwagen).
Das VVAC+ setzt seine Kompetenzen in hauptsächlich zwei der fünf Innovationsprogramme der europäischen
Shift2Rail -Initiative ein. Der Fokus liegt auf der Umsetzung von kosteneffizienter und leistungsfähiger Infrastruktur
(IP 3) sowie auf Technologien für einen nachhaltigen und attraktiven europäischen Güterverkehr (IP
5).
EUROC mit ÖBB-Infrastruktur AG als Partner
Die ÖBB-Infrastruktur AG wird sich gemeinsam mit anderen mittelgroßen europäischen Bahnen im Rahmen
des EUROC-Konsortiums an Shift2Rail beteiligen um in den nächsten sechs Jahren die Entwicklung von innovativen
Produkten und Services zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Eisenbahnen voranzutreiben. Der Fokus der
Beteiligung der ÖBB-Infrastruktur AG liegt im Bereich des Innovationsprogrammes 3 – Infrastruktur, wobei hier
insbesondere eine Erhöhung der Verfügbarkeit der Anlagen, die Reduktion der Lebenszykluskosten und innovative
Lösungen für Verkehrsstationen angestrebt werden. Neben Spezifikationen am Beginn der Entwicklungsarbeit
für mehr Kundenattraktivität und höhere Kosteneffizienz spielen Demonstratoren am Ende eine wichtige
Rolle, da die durch Shift2Rail erarbeiteten Innovationen hier in der Praxis getestet und umgesetzt werden können.
Kapsch CarrierCom AG
Als führender Systemhersteller und Lieferant von Telekommunikationslösungen für den Betriebsfunk
von Bahnen plant Kapsch CarrierCom innerhalb Shift2Rail Forschungsarbeiten im Bereich IP2 – Erweiterte Verkehrsmanagement
und Leitsysteme. Im Detail wird Kapsch CarrierCom die Analyse, Spezifikation und Implementierung eines Prototyps
für Notfallrufanwendungen des Bahnkommunikationssystems der Zukunft vornehmen. Ergänzt wird das Forschungsprojekt
durch innovative Ansätze zur Reduzierung von Kosten und Komplexität während Systemtests und Systemvalidierung
und die Definition von neuen Prozesse und Strukturen für die Erkennung und Abwehr von Angriffen auf Eisenbahn
ITC Systeme.
Weitere österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben noch über die Laufzeit die Chance
sich als Partner über einzelne Ausschreibungen zu konkreten Themen zu beteiligen. Es gelten die Horizon-2020-Beteiligungsregeln.
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