Sternsingen war für viele Menschen ein wichtiger Zuverdienst, um im Winter überleben
zu können
Salzburg (lk) - Von 25. Dezember bis 6. Jänner sind auch diesen Winter wieder die Sternsinger, meist
als die Drei Heiligen Könige Caspar, Melchior und Balthasar verkleidet, unterwegs und sammeln Geld für
wohltätige Zwecke. Daran beteiligen sich heute Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Für einen großen
Teil der Bevölkerung gehören der Besuch der Sternsinger im Haus, das Anschreiben der Jahreszahl und die
Spende zum fixen Bestandteil des Kalenders. Der christliche Brauch hat sich über die Jahrhunderte hinweg jedoch
verändert.
Im 19. Jahrhundert gab es noch eine enge Verbindung zwischen Sternsinger-Liedern, Weihnachts- und Nikolausspielen.
"Diese Lieder wurden teils von umherziehenden Erwachsenen, manchmal auch von Familien vorgetragen und dienten
als 'Heischegang' in erster Linie dem Broterwerb", erklärte Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Leiterin des
Salzburger Landesinstitutes für Volkskunde, am 27.12. "An Inn und Salzach waren es vor allem die Schiffer,
die im Winter einen Zusatzverdienst brauchten, um ihre Familien ernähren zu können", so Kammerhofer.
Dieser Heischebrauch ist bis in das 16. Jahrhundert zurück nachweisbar. Freilich wurden die Heischenden da
und dort auch Ziel von Spottversen wie jenem: "Die heilig'n drei König' mit ihrem Stern, sie essen, sie
trinken, sie zahlen nit gern."
"Schon unter Erzbischof Hieronymus Colloredo Ende des 18. Jahrhunderts, vor allem aber unter der Bayerischen
Landesregierung ab 1810 wurden Heischebräuche wie das Sternsingen, aber auch das Sammeln der Rauchfangkehrergesellen
reglementiert und schließlich verboten", erklärt Michael Greger vom Salzburger Volkskundeinstitut.
Vorläufer der Sternsinger-Aktion geht auf Wiener Beamten zurück
Die erfolgreiche Belebung des Sternsingens und damit der Vorläufer der Sternsinger-Aktion geht auf den Wiener
Beamten Franz Pollheimer (1900 bis 1986) zurück. Er sammelte mit seinen Kindern zwischen 1946 und 1954 in
einer privat inszenierten Sternsinger-Aktion in Maria Treu in der Josefstadt für die Restaurierung des Stefansdomes,
der Piaristenkirche Maria Treu, für Flüchtlinge und Missionsprojekte. Sein Sohn, Klaus Pollheimer, erinnert
sich an den verwendeten Spruch, der auch nach Laupheim in Deutschland gelangte und dort einige Zeit Verwendung
fand: "Des Gotteskindes Frieden kehr ein in euer Haus und schütte Glück und Segen auf eure Häupter
aus! Gesundheit mög's euch geben, recht viel fürs ganze Leben, bis dass wir alle kommen glückselig
einst zusammen – in gloria dei patris im Himmel oben – Amen."
Sternsingen heute
Das heutige Sternsingen der Katholischen Jungschar ist eine der größten Hilfsaktionen für bedürftige
Menschen in vielen Teilen der Welt. Die Dreikönigsaktion ermöglicht mehr als einer Million Menschen eine
Verbesserung ihrer Lebenssituation. Jährlich werden mit den eingenommenen Spenden mehr als 500 Projekte in
Afrika, Asien und Lateinamerika in den Bereichen Pastoralarbeit, Gesundheit, Straßenkinder, Ausbildung, Menschenrechte,
Einsatz für Indigene und Umweltschutz unterstützt. Daneben werden mit Bildungsarbeit in Europa Vorurteile
der Menschen abgebaut und Anwaltschaften bei Missachtung von Menschenrechten in Entwicklungsländern übernommen.
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