Die Preise für Paketzustellungen ins Ausland durch nationale Postdienste sind fast fünfmal
höher als für Paketzustellungen im Inland.
Brüssel/Berlin (ec) - Dies ergab eine Studie, die die Europäische Kommission am 22.12. veröffentlicht
hat. Verbraucher und Einzelhändler werden demnach immer noch durch die hohen Kosten für grenzüberschreitende
Zusendungen und die Probleme bei der Onlinebestellung in einem anderen Land abgeschreckt. Dabei könnten Verbraucher
EU-weit jährlich mehr als 11 Mrd. Euro sparen, wenn sie bei Onlinekäufen aus dem vollen Angebot an Waren
und Dienstleistungen auswählen könnten.
EU-Kommissionsvizepräsident Andrus Ansip, zuständig für den digitalen Binnenmarkt, wies darauf hin,
dass das Potenzial des E-Commerce bisher nicht ausgenutzt wird. Binnenmarktkommissarin Elzbieta Bienkowska fügte
hinzu: "Unser Ziel ist es, die grenzüberschreitende Versendung von Paketen sowohl für den Einzelnen
als auch für kleine und mittlere Unternehmen reibungslos und kostengünstiger zu machen – nicht über
Preisregulierung oder Preisobergrenzen sondern durch mehr Transparenz und Wettbewerb."
Zurzeit kaufen 44 Prozent der Verbraucher online in ihrem Land, nur 15 Prozent kaufen in einem anderen EU-Land
ein. Der Umfang des elektronischen Handels variiert stark je nach Mitgliedstaat. Während im Jahr 2012 im Vereinigten
Königreich 82 Prozent der Internetnutzer Online-Einkäufe getätigt haben, machten in Rumänien
nur 11 Prozent der Internetnutzer von dieser Möglichkeit Gebrauch. In Deutschland, dem Vereinigten Königreich
und in Frankreich werden 60 Prozent des EU-weiten Onlinehandels getätigt. Der grenzüberschreitende elektronische
Handel wächst in der EU aber langsamer als der Handel innerhalb der Inlandsmärkte: 54 Prozent der Internetnutzer
in der EU haben 2012 bei einem Online-Einzelhändler aus ihrem Land eingekauft, lediglich 14 Prozent haben
dies bei einem Händler aus einem anderen Land getan.
Die Erwartungen und Bedürfnisse der Verbraucher und Online-Einzelhändler in Bezug auf Schnelligkeit,
Qualität, Zuverlässigkeit und Kosten der Zustellung werden jedoch nicht immer erfüllt. Probleme
mit der Zustellung machen den Löwenanteil der beim Netzwerk der Europäischen Verbraucherzentren eingehenden
Verbraucherbeschwerden über grenzüberschreitende Online-Geschäfte aus. Zustellungsprobleme sind
ein wichtiger Faktor für die Entscheidung des Verbrauchers, seinen Online-Kauf abzuschließen oder abzubrechen.
Gleichzeitig sind Zustellungen an Verbraucher im elektronischen Handel ein Wachstumsmotor für den europäischen
Paketzustellungsmarkt.
Diese Einschränkungen will die Kommission beheben und hat daher die Öffentlichkeit bereits in einem Grünbuch
über einen integrierten Zustellungsmarkt für das Wachstum des elektronischen Handels in der EU und in
einer Konsultation zur grenzüberschreitenden Paketzustellung um Stellungnahmen gebeten. Zusätzlich hat
sie einen Fahrplan für die Vollendung des Binnenmarkts für die Paketzustellung vorgelegt. In ihrer Strategie
für den digitalen Binnenmarkt hat die Kommission in diesem Jahr angekündigt, dass sie die Versendung
von grenzüberschreitenden Paketen preisgünstiger machen will und im Frühjahr 2016 vorstellen wird,
wie Preistransparenz und Regulierung im grenzüberschreitenden Paketmarkts verbessert werden können.
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