Mit Balthasar Klossowski de Rola (bekannt als „Balthus“), Martin Kippenberger und Georgia O’Keeffe
stehen drei große Personalen am Programm
Wien (lcg) - Noch bis einschließlich 31. Jänner 2016 beschäftigt sich die frisch vom Profil
zur „Ausstellung des Jahres 2015“ gekürte Schau „Liebe in Zeiten der Revolution – Künstlerpaare der russischen
Avantgarde“ mit den bahnbrechenden Errungenschaften russischer Künstlerpaare zu Zeiten der Oktoberrevolution.
Das Ausstellungsjahr 2016 spannt dann mit Balthus, Martin Kippenberger und Georgia O’Keeffe den Bogen von Europa
in die Vereinigten Staaten.
„Erstmals in seiner Geschichte widmet das Bank Austria Kunstforum Wien ein ganzes Ausstellungsjahr großen
Namen der jüngeren Kunstgeschichte. Von der 1887 geborenen amerikanischen Maler-Ikone O’Keeffe, über
den 1908 in Paris geborenen Balthus bis zum 1953 in Deutschland geborenen Kippenberger reicht die Darstellung einzigartiger
Positionen in der Kunst des 20. Jahrhunderts“, fasst Direktorin Ingried Brugger zusammen.
„Balthasar Klossowski de Rola – Balthus“ von 24. Februar bis 19. Juni 2016
Im Frühjahr 2016 zeigt das Bank Austria Kunstforum Wien erstmals in Österreich eine Retrospektive zum
Werk Balthasar Klossowski de Rolas, genannt „Balthus“. Balthus wird in diesem Projekt anhand seiner wichtigsten
Themen verstanden: Straße und Stadt im Gegensatz zu pastoraler Natur, das klassische Porträt, der weibliche
Akt, vorwiegend exerziert an adoleszierenden Mädchen. Balthus’ Entwürfen für das Theater ist erstmals
ein eigenes Kapitel gewidmet, in dessen Zentrum die 1950 für das Festival in Aix en Provence entstandenen
Dekors für Mozarts „Cosí fan tutte“ stehen. Der Beurteilung Balthus’ als Künstler abseits der
Normen spürt die Ausstellung des Bank Austria Kunstforum Wien nach – Balthus, der mittels subtiler Nuancen
eine erstarrte, unheimlich-hintergründige Harmonie herstellt.
„Martin Kippenberger – T.ü. (Titel überflüssig)“
von 8. September bis 20. November 2016
Martin Kippenberger (geboren 1953 in Dortmund, gestorben 1997 in Wien) ist einer der wichtigsten und gleichzeitig
umstrittensten Künstler des 20. Jahrhunderts. „Selbstdarsteller“, „enfant terrible“, „Kunst-Punk“ – die Etiketten,
die Kippenberger aufgedrückt bekommen hat, sind so zahlreich wie inhaltsleer, immer jedoch konzentrieren sie
sich auf die außergewöhnliche Persönlichkeit des Künstlers. Das liegt daran, dass sich um
die „großen Nummern“ der Kunst des 20. Jahrhunderts, unter denen Kippenberger mittlerweile zweifelsohne auch
rangiert, nach wie vor ein Personenkult rankt. Kippenberger selbst hat diese Tendenz früh erkannt und sie
sich zunutze gemacht, das eigene Konterfei bleibt eine Konstante, er thematisierte die Rolle des Künstlers,
den Kunstmarkt und Kunstbetrieb gleichermaßen in seinem Werk und schonte sich, gleich einer „Kerze die von
beiden Seiten brannte“ (Diedrich Diederichsen) dabei selbst nicht. Die Ausstellung des Bank Austria Kunstforum
Wien bewegt sich bewusst weg von der bis dato stark biografisch ausgerichteten Rezeption und legt erstmals einen
Fokus auf Sprache – innerhalb Kippenbergers multimedialem Śuvre das durchgängig stets bevorzugte Medium, das
sich unter anderem als Text im Bild, Wortwitz und schlechter Witz, Missverständnis, Slogan oder auch in Form
von Künstlerbüchern, Stickern und Plakaten artikuliert.
„Georgia O’Keeffe“ von 30. November 2016 bis 12. März 2017
Georgia O’Keeffe hat sich als mythische Figur und Malerin der erotisch konnotierten floralen Bilder und körperbezogenen
Landschaften in die Kunstgeschichte eingeschrieben. In den USA ist sie eine Kunstikone, am Kunstmarkt führt
sie mittlerweile die Rankings der teuersten Künstlerinnen an. In der bis dato größten europäischen
O’Keeffe-Ausstellung steht das malerische Śuvre von den künstlerischen Anfängen um 1915 bis zum Spätwerk
der 1970er Jahre im Fokus. Für Wien ist diese Retrospektive, die in Kooperation mit Tate gezeigt wird, eine
sensationelle Premiere: O’Keeffes modernistisches Frühwerk der 1910er Jahre zählt zu den herausragenden
Beiträgen der Abstraktion in der Gefolgschaft von Wassily Kandinsky und František Kupka. Emotionalität,
Unbewusstes, symbolistisch Ornamentales und Organik stehen im Zentrum. Die im folgenden Jahrzehnt entstandenen
Blumen-Bilder zählen zu den populärsten und eindringlichsten Sujets ihres gesamten Werks: Orchideen und
exotische Pflanzen im Close Up mit weiblich-erotischer Formensprache. Ein weiterer Schwerpunkt der Schau liegt
auf den Bildern, die ab 1930 in New Mexico entstanden sind. Die Landschaftsbilder veranschaulichen die mentale
Vereinigung mit der kargen Gegend. O’Keeffes Spätwerk ist geprägt von Reduktion und Spiritualität
– ein Schweben über abstrakten Landschaften. Die Ausstellung verdeutlicht O’Keeffes einzelgängerische
und authentische Position in der Moderne, sowie ihre singuläre Strahlkraft, die bis in die Gegenwartskunst
andauert.
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