Julius Brennecke vom IMBA, erhielt kürzlich einen ERC Consolidator Grant. Bisher wurden
insgesamt 34 ERC Grants an den akademischen Instituten des Vienna Biocenters verliehen.
Wien (öaw) - Bereits im Jahr 2010 erhielt Julius Brennecke, Gruppenleiter am Institut für molekulare
Biotechnologie (IMBA), einen der begehrten Starting Grants des European Research Council (ERC) zum Aufbau seiner
Forschungsgruppe am IMBA. Diese Förderung hat entscheidend dazu beigetragen sein Labor zu einem der führenden
im Themenbereich der RNA Interferenz zu etablieren. Der Erfolg der letzten Jahre hat dann auch maßgeblich
zur Bewilligung des mit € 2 Millionen dotierten ERC Consolidator Grants beigetragen. „Die großzügige
ERC Förderung wird es mir weiterhin ermöglichen Top-Wissenschaftler zu rekrutieren und mehr Risiko bei
den Projekten einzugehen“, sagt Brennecke.
Im Mittelpunkt der Forschung von Julius Brennecke stehen die molekularen Prozesse des piRNA Signalweges in der
Fruchtfliege Drosophila. Dieser Mechanismus, der in allen Tieren zu finden ist, gehört zur Gruppe der kleinen
RNA Signalwege, welche maßgeblich an der Regulation von Genen, Viren und Transposons beteiligt sind. Das
Besondere am piRNA Signalweg ist, dass er wie ein Schutzmechanismus für das Genom wirkt, indem er Transposons
in den Zellen der Keimbahn unterdrückt. Transposons sind ‚egoistische Gene’, DNA Abschnitte, die von einem
Ort im Genom zum anderen springen können und somit oft schädliche Mutationen verursachen. Die Erforschung
dieses genetischen Konflikts wird daher grundlegende Einblicke in die Co-Evolution von Transposons und Wirtsgenom
liefern. Zugleich erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Prozesse der Genexpression
aufzudecken.
Die Forschungsgruppe um Brennecke konnte in den letzten Jahren zeigen, dass der piRNA Signalweg unerwartet stark
mit Chromatin Prozessen (Komplex aus DNA und Proteinen) im Kern der Keimzellen zusammenhängt. Basierend auf
diesen Ergebnissen beschreibt das bewilligte Projekt zwei Hauptziele. Einerseits sollen die molekularen Prozesse,
die der Stilllegung der Transposons in der Wirts-DNA zugrunde liegen, aufgeklärt werden. „Irgendwie gelingt
es den kleinen piRNAs, die Schaltstellen der Transposons zu neutralisieren. Dabei kommt es zur Induktion von Heterochromatin,
einer kompakten Form des Chromatins, welche Genexpression generell unterbindet“, sagt Brennecke. Andererseits spielt
Heterochromatin noch eine zweite zentrale Rolle beim piRNA Signalweg: spezifische Heterochromatin Bereiche werden
vom Wirt als „Sequenz-Speicher“ für Transposons benutzt. Deren Aktivierung stellt die Vorläufer RNAs
der kleinen piRNAs her, ein essentieller Vorgang für den gesamten Schutzmechanismus. Dabei werden scheinbar
die geltenden Textbuch-Regeln der Genexpression verletzt. „Die gesamte Biologie der piRNA-Quellen im Genom wirft
etliche spannende Fragen auf, welche unser Verständnis über Heterochromatin erweitern werden“, so Brennecke.
Darüber hinaus sollen die gewonnenen Erkenntnisse über Chromatin-Prozesse auch in alternativen Modellorganismen
— wie etwa der Maus — auf eine allgemeine Gültigkeit getestet werden. „Unser Fokus lag bisher ausschließlich
auf dem Modellorganismus Fruchtfliege. Ich sehe die ERC Unterstützung wie einen Vertrauensvorschuss. Wir wollen
daher unser bisher erlangtes Wissen auch dazu nutzen, um neue Richtungen einzuschlagen“, so Brennecke.
Zur Person Julius Brennecke
Der in München geborene Wissenschaftler absolvierte sein Biologiestudium in Heidelberg und promovierte
dort im Anschluss am renommierten Forschungsinstitut EMBL. Nach einem nachfolgenden Auslandsaufenthalt in den USA
kehrte er nach Europa zurück und startete als Junior Gruppenleiter am IMBA der Akademie der Wissenschaften
(ÖAW) in Wien. Seit 2014 ist er Senior Gruppenleiter am IMBA. Bereits im Jahre 2010 erhielt er einen ERC Starting
Grant.
European Research Council
Um Grundlagenforschung zu fördern wurde der Europäische Forschungsrat ins Leben gerufen. Ein ERC
Consolidator Grant unterstützt erfolgreiche junge Wissenschaftler dabei, herausragende Forschung zu betreiben
und ihre Unabhängigkeit zu festigen. Die Förderzeit beträgt fünf Jahre und ist mit rund zwei
Millionen Euro dotiert.
IMBA - Institut für Molekulare Biotechnologie
Das IMBA ist das größte Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2003
tätig, beschäftigt das IMBA heute mehr als 200 Mitarbeiter aus rund 40 Nationen. Weit über Österreich
hinaus hat das Institut einen exzellenten Ruf als Zentrum biomedizinischer Grundlagenforschung. Im Zentrum der
Forschung stehen grundlegende Fragestellun¬gen aus den Bereichen Stammzellbiologie, Molekulare Krankheitsmodelle
und Genetik, RNA-Biologie, sowie Chromatin-Dynamik und Zellbiologie.
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