Dank stabilem europäischen Umfeld ist Konjunkturdämpfer zum Jahresende nur temporär
– Geringfügige Produktionsausweitung trotz weniger Neuaufträgen
Wien (bank austria) - Die österreichische Industriekonjunktur hat sich zum Jahresende spürbar
verlangsamt. „Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Dezember auf 50,6 Punkte zurückgegangen. Damit
setzt die österreichische Industrie ihren moderaten Wachstumskurs weiter fort, verliert jedoch etwas überraschend
wieder an Tempo“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der in einer monatlichen Umfrage unter österreichischen
Einkaufsmanagern ermittelte Indikator notiert jedoch bereits den neunten Monat in Folge über der neutralen
Wachstumsmarke von 50 Punkten. „Trotz weniger Neuaufträgen haben die österreichischen Industriebetriebe
im Dezember die Produktion dennoch geringfügig ausgeweitet. Eine geringere Einkaufsmenge, sinkende Auftragspolster
und ein fortgesetzter Lagerabbau sind allerdings weitere Anzeichen eines kleinen Konjunkturdämpfers. Dessen
ungeachtet stieg die Beschäftigung spürbar an“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Teilergebnisse zusammen.
„Erstmals seit über einem halben Jahr wurden die Auftragsbücher der österreichischen Industriebetriebe
schmäler. Die Ausgabenzurückhaltung der Kunden sowie globale Konjunkturunsicherheiten führten zu
weniger Neuaufträgen, vor allem aus dem Ausland“, analysiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Aufgrund
der schlechteren Auftragsentwicklung nahmen die vorhanden Auftragspolster ab und die Einkaufsmenge wurde reduziert.
Zudem setzten die heimischen Industriebetriebe eine äußerst vorsichtige, sehr kostenbewusste Lagerpolitik
fort. Die Bestände an Vormaterialien wurden abermals stark verringert. Dennoch erhöhten die österreichischen
Industriebetriebe im Dezember die Produktion. Allerdings fiel die neunte Produktionsausweitung in Folge merklich
schwächer aus als in den vergangenen drei Monaten. Dies war vor allem auf einen Produktionsrückgang im
Konsumgüterbereich zurückzuführen, während der Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich
weiter expandierten.
Der Aufwärtstrend in der heimischen Industrie seit dem Frühjahr schlägt sich ungeachtet des schlechteren
Umfrageergebnisses vom Dezember weiterhin positiv am Arbeitsmarkt nieder. „Die österreichische Industrie schafft
seit Herbst dieses Jahres wieder neue Jobs. Zum Jahresende 2015 legte die Beschäftigung im Produktionssektor
sogar so stark zu, wie zuletzt vor rund 3 ½ Jahren“, so Pudschedl. Mit durchschnittlich 580.000 lag die
Beschäftigung in der heimischen Industrie im Jahr 2015 dennoch insgesamt um rund ½ Prozent beziehungsweise
fast 3000 unter dem Jahreswert 2014.
Vom spürbaren Rückgang der Rohstoffpreise, insbesondere von Erdöl, konnte die österreichische
Industrie im Dezember abermals klar profitieren. Der deutliche Rückgang der Einkaufspreise für Energie,
aber auch verschiedene Metalle und Kunststoffe gegenüber dem Vormonat führte nach Ansicht der Ökonomen
der Bank Austria bei nur wenig angepassten Verkaufspreisen im Durchschnitt zu einer Entspannung der Kosten- bzw.
Ertragslage der heimischen Industriebetriebe.
Der aktuelle Bank Austria EinkaufsManagerIndex und einzelne Detailergebnisse der monatlichen Umfrage weisen zum
Jahresende 2015 auf eine Verlangsamung der heimischen Industriekonjunktur hin. Jedoch kommt die Erholung der österreichischen
Industrie nicht zum Stillstand. Das Indexverhältnis „Neuaufträge zu Lager“ weist für die kommenden
Monate auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends hin. Seit über einem halben Jahr liegt der Quotient über
1 und signalisiert damit, dass die Stärke der Nachfrage unter Berücksichtigung der vorhandenen Lagerkapazitäten
voraussichtlich zu weiteren Produktionsanstiegen im Vergleich zum jeweiligen Vormonat führen wird. „Wir gehen
davon aus, dass die temporäre Delle in der heimischen Industriekonjunktur, die knapp vor dem Jahreswechsel
2015/16 aufgetreten ist, bald überwunden werden wird. Das gute europäische Umfeld wird in den kommenden
Monaten trotz hoher globaler Unsicherheiten die nötige Unterstützung bieten“, ist Bruckbauer zuversichtlich.
Der EinkaufsManagerIndex der Eurozone ist im Gegensatz zum österreichischen Wert im Dezember sogar leicht
auf 53,1 Punkte gestiegen. Bessere Umfrageergebnisse aus den Kernländern Deutschland und Frankreich haben
unterstützt. Nach einem Plus um zumindest 2 Prozent im Jahr 2015 ist die österreichische Industrie nach
Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria grundsätzlich weiter auf Erholungskurs und wird 2016
mit rund 3 Prozent ihren langfristigen Wachstumspfad erreichen
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