Ohne die Dolmetscher geht gar nichts

 

erstellt am
29. 12. 15
11:00 MEZ

Dolmetscher helfen Stadt, Land und Bund seit Monaten unentgeltlich in der Flüchtlingskrise / Viele von ihnen sind selber Asylwerber
Salzburg (lk) - Wie wichtig es ist, Sprachen zu können, zeigt sich in der aktuellen Flüchtlingskrise. Seit Ende August arbeiten rund 50 Dolmetscherinnen und Dolmetscher täglich 24 Stunden lang freiwillig und unentgeltlich, um Stadt, Land und Bund bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise zu unterstützen. Gemeinsam sprechen die jungen Helferinnen und Helfer fünfzehn verschiedene Sprachen. Einige von ihnen mussten selber fliehen, weil sie verfolgt wurden oder auf Grund von Krieg in ihren Heimatländern. Und eines ist ganz klar: Ohne sie geht gar nichts.

Dolmetscher beherrschen fünfzehn verschiedene Sprachen
"Wo sind wir hier? Wo gibt es etwas zu essen? Gibt es hier einen Arzt? Was müssen wir tun? Wo kommen wir hin? Was passiert hier? Was sollen die Bändchen?": Es sind die ganz banalen Fragen mit denen die Dolmetscherinnen und Dolmetscher tagtäglich konfrontiert sind. Sie sind es, die die Flüchtlinge beruhigen, die sprachlich Ordnung schaffen und auch darauf schauen, dass es zu keinen Konflikten kommt.

Die 50 Dolmetscherinnen und Dolmetscher sprechen insgesamt 15 Sprachen: Farsi, Dari, Urdu, Kurdisch, Somali, Syrisches Arabisch, Pashto, Arabisch, Türkisch, Aramäisch, Russisch, Französisch, Italienisch, Englisch und Deutsch.

Homer Hakim aus Afghanistan und Koordinator der Dolmetscherinnen und Dolmetscher erzählt im Aufenthaltsraum der Dolmetscher im Transitquartier in der alten Autobahnmeisterei, wie alles angefangen hat. "Ende August kamen plötzlich hunderte Flüchtlinge am Salzburger Hauptbahnhof an, da war mir sofort klar, ich muss hier helfen. Anfangs waren wir über die Caritas registriert, aber nach und nach haben wir nun mit rund 50 Dolmetscherinnen und Dolmetschern einen Pool aufgebaut und uns zusammengetan. Wir organisieren uns nun selber, jedoch ohne Verein. Aber wir sind immer da, wo wir gebraucht werden", so Hakim.

Dankbar in Österreich zu sein
Der gebürtige Afghane aus Masar-e Scharif kam vor 17 Jahren mit seiner Familie nach Österreich und hat seine zweite Heimat in Köstendorf gefunden. Homer erzählt in akzentfreiem Hochdeutsch: "Eigentlich wollte meine Familie nach England, aber dann sind wir in Österreich geblieben - seit 17 Jahren elf Monaten und zwei Tagen bin ich hier, das weiß ich so genau, weil ich jeden Tag dafür dankbar bin, in Österreich zu sein." Homer hat die HAK in Salzburg besucht und ist seit 2006 selbstständiger Unternehmer und führt ein Franchise-Unternehmen in Salzburg und Oberösterreich.

Job als Kellner gekündigt, um zu helfen
Auch Ghasemi Rami ebenfalls aus Afghanistan, aus Jaghori, und zweiter Koordinator der Dolmetscher ist seit Anfang an dabei. Er hat sogar seinen Job als Kellner gekündigt und arbeitet von Anfang an als Übersetzer. Ghasemi war zuerst in Wien und kam dann nach Salzburg, wo er eine Lehre als Kellner abgeschlossen hat. Er wollte eigentlich ursprünglich nach Norwegen, denn er wusste gar nicht, dass es Österreich gibt. Nun ist er ebenfalls froh hier zu sein und wünscht sich nichts sehnlicher als die anderen Dolmetscher auch: Wertschätzung für seine Arbeit.

Sechs Sprachen mit 19 Jahren
Mustafa Osi, aus der Stadt Qamischli in Syrien, ist als minderjähriger Flüchtling zu Fuß und per Lkw nach Europa gekommen, sein Ziel war immer Österreich, wie er erzählt. Seit 2014 ist er hier, war zuerst in Traiskirchen, kam dann nach Salzburg. Der 19-jährige Kurde spricht sechs Sprachen: Kurdisch, Farsi, Arabisch, Englisch, Deutsch und Türkisch.

"Es funktioniert nur gemeinsam", so Osi, der gerade im Bus den Transitflüchtlingen in drei verschiedenen Sprachen Auskunft erteilt, wann es nun losgeht und wohin sie fahren. Auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünscht, sagt er: "dass es besser wird für alle Menschen, dass das sinnlose Töten, der Krieg, das Sterben und die Bomben endlich ein Ende haben." Und was er sich für sich ganz persönlich wünscht: "Nichts, ich bin glücklich, ich habe alles."

Über das Weihnachtswochenende vom Heiligen Abend, 24. Dezember, bis Sonntag, 27. Dezember, wurden insgesamt 3.321 Transitflüchtlinge von den deutschen Behörden in Freilassing übernommen. Aktuell befinden sich im Transitquartier in der alten Autobahnmeisterei 168 Transitflüchtlinge und 287 Asylwerbende. Die aktuellen Flüchtlingszahlen können auch auf der Website des Landes abgerufen werden.

 

 

 

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