EU-CEE Subregion soll 2016 und 2017
 über Potenzial wachsen

 

erstellt am
29. 12. 15
11:00 MEZ

Rahmenbedingungen für Zentral- und Osteuropa auch nächstes Jahr günstig
Wien (unicredit) - Angesichts eines festeren Wachstums in der Eurozone, gedämpfter Ölpreise und Zinsen, die dank des Anleihenkaufprogrammes der EZB sehr niedrig sind, sollte das wirtschaftliche Umfeld für Zentral- und Osteuropa (CEE) auch im nächsten Jahr günstig sein. Insbesondere die jüngeren EU-Mitglieder aus Zentraleuropa (EU-CEE[1]) werden laut der aktuellen Ausgabe des „CEE Quarterly“, das der Bereich Economics & FX/FI Research in der UniCredit quartalsweise veröffentlicht, mit über 3 Prozent weiter zügig wachsen. Der vorübergehende Entfall von EU-Transferleistungen 2016 wird zwar die Konjunktur belasten, sie sollten aber im folgenden Jahr noch stärker wirksam werden, wenn die Exporte voraussichtlich nach­­lassen. Insgesamt soll das Wirtschaftswachstum der EU-CEE Subregion 2016 und 2017 jeweils über Potenzial liegen. Gleichzeitig bestehen - mit Länderunterschieden - einige Risiken wie eine schlechtere Entwicklung Europas, geopolitische Spannungen und Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed.

2015 war ein gutes Jahr für CEE. Die Nachfrage in Europa ist gestiegen, die Ölpreise sind gefallen und Liquidität war weltweit reichlich verfügbar. Trotzdem ist es einmal mehr nur EU-CEE gelungen, in vollem Umfang von diesen Rahmenbedingungen zu profitieren. Ihre Wachstumsraten erreichten die höchsten Werte seit dem Krisenjahr 2008 und makroökonomische Ungleichgewichte waren nicht vorhanden. Sinkende Risikoprämien belegen, dass die Kapitalmärkte davon Notiz genommen haben und die Region ihren Ruf als „sicherer Hafen“ unter den Schwellenländern bei den Investoren weiter gefestigt hat. Darüber hinaus bietet sich ein differenziertes Bild: Das starke Wachstum in der Eurozone hat zwar Kroatien und Serbien geholfen, die Rezession zu überwinden, aber ihre Entwicklung blieb wegen struktureller Beschränkungen sowie offener steuerlicher und budgetärer Reformen suboptimal. Die Türkei hat ebenfalls enttäuscht, wobei Konjunktur und Finanzmärkte durch politische Untätigkeit und zusätzlich - bis vor Kurzem - durch eine erhöhte, politische Unsicherheit gebremst worden sind. Russland und Ukraine steckten unverändert in tiefer Rezession, wobei ersteres durch den Fall der Ölpreise schwer getroffen worden ist und letzteres den Verlust größerer Produktionskapazitäten im Osten des Landes bewältigen musste.




“Je näher das Jahresende rückt, desto mehr Anzeichen für Trendverschiebungen sehen wir. Hochfrequente Indikatoren wie das Konsumentenvertrauen, Einkaufsmanagerindices, Industrieproduktion und Exporte legen nahe, dass das Wirtschaftswachstum in EU-CEE bereits seinen Höhepunkt erreicht haben könnte, während es sich in Serbien, Kroatien und der Türkei beschleunigt. In Russland und in der Ukraine wiederum könnten wir eine Bodenbildung beobachten“, sagt Lubomir Mitov, CEE-Chefökonom in der UniCredit, „Zudem haben die Entwicklungen in der Innenpolitik und die wirtschaftspolitischen Agenden scheinbar die Investoren im Hinblick auf Russland und die Türkei ermutigt, während sich ihr Enthusiasmus für manche EU-CEE Länder abgekühlt hat.“

Vor diesem Hintergrund rechnen die UniCredit-Analysten damit, dass das Wachstum in Zentral- und Osteuropa robust bleibt und schließlich alle Länder der Region umfassen wird. Die Konjunktur wird sich dabei 2016 tendenziell besser als 2017 entwickeln. Während das Wirtschaftswachstum in EU-CEE nächstes Jahr einen Hauch schwächer als heuer ausfallen soll und sich in Kroatien sowie Serbien kaum ändert, wird es in der Türkei 2016 an Kraft gewinnen ehe es im folgenden Jahr wieder abebbt. In Russland sollte Mitte nächsten Jahres eine leichte Erholung beginnen, die sich 2017 fortsetzt, gleichzeitig muss sich die Ukraine mit einem Wachstum um die 2 Prozent in den nächsten beiden Jahren bescheiden. In EU-CEE werden die Entwicklungen von Land zu Land variieren. Während sich das Wachstum in Bulgarien und Polen etwas stabilisieren sollte, wird für Rumänien, die Tschechische Republik und Ungarn eine Verlangsamung erwartet. Diese Verlangsamung spiegelt primär den vorüber­gehenden Entfall von EU-Transfers 2016 beim Wechsel von der aktuellen Leistungsperiode in die nächste und einen geringeren Beitrag durch die Nettoexporte wider, da die Steigerung der Importe die der Exporte überholen wird. Letzteres bildet hauptsächlich die weitere Beschleunigung der Inlandsnachfrage ab, die der wichtigste Faktor für das Wachstum bleiben wird.

Im Gegensatz zu öffentlichen Investitionen werden Konsum und private Investitionen voraussichtlich in Schwung kommen. Die privaten Investitionen sollten dabei durch ein höheres Vertrauen, steigende Unter­nehmens­profitabilität und Bankfinanzierungen unterstützt werden. Der private Konsum sollte von einer besseren Lage auf den Arbeitsmärkten, stärkeren Einkommenszuwächsen und einer Erholung bei Konsum­krediten profitieren. Selbstverständlich wird die stärkere Kreditnachfrage die lokalen Banken dazu veranlassen, ihre Finanzierungen auszuweiten, was durch hohe Kapitalpositionen, reichlich Liquidität und niedrige Zinsen begünstigt wird. Der Preisdruck erscheint nächstes Jahr gedämpft und sollte sich danach nur graduell festigen, um sich später im Jahr 2017 den angepeilten Bandbreiten der Zentralbanken anzunähern. Die Inflation wird sich 2016 auf die niedrige importierte Inflation aus der Eurozone und von den gedämpften Ölpreisen beschränken. Beide Faktoren zusammen sollten den Preisdruck, der durch die steigende Beschäftigung und höhere Löhne ausgeübt wird, ausgleichen, während sich Produktionslücken schließen. Aus diesem Grund wird erwartet, dass die Geldpolitik in der gesamten Region mit unveränderten oder niedrigeren Zinsen locker bleibt. Eine weitere Entspannung könnte es in Ungarn, Rumänien und Polen geben.

Trotz dieses freundlichen Ausblicks bestehen einige Risiken. Das Wichtigste darunter ist eine schlechtere Entwicklung Europas. Eine Konjunkturverlangsamung in China würde in erster Linie Russland und die Ukraine betreffen, während die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed vor allem die Türkei, Kroatien und Serbien beeinträchtigen würden. Die geopolitischen Spannungen werden auch 2016 insbesondere den Osten der CEE-Region belasten, während die Innenpolitik zusehends ein Faktor für die Wirtschaftspolitik wird, was eine potenziell nachteilige Wirkung auf viele CEE-Länder haben kann.

„Wäre das Wachstum nur etwas schwächer und die Zinsen schon ihren Rekordtiefstständen nahe, fiele der Spielraum für eine wachstumsfördernde Politik nächstes Jahr knapper aus und er wäre 2017 noch stärker beschränkt. Unfähig von den Umsatzsteigerungen zu profitieren, die der Konjunkturzyklus hervorbringt, stünden die Regierungen vor der schwierigen Entscheidung entweder ihre Ausgaben zu priorisieren oder ihre Einnahmen zu optimieren, um die Defizite unter Kontrolle zu halten“, erklärt Lubomir Mitov, „Aktuelle Entwicklungen weisen jedoch auf ein nachlassendes Bemühen um finanzwirtschaftliche Besonnenheit hin.“

[1] Diese Gruppe umfasst jene Länder, die 2004 und 2007 der Europäischen Union beigetreten sind: Bulgarien, Polen, Rumänien, Slowakei, die Tschechische Republik und Ungarn. Kroatien ist ausgenommen und wird separat analysiert.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at