Lebensqualität bis zuletzt: Palliativpflege startet im Frühjahr
2016 an fünf Tiroler Heimen
Innsbruck (lk) - Für immer mehr TirolerInnen ist das Pflegeheim ihr letztes Zuhause. Hier leben und
sterben sie. Das Lebensende im Heim verzeichnet eine stark steigende Tendenz: Zum einen leben deutlich älter
werdende Menschen im Pflegeheim, zum anderen werden die „krisenhaften“ Überweisungen von sterbenden Menschen
ins Krankenhaus seltener. Verstarben 1998 noch 781 Menschen, so wurden 2014 bereits 1.205 verzeichnet. „Das ist
fast ein Viertel aller Sterbefälle“, erläutert Pflegelandesrat Bernhard Tilg: „Umso mehr müssen
die Tiroler Heime in ihrer Arbeit mit schwer kranken und sterbenden Menschen unterstützt werden. Im Frühjahr
2016 startet die Einführung des Konzeptes ‚Hospizkultur und Palliative Care‘ an fünf noch zu bestimmenden
Heimen. Diese Heime werden einen zweijährigen Organisationsentwicklungsprozess durchlaufen und zumindest 80
Prozent des Personals erhalten eine Ausbildung in palliativer Geriatrie. Im Frühjahr 2018 werden weitere Heime
folgen, um eine kompetente Hospiz- und Palliativversorgung schrittweise für ganz Tirol aufzubauen.“
Viele BewohnerInnen von Pflegeheimen leiden an mehreren unheilbaren, chronisch fortschreitenden Erkrankungen, die
mit Schmerzen und Gefühlen der Hoffnungslosigkeit verbunden sind. Bei einer akuten Verschlechterung ihres
Gesundheitszustandes sollen diese Menschen möglichst im Heim bleiben. Das über den Gesundheitsfonds des
Landes finanzierte Projekt umfasst alle pflegerischen, medizinischen, therapeutischen und psychosozialen Maßnahmen,
die Schmerzen und andere Belastungen lindern können. Ziel ist es, die Qualität des Lebens im letzten
Anschnitt vor dem Tod zu verbessern. Projektleiterin Ulrike van Appeldorn: „Dabei wird darauf Wert gelegt, dass
eine fachübergreifende Zusammenarbeit der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Seelsorge unter
Einbeziehung von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der Angehörigen entsteht, die eine letzte würdevolle
Lebensphase im Heim ermöglicht.“
Auch Projektkoordinatorin Sylvia Jöbstl von der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, die diesen Prozess in den Pflegeheimen
begleitet, unterstreicht: „Man muss den vielfältigen Themen des hohen Alters und des Sterbens einen besonderen
Raum geben, um sie adäquat zu beantworten.“
Eine weitere Folge der neuen Palliativkompetenz ist die erhöhte Motivation des Heimpersonals, das sich für
diese besondere Pflegesituation in Zukunft speziell geschult weiß. „Durch aktive Vernetzungsarbeit wird ab
dem heurigen Frühjahr ein wichtiges Thema in der Heimlandschaft gesetzt, das auch auf Sprengel, Hausärzte
und Krankenhäuser in ganz Tirol positiv ausstrahlen wird“, ist LR Tilg überzeugt.
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