Noch keine grundsätzliche Trendwende am Arbeitsmarkt – Arbeitslosigkeit in Warenproduktion
und bei Jugendlichen rückläufig - mehr offene Stellen - steigende Beschäftigung
Wien (bmask) - "Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen zum Jahreswechsel 2015/16 zeigen einen weniger starken
Anstieg der Arbeitslosigkeit; dennoch kann noch immer nicht von einer grundsätzlichen Trendwende am Arbeitsmarkt
gesprochen werden", sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 04.01. zu den Arbeitsmarkdaten für Dezember.
Ende Dezember 2015 verzeichnet das Arbeitsmarktservice 417.514 vorgemerkte Arbeitslose. Das ergibt einen Anstieg
um 23.840 Personen bzw. 6,1 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreswert. Inklusive der Personen die
aktuell ein Schulungsangebot des AMS wahrnehmen sind 475.435 Personen und damit um 19.604 (plus 4,3 Prozent) mehr
registriert als ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote auf Basis dieser (nationalen) Erhebung beträgt 10,6
Prozent und liegt damit um 0,4 Prozentpunkte über dem Vergleichswert. Nach internationalen Maßstäben
beträgt die aktuell verfügbare Quote (Oktober 2015) 5,6 Prozent. Österreich liegt damit in der EU
hinter Deutschland, Tschechien, Malta und Großbritannien an fünfter Stelle. Der EU-Durchschnitt liegt
bei 9,3 Prozent. Die Beschäftigung ist im Jahr 2015 deutlich gestiegen, so Hundstorfer. Im Jahresdurchschnitt
waren es mit 3.535.000 rund 31.400 Personen bzw. um 0,9 Prozent mehr als im Jahr 2014.
"Bezüglich der Entwicklung des österreichischen Arbeitsmarktes ist insgesamt ein wenig erfreuliches
Jahr 2015 zu Ende gegangen. Ursache hierfür war vor allem das schwache internationale Wirtschaftswachstum
und - besonders für Österreich - der gleichzeitig starke Zuwachs an Personen, die zusätzlich am
Arbeitsmarkt aufgetreten sind", so Hundstorfer. Der Anstieg des Pensionszugangsalters, die höhere Beteiligung
von Frauen am Erwerbsleben und die Zuwanderung zeigt sich eben nicht nur in Rekordwerten bei den Beschäftigtenzahlen
- sondern auch an mehr Personen die aktiv nach Arbeit suchen. Im Durchschnitt des abgelaufenen Jahres waren in
Österreich 354.000 Personen arbeitslos, das bedeutet eine Zunahme um 11,0 Prozent (35.000). Der Höhepunkt
dieser Entwicklung war im Frühling und Sommer mit Werten bis zu 14,5 Prozent (inkl. Schulungen ein Plus von
8,1 Prozent) zu beobachten. "Seit dem Herbst flacht sich der Trend allerdings merklich ab. Zusätzlich
hat die Bunderegierung im Zuge der nunmehr in Kraft getretenen Steuerreform, der Maßnahmen im Rahmen des
Arbeitsmarktgipfels und der Klausur zur Integration der Schutzbedürftigen nicht nur für mehr Chancen
und Einkommensgerechtigkeit gesorgt, sondern auch die Grundlage für eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft
geschaffen", unterstrich der Sozialminister.
Aktuell ist vor allem in den westlichen Bundesländern der Anstieg der vorgemerkten Personen (inkl. Schulungen)
beinahe zum Stillstand gekommen. Vorarlberg und Tirol haben jeweils einen Anstieg von 0,3 Prozent, Salzburg 1.9
Prozent. "Vor allem in den besonders konjunktursensiblen Bereichen ist die Zahl der beim AMS vorgemerkten
Personen zum Teil bereits leicht rückläufig", so Hundstorfer. Österreichweit liegt in der Warenproduktion
die entsprechende Zahl (Arbeitslose und Schulungsteilnahmen) um 0,1 Prozent unter dem Vorjahreswert und in der
Arbeitskräfteüberlassung um 0,5 Prozent. Auch in der Baubranche beträgt aktuell der Anstieg der
vorgemerkten Personen nur mehr 1,3 Prozent. "Hier dürfte allerdings auch der bis zum Jahresende ausnehmend
milde Winter zu dieser Entwicklung beigetragen haben", erläuterte der Minister. Überdurchschnittlich
stark steigt die Arbeitslosigkeit allerdings noch immer in weiten Bereichen des Dienstleistungssektors, wobei der
Handel, trotz der Auswirkungen der Insolvenz von Zielpunkt, mit 5,6 Prozent sogar noch etwas unter der gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung liegt.
"Die Jugendarbeitslosigkeit ist Ende Dezember österreichweit mit einem Minus von 1,1 Prozent ein weiteres
Mal rückläufig und auch der Bestand an gemeldeten offenen Stellen ist in allen Bundesländern ansteigend
und liegt aktuell nunmehr bereits um 33,1 Prozent über dem Wert des Vorjahres", sagte Hundstorfer.
Die Zahl der Lehrstellensuchenden liegt Ende Dezember mit 6.598 um 3,4 Prozent über dem Wert des Vorjahres
während der Bestand an (sofort verfügbaren) gemeldeten offenen Lehrstellen mit 2.596 (-0,7 Prozent) annähernd
stagniert. Die Lehrstellenlücke beträgt in der Folge 4.004 und ist gegenüber dem Jahresende des
Vorjahres um 234 angestiegen. Allerdings zeigt sich in drei Bundesländern (Oberösterreich, Salzburg,
Tirol) ein Überhang von offenen Lehrstellen.
Schwierig bleibt die Arbeitsmarktlage vor allem für gesundheitlich beeinträchtigte Personen mit einem
Anstieg der Arbeitslosigkeit um 10,5 Prozent, wie auch für ältere Personen, die ihre Arbeitsstelle verloren
haben, mit 9,9 Prozent und für Personen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft mit 12,6 Prozent.
Neu ist nunmehr die Tatsache, dass die Arbeitslosigkeit bei Frauen mit 7,6 Prozent etwas stärker als die der
Männer mit 5,2 Prozent ansteigt. Dieser Umstand ist zum Großteil auf die bereits angeführte branchenspezifische
Entwicklung zurückzuführen.
"Gemäß den Einschätzungen der Forschungsinstitute, steht dem österreichischen Arbeitsmarkt
neuerlich ein einigermaßen schwieriges Jahr bevor. Es ist vor allem davon auszugehen, dass auch 2016 der
Anstieg des Arbeitskräfteangebots noch weiter anhalten wird. Insgesamt sind die Auswirkungen der wirtschaftlichen
Erholung auf dem Arbeitsmarkt noch schwer einzuschätzen. Tatsache ist, dass das Wirtschaftswachstum mit 1,6
Prozent bis 1,7 Prozent etwa doppelt so hoch liegen wird wie in den vergangenen 12 Monaten. Auf dem Arbeitsmarkt
zeigen sich die ersten Anzeichen vor allem auch bereits im merklichen Anstieg bei der Zahl der offenen Stellen.
Auch die Zahl der Beschäftigten ist 2015 konstant gestiegen und hat sich am Jahresende noch weiter beschleunigt",
schloss der Sozialminister.
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