Bischof ermutigt in ORF-Neujahrsansprache zu mehr Nächstenliebe
Gols/Wien (epdÖ) – „Das, was wir in dieser Situation, vor dieser Herausforderung brauchen, das ist
Zusammenarbeit und Solidarität, Besonnenheit und Vernunft und vor allem Menschlichkeit“, sagte Bischof Michael
Bünker in seiner Neujahrsansprache am 01.01. im ORF-Fernsehen. Auch im kommenden Jahr werden wieder Menschen
auf der Flucht nach Österreich kommen um Schutz und Hilfe zu suchen. „Ängste und Sorgen sind da, das
will ich nicht weg reden. Aber wir wissen es: Angst ist ein schlechter Ratgeber“, betonte Bünker. Aufgezeichnet
wurde die Ansprache im evangelischen Gemeindezentrum im burgenländischen Gols. Die Pfarrgemeinde ist eine
von vielen evangelischen Gemeinden, die sich in der Betreuung von Flüchtlingen engagiert und seit Monaten
Hilfe leistet.
Bei der Hilfe für Flüchtlinge gehe es immer um Nächstenliebe. „Die evangelische Gemeinde in Gols
zeigt – so gut sie es kann – wie diese Nächstenliebe gelebt und umgesetzt wird. Nächstenliebe gilt den
Menschen auf der Flucht, sie gilt aber auch denen, die ihre Arbeit verloren haben, den alleinerziehenden Müttern
und Vätern, die oft nicht wissen, wie sie mit ihrem Geld auskommen sollen, den alten Menschen, die vereinsamt
sind und den Jungen, die oft wenig Grund haben, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Diese Nächstenliebe
soll verstärkt werden. Gemeinsam mit allen christlichen Kirchen in Österreich wollen wir unsere Gemeinden
stärken und ermutigen, diese Form der Nächstenliebe in unserer Welt, in unserer Gesellschaft zu leben
und umzusetzen“, unterstreicht der Bischof. Dies solle unter anderem dadurch geschehen, dass Gemeinden sensibel
gemacht werden für die Nöte ihrer Mitmenschen; für Menschen, die am Rand stehen, die verwundbar
und verletzlich sind. Konkret empfiehlt der Bischof etwa die Einrichtung von Sozialstammtischen oder die Organisation
von Deutschkursen. Als Teil der Zivilgesellschaft sei es sinnvoll, hier auch mit anderen zivilgesellschaftlichen
Initiativen zusammenzuarbeiten. „Denn ohne Menschlichkeit und Mitgefühl kann unsere Gesellschaft nicht leben“,
bringt es Bünker auf den Punkt.
Die Evangelischen stellen das Jahr 2016 unter einen Satz aus der Bibel, in dem von Nähe und Zuneigung die
Rede ist. Angesichts der großen Herausforderungen, die manche mit Angst erfüllen, sei das Jesajawort
„Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ ein gutes Motto für das neue
Jahr. Bünker. „Alle, die das in der Kindheit erlebt haben, werden sich daran erinnern: Dann sind Angst und
Sorgen verstummt, Mut und Zuversicht können wieder neu erwachen.“
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