Zuversicht in heimischer Industrie spürbar gestiegen und Konsumentenstimmung überwindet
Tiefpunkt – trotz Gegenwind aus den Schwellenländern
Wien (bank austria) - Trotz des Gegenwinds aus den Schwellenländern, insbesondere durch die zunehmenden
Sorgen um die Wirtschaftsdynamik in China, hat sich die Konjunkturstimmung in Österreich zum Jahresende 2015
verbessert. Die österreichische Wirtschaft hat das alte Jahr dennoch nur verhalten abgeschlossen und nur eine
schwache Wachstumstendenz aufgewiesen. „Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im Dezember 2015 auf minus 0,1
Punkte angestiegen. Damit ergibt sich für das Schlussquartal 2015 ein durchschnittlicher Indikatorwert von
minus 0,2 Punkte. Das lässt darauf schließen, dass die österreichische Wirtschaft im vierten Quartal
im Vergleich zum Vorquartal nur wenig zulegen konnte“, analysiert Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Trotz der gestiegenen globalen Unsicherheiten in der zweiten Jahreshälfte betrug das Wirtschaftswachstum im
Gesamtjahr 2015 geschätzte 0,9 Prozent und war damit klar höher als im Jahr davor.
Die österreichische Industrie hat Ende 2015 stimmungsmäßig zu Europa aufgeschlossen
Die österreichische Wirtschaft startet ins neue Jahr unter leicht verbesserten Rahmenbedingungen. „Der Anstieg
des Bank Austria Konjunkturindikators im Dezember war von einer generellen Stimmungsaufhellung in der heimischen
Wirtschaft getragen. Damit hat sich die Stimmungslage in Österreich der deutlich besseren in fast allen Ländern
des Euroraums zumindest angenähert“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Zwar konnte der Pessimismus der heimischen
Konsumenten im Dezember den Jahrestiefstwert des Vormonats überwinden, jedoch sind die heimischen Verbraucher
weiterhin sehr skeptisch. Im Jahresdurchschnitt 2015 zeigt sich in Österreich, als eines von wenigen europäischen
Ländern, eine klare Verschlechterung der Konsumentenstimmung gegenüber 2014.“ Nur noch während der
Wirtschaftskrise 2009 war der Pessimismus unter den österreichischen Konsumenten größer, was mit
der negativen Entwicklung am Arbeitsmarkt, angesichts der im europäischen Vergleich aber weiterhin viel günstigeren
Lage in Österreich nur unzureichend erklärt werden kann. Dagegen schätzen die heimischen Sachgütererzeuger
die Geschäftsaussichten zum Jahreswechsel nicht nur optimistischer als vor einem Monat ein, sondern sogar
so gut wie noch nie im abgelaufenen Jahr. Die österreichische Industrie hat Ende 2015 stimmungsmäßig
zu Europa aufgeschlossen.
Konjunkturauffrischung zu Beginn 2016
Bereits zu Beginn des Jahres 2016 ist nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria eine Konjunkturauffrischung
zu erwarten. „Nach der moderaten Wachstumsphase Ende 2015 sollte die österreichische Wirtschaft im ersten
Quartal 2016 unterstützt durch die Effekte der Steuerreform spürbar expandieren können. Wir rechnen
mit einem Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn von bis zu 0,5 Prozent zum Vorquartal“, so Bruckbauer. Die Steuerreform
und die Wohnbauinitiative werden 2016/17 für eine Konjunkturbelebung mit einem BIP-Anstieg von rund 1,5 Prozent
sorgen. Auch wenn das externe Umfeld problematisch bleibt, weisen die bisher verfügbaren realwirtschaftlichen
und umfragebasierten Daten auf keine Ansteckung der Eurozone durch die Probleme in den Schwellenländern hin.
Darüber hinaus wird die Stabilität der Erholung im Euroraum gestärkt durch die solide Binnennachfrage
– die vom anhaltenden Rückgang der Ölpreise profitiert – die verzögerte Unterstützung durch
die bereits erfolgte Euro-Abwertung sowie die gute Performance der klassischen Exportmärkte.
Inflation steigt 2016 moderat
Der starke Preisverfall von Rohöl dämpfte die Teuerung in Österreich zum Jahresausklang 2015 spürbar.
Im Dezember bliebt die Inflationsrate weiterhin klar unter der 1-Prozent-Marke. „Im Jahresdurchschnitt 2015 betrug
der Anstieg der Verbraucherpreise geschätzte 0,9 Prozent bzw. auf harmonisierter Basis 0,8 Prozent. Nach der
höchsten Inflationsrate aller Länder des Euroraums im Jahr 2014 zählte Österreich auch 2015
zu den Ländern mit der höchsten Teuerung in Europa – übertroffen nur von Malta“, fasst Bank Austria
Ökonom Walter Pudschedl zusammen. Im Euroraum sind die Preise 2015 im Durchschnitt unverändert geblieben.
Der Aufschlag in Österreich ist vor allem auf stärkere Preissteigerungen von Dienstleistungen, wie Bewirtung
sowie Freizeit und Kulturangebote zurückzuführen. Zudem schlugen sich etwas stärkere Mieterhöhungen
und vor allem die geringere Preissenkungen von Haushaltsenergie ungünstig nieder. Die heimische Inflationsentwicklung
wird in der ersten Jahreshälfte 2016 vom niedrigen Ölpreis weiterhin gedämpft werden. Jedoch sollte
die anziehende Binnenkonjunktur in den kommenden Monaten nachfragebedingt für eine tendenziell leicht steigende
Inflation sorgen. Zudem wird der dämpfende Ölpreiseffekt im späteren Jahresverlauf voraussichtlich
auslaufen. „Aufgrund des starken Ölpreisverfalls in den vergangenen Wochen und vorerst auch weiterhin tiefer
Ölpreise haben wir unsere Inflationsprognose für 2016 reduziert. Mit 1,4 Prozent wird der Anstieg der
Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt jedoch über dem Vorjahreswert liegen“, prognostiziert Pudschedl. Österreich
wird damit wieder einen Inflationsaufschlag gegenüber dem Euroraum aufweisen. In den vergangenen fünf
Jahren sind in Österreich die Preise insgesamt um mehr als 4 Prozentpunkte stärker gestiegen als im Euroraum
oder im Nachbarland Deutschland.
Lage am Arbeitsmarkt stabilisiert sich 2016
Trotz des schwungvolleren Wachstums bleibt die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt auch 2016/17 angespannt.
„Für 2016 erwarten wir einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 9,5 Prozent. Auf diesem Wert wird die Arbeitslosenquote
auch 2017 verharren, da wir optimistisch sind, dass sich im Jahresverlauf 2016 die jüngsten Anzeichen einer
Stabilisierung festigen werden. Dazu muss sich jedoch der Anstieg des Arbeitskräftepotenzials verlangsamen
und die Konjunktur tatsächlich an Schwung gewinnen“, so Pudschedl abschließend.
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