Wien (bka) - Der Kunstrückgabebeirat beschloss in seiner Sitzung vom 15.01. zwei Empfehlungen: Eine Empfehlung
betrifft das Österreichische Museum für Volkskunde (Georg Popper) und eine Empfehlung die Bundesmoblienverwaltung
(Elisabeth Petznek bzw. Windisch-Graetz).
Der Wiener Patentanwalt Ing. Georg Popper hatte in seiner Wohnung in Wien XVII eine große Sammlung ethnografischer
Objekte. Das Gebäude wurde nach dem „Anschluss“ Österreichs für Ortsgruppen der NSDAP und des NSV
genutzt. Von der NSV Ortsgruppe Hernals gelangte ein Teil der Sammlung an das Museum für Volkskunde. Ing.
Georg Popper, der von den NS-Machthabern verfolgt wurde, gab die Sammlung in seiner Vermögensanmeldung an,
wies jedoch darauf hin, dass sie sich in seiner ihm nicht mehr zugänglichen Wohnung befinde. Er flüchtete
1940 in die USA, wo er 1959 verstarb. Im Jahr 2009 hat sich der Beirat bereits für eine Rückgabe von
weiteren Sammlungsteilen, die unter denselben Umständen an das heutige Weltmuseum gelangten, ausgesprochen.
Keine Rückgabe empfahl der Beirat jedoch im Fall der Statue der Polyhymnia von Antonio Canova, die sich in
der Bundesmobilienverwaltung befindet und in den Schauräumen der Wiener Hofburg aufgestellt ist. Die Statue
gelangte als Erbe von Kaiserin Elisabeth an deren Enkeltochter Elisabeth Windisch-Graetz. Elisabeth Windisch-Graetz
verkaufte die Statue im Jahr 1943 nach Verhandlungen um 250.000 Reichsmark an den sogenannten „Sonderauftrag Linz“.
Auch wenn ihr Lebensgefährte und späterer Ehemann Leopold Petznek im Jahr 1944 von der Gestapo verhaftet
und im Konzentrationslager Dachau interniert wurde, so konnte der Beirat dennoch keine Verfolgung im Zusammenhang
mit dem Verkauf der Statue erkennen. Überdies schenkte Elisabeth Windisch-Graetz ihren Kunstbesitz im Jahr
1956 dem Bund und übertrug ihm gleichzeitig auch ihre Ansprüche auf diese Statue, die nach Deutschland
verbracht worden war und Gegenstand eines Rückforderungsantrages beim deutschen Bundesamt für äußere
Restitution war. Nach einer Entscheidung des Bundesamtes gelangte die Statue im Jahr 1958 wieder nach Österreich
zurück und ist heute in den Kaiserapartments der Wiener Hofburg ausgestellt.
Die Empfehlungen sind im Wortlaut auf der Webseite der Kommission für Provenienzforschung unter http://www.provenienzforschung.gv.at wiedergegeben.
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