Kärnten: Zukunft für die Zentren –
 Ortskerne nachhaltig beleben

 

erstellt am
14. 01. 16
11:00 MEZ

LHStv.in Schaunig: Förderschienen werden konsequent darauf ausgerichtet, Ortskerne zu beleben – Gemeinsam gegen Leerstands-Strategien für Gemeinden und Städte
Klagenfurt (lpd) -Leerstehende Wohnhäuser und Geschäftsflächen in Ortszentren, ausufernde Zersiedelung an der Peripherie: seit Jahrzehnten ist diese Entwicklung zu beobachten. „Mit Förderinitiativen wie der Ortskernbelebung, der kommunalen Bauoffensive und dem neuen Wohnbauförderungsgesetz steuern wir bereits gezielt dagegen“, berichtet Gemeinde- und Wohnbaureferentin LHStv.in Gaby Schaunig. „Gemeinsam mit Experten und unter Einbindung der Kommunen und natürlich der Bürgerinnen und Bürger erarbeiten wir laufend weitere Strategien.“

Bei der Tagung „Zentren stärken – Leerstand beseitigen“ am 13.01., organisiert von Land Kärnten, dem Architektur Haus Kärnten und der Plattform Baukulturpolitik, berichteteten in Klagenfurt international renommierte Architekten vor mehr als 150 Besuchern über Beispiele, wie in österreichischen Gemeinden und Städten leerstehende Gebäude in Ortszentren sinnvoll und nachhaltig genutzt werden.

„Sanierung vor Neubau – so lautet einer der Grundzüge des neuen Wohnbauförderungs- gesetzes“, berichtet Schaunig und verhehlt nicht, dass das Leerstands-Problem auch unpopuläre Maßnahmen erzwingt. „Wir müssen den Mut haben, Nein zu sagen zu Bauwünschen an der Peripherie, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.“

Die Gemeinden müssten sich ihrer Verantwortung für die Folgekosten einer ausufernden Zersiedelung bewusst sein. Ein Beispiel für erfolgreiches Miteinander ist die Förderinitiative Ortskernbelebung: unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger können Gemeinden Projekte zur Entwicklung ihrer Zentren erarbeiten und erhalten bis zu zwei Drittel der Entwicklungskosten vom Land erstattet. 16 Gemeinden haben sich bereits angemeldet. St. Andrä hat einen Bürgerbeteiligungsprozess zur Belebung der Innenstadt bereits abgeschlossen, zu den Ergebnissen zählt ein Reconstructing-Projekt mit 16 Wohneinheiten.

Von Reconstructing wird gesprochen, wenn Wohngebäude mit erheblichem Sanierungsbedarf abgebrochen und am gleichen Grundstück oder in räumlicher Nähe ein neues Wohngebäude in zeitgemäßem Standard errichtet wird. „Reconstructing wird in gleicher Höhe gefördert wie ein Neubau und leistet einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung und -erneuerung“, so Schaunig. Auch die kommunale Bauoffensive, die heuer mit zehn Millionen Euro dotiert ist, legt ihren Schwerpunkt auf die Gestaltung von Stadt- und Ortsräumen.

Roland Gruber, Partner des Architekturbüros nonconform, brachte Praxisbeispiele aus Deutschland und Österreich. Etwa aus Nordrhein-Westfalen, wo sich eine Stadt über Jahrzehnte beharrlich weigerte, Supermärkte auf der grünen Wiese anzusiedeln – mit dem Ergebnis eines geschäftigen Zentrums. Oder aus Niederösterreich, wo die Stadt Haag ihren praktisch ausgestorbenen Hauptplatz zum Freilufttheater umfunktionierte. Unumgänglich sei bei jedem Revitalisierungsprojekt die Einbindung aller Beteiligten, also auch der Bürgerinnen und Bürger, betont Gruber.

Franz Sumnitsch vom Architekturbüro BKK-3 berichtet von einem Wohnprojekt in einer alten Sargfabrik in Wien als Beispiel für innovative Leerstands-Nutzung. „Wir müssen uns fragen: wollen wir nur eine Schlafstadt, oder wollen wir mehr.“ Das „Mehr“ umfasst etwa die Schaffung von Gemeinschaftsbereichen, die Verbindung von Wohnen und Arbeit sowie Wohnen und Freizeit. Der Wohnbau Sargfabrik zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass Wohnungen je nach Bedarf ohne viel Aufwand um ein Zimmer erweitert bzw. wieder verkleinert werden können.

„Am Markt suchen leerstehende Wohnungen nach Menschen. In Wirklichkeit sind es aber die Menschen, die nach Wohnraum suchen“, betont Robert Korab, Geschäftsführer von raum&kommunikation, der für die BOWUG einen Leitfaden zur Bestandsmodernisierung entwickelt hat. Die Wünsche der Menschen müssten sich in der Raumplanung wiederspiegeln. Bauträger sollten daher die späteren Nutzer schon vor Planungsbeginn mit einbeziehen.

In Workshops wurden anschließend an die Vorträge gemeinsam mit Gemeindevertretern Strategien speziell für Kärnten besprochen. „Der Großteil der leerstehenden Objekte ist nicht in kommunaler Hand“, bringt Schaunig eines der Hauptprobleme auf den Punkt. Auch werden es sich die Gemeinden und Städte nicht leisten können, alle Leerstände zu erwerben und zu entwickeln. „Gefragt ist daher ein partnerschaftliches Miteinander von Eigentümerinnen und Eigentümern, privaten Initiativen und öffentlicher Hand“, so die Referentin.

 

 

 

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