LHStv.in Schaunig: Förderschienen werden konsequent darauf ausgerichtet, Ortskerne zu
beleben – Gemeinsam gegen Leerstands-Strategien für Gemeinden und Städte
Klagenfurt (lpd) -Leerstehende Wohnhäuser und Geschäftsflächen in Ortszentren, ausufernde
Zersiedelung an der Peripherie: seit Jahrzehnten ist diese Entwicklung zu beobachten. „Mit Förderinitiativen
wie der Ortskernbelebung, der kommunalen Bauoffensive und dem neuen Wohnbauförderungsgesetz steuern wir bereits
gezielt dagegen“, berichtet Gemeinde- und Wohnbaureferentin LHStv.in Gaby Schaunig. „Gemeinsam mit Experten und
unter Einbindung der Kommunen und natürlich der Bürgerinnen und Bürger erarbeiten wir laufend weitere
Strategien.“
Bei der Tagung „Zentren stärken – Leerstand beseitigen“ am 13.01., organisiert von Land Kärnten, dem
Architektur Haus Kärnten und der Plattform Baukulturpolitik, berichteteten in Klagenfurt international renommierte
Architekten vor mehr als 150 Besuchern über Beispiele, wie in österreichischen Gemeinden und Städten
leerstehende Gebäude in Ortszentren sinnvoll und nachhaltig genutzt werden.
„Sanierung vor Neubau – so lautet einer der Grundzüge des neuen Wohnbauförderungs- gesetzes“, berichtet
Schaunig und verhehlt nicht, dass das Leerstands-Problem auch unpopuläre Maßnahmen erzwingt. „Wir müssen
den Mut haben, Nein zu sagen zu Bauwünschen an der Peripherie, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.“
Die Gemeinden müssten sich ihrer Verantwortung für die Folgekosten einer ausufernden Zersiedelung bewusst
sein. Ein Beispiel für erfolgreiches Miteinander ist die Förderinitiative Ortskernbelebung: unter Einbeziehung
der Bürgerinnen und Bürger können Gemeinden Projekte zur Entwicklung ihrer Zentren erarbeiten und
erhalten bis zu zwei Drittel der Entwicklungskosten vom Land erstattet. 16 Gemeinden haben sich bereits angemeldet.
St. Andrä hat einen Bürgerbeteiligungsprozess zur Belebung der Innenstadt bereits abgeschlossen, zu den
Ergebnissen zählt ein Reconstructing-Projekt mit 16 Wohneinheiten.
Von Reconstructing wird gesprochen, wenn Wohngebäude mit erheblichem Sanierungsbedarf abgebrochen und am gleichen
Grundstück oder in räumlicher Nähe ein neues Wohngebäude in zeitgemäßem Standard
errichtet wird. „Reconstructing wird in gleicher Höhe gefördert wie ein Neubau und leistet einen wichtigen
Beitrag zur Stadtentwicklung und -erneuerung“, so Schaunig. Auch die kommunale Bauoffensive, die heuer mit zehn
Millionen Euro dotiert ist, legt ihren Schwerpunkt auf die Gestaltung von Stadt- und Ortsräumen.
Roland Gruber, Partner des Architekturbüros nonconform, brachte Praxisbeispiele aus Deutschland und Österreich.
Etwa aus Nordrhein-Westfalen, wo sich eine Stadt über Jahrzehnte beharrlich weigerte, Supermärkte auf
der grünen Wiese anzusiedeln – mit dem Ergebnis eines geschäftigen Zentrums. Oder aus Niederösterreich,
wo die Stadt Haag ihren praktisch ausgestorbenen Hauptplatz zum Freilufttheater umfunktionierte. Unumgänglich
sei bei jedem Revitalisierungsprojekt die Einbindung aller Beteiligten, also auch der Bürgerinnen und Bürger,
betont Gruber.
Franz Sumnitsch vom Architekturbüro BKK-3 berichtet von einem Wohnprojekt in einer alten Sargfabrik in Wien
als Beispiel für innovative Leerstands-Nutzung. „Wir müssen uns fragen: wollen wir nur eine Schlafstadt,
oder wollen wir mehr.“ Das „Mehr“ umfasst etwa die Schaffung von Gemeinschaftsbereichen, die Verbindung von Wohnen
und Arbeit sowie Wohnen und Freizeit. Der Wohnbau Sargfabrik zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass Wohnungen
je nach Bedarf ohne viel Aufwand um ein Zimmer erweitert bzw. wieder verkleinert werden können.
„Am Markt suchen leerstehende Wohnungen nach Menschen. In Wirklichkeit sind es aber die Menschen, die nach Wohnraum
suchen“, betont Robert Korab, Geschäftsführer von raum&kommunikation, der für die BOWUG einen
Leitfaden zur Bestandsmodernisierung entwickelt hat. Die Wünsche der Menschen müssten sich in der Raumplanung
wiederspiegeln. Bauträger sollten daher die späteren Nutzer schon vor Planungsbeginn mit einbeziehen.
In Workshops wurden anschließend an die Vorträge gemeinsam mit Gemeindevertretern Strategien speziell
für Kärnten besprochen. „Der Großteil der leerstehenden Objekte ist nicht in kommunaler Hand“,
bringt Schaunig eines der Hauptprobleme auf den Punkt. Auch werden es sich die Gemeinden und Städte nicht
leisten können, alle Leerstände zu erwerben und zu entwickeln. „Gefragt ist daher ein partnerschaftliches
Miteinander von Eigentümerinnen und Eigentümern, privaten Initiativen und öffentlicher Hand“, so
die Referentin.
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