Schulden immer höher, Schuldner immer jünger

 

erstellt am
14. 01. 16
11:00 MEZ

LRin Dunst präsentierte Bilanz von Schuldenberatung und Bankkunden Ombudsstelle Burgenland
Eisenstadt (blms) - Die Bilanz der Schuldenberatung Burgenland und der Bankkunden Ombudsstelle für das Jahr 2015 präsentierte Konsumentenschutzlandesrätin Verena Dunst am 13.01. Demnach wurden im Vorjahr 616 neue KlientInnen gezählt. Die durchschnittliche Verschuldungssumme betrug 80.800 Euro, 72.000 Euro waren es im Durchschnitt der letzten Jahre, wobei die höchste Verschuldung eines Klienten bei rund einer Million Euro lag. 294 Personen nahmen im Vorjahr die Beratung der Bankkunden Ombudsstelle in Anspruch; dabei konnten für die KonsumentInnen mehr als 134.000 Euro an Nachlässen und Zinssatzreduktionen verhandelt werden. „Neben der steigenden Verschuldungshöhe ist vor allem das sinkende Alter der Schuldner besorgniserregend. Der jüngste Klient ist erst 17 Jahre, das ist ein alarmierendes Zeichen“, warnt Dunst. Mit der Forcierung der Präventionsarbeit in den Schulen und der Fortführung des im Vorjahr gestarteten Pilotprojekts „Finanzführerschein“ will sie der Schuldenfalle insbesondere für Jugendliche verstärkt den Kampf ansagen.

Ursachen für Schulden seit Jahren unverändert
Ehemalige Selbständigkeit, Einkommensverschlechterung, Hausbau oder Wohnungskauf, Scheidung und falsches Konsumverhalten seien seit Jahren die Hauptgründe für Schulden. „Die Schuldner kommen aus allen Schichten, es kann jeden treffen“, weiß Mag.a Gabriela Perusich, seit 15 Jahren Leiterin der Schuldenberatung Burgenland, die 1998 als kostenlose Serviceeinrichtung des Landes gegründet wurde. Durchschnittlich werden 1.125 persönliche Beratungsgespräche im Jahr durchführt, dazu kommen noch fast 2.900 telefonische Auskünfte, Anfragen und Beratungen. 616 Personen haben im Vorjahr ihre Beratungsdienste erstmals in Anspruch genommen, 2009 waren es knapp 700 Neuklienten, seit drei Jahren ist die Tendenz wieder leicht fallend. Die Hilfe durch die Schuldenberatung ist auf den jeweiligen Fall abgestimmt, es werden individuelle Sanierungskonzepte erarbeitet.

Steigende Schulden, immer jünger Schuldner, mehr Männer als Frauen verschuldet
Insgesamt verzeichnete man 1998 9.558 neue KlientInnen. Deren durchschnittliche Verschuldung betrug in den letzten Jahren 72.000 Euro, 2015 waren es 80.800 – Tendenz steigend. Die höchste Verschuldung lag bei 1 Mio. Euro. Detail am Rande: Mit 54,7 % sind die Männer bei den KlientInnen im Überhang. Das Durchschnittsalter der SchuldnerInnen beträgt 43 Jahre, wobei der jüngste 17, der älteste 79 Jahre alt war.

Kostenlose, anonyme Beratung, individuelle Sanierungskonzepte
Seit 2002 ist die Schuldenberatung Burgenland eine bevorrechtete Schuldenberatung und darf die KlientInnen im Privatkonkurs vor Gericht vertreten und auch Anträge einbringen. 2015 war dies bei 123 Konkurstagsatzungen der Fall, es wurden 159 außergerichtliche Ausgleiche angeboten. Insgesamt begleitete die Schuldenberatung von 1998 bis 2015 KlientInnen bei 1.804 Konkurstagsatzungen und erzielte 2.182 außergerichtliche Ausgleiche, dazu zahlreiche Stundungen, Zinsfreistellungen, Ratenvereinbarungen und Abschlagszahlungen. Seit 2013 ist die Schuldenberatung auch ISO zertifiziert. Beratungen werden neben Eisenstadt seit 2009 auch in der Außenstelle in der Bezirkshauptstadt Oberwart durchgeführt.

Präventionsarbeit an Schulen
Gearbeitet wird aber auch präventiv: Eine eigens ausgebildete Beraterin berät an Schulen, wodurch bisher rund 3.300 SchülerInnen erreicht werden konnten. Dunst will die Prävention weiter forcieren und auch den im Vorjahr als Pilotprojekt erfolgreich gestarteten Finanzführerschein auch 2016 weiterführen.

Bankkunden Ombudsfrau
85 % ihrer KlientInnen hätten Probleme bei der Rückzahlung von Kreditraten, Kontoüberziehung und Fremdwährungskrediten, berichtete Bankkunden Ombudsfrau Helga Schmidt. Die Spezialistin mit langjähriger Erfahrung im Bankensektor leitet von Anbeginn die von Dunst vor zehn Jahren installierte Bankkunden Ombudsstelle und hat seither mehr als 2.800 Personen beraten, allein 294 waren es im Vorjahr - dabei konnten 2015 mehr als 134.000 Euro an Nachlässen und Zinssatzreduktionen verhandelt werden. Schmidt, die sich ein hervorragendes Netzwerk mit den Banken aufgebaut hat, bietet Sprechtage in Eisenstadt und Oberwart an.

„Als Konsumentenschutzlandesrätin ist mein Ziel, den Menschen Beratungsmöglichkeiten möglichst in regionaler Nähe anzubieten. Allerdings ist es ganz wichtig, dass die Menschen rechtzeitig die Beratungsstellen aufsuchen“, betont Dunst.

 

 

 

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