Durch wirtschaftspolitische Maßnahmen Rückenwind nutzen
St. Pölten (nlk) - Unter dem Motto „Kraft. Nähe. Niederösterreich“ stellte Landeshauptmann
Dr. Erwin Pröll am 13.01. im Zuge einer Pressekonferenz in Altlengbach eine Reihe von wirtschaftspolitischen
Maßnahmen vor. Neben dem Landeshauptmann informierten dabei auch der Wirtschaftsexperte Dr. Christian Helmenstein
und Wirtschafts-Landesrätin Dr. Petra Bohuslav.
Zur Ausgangssituation ging Landeshauptmann Pröll zunächst auf die „angespannte Situation am Arbeitsmarkt“
mit einem Anstieg von 3,4 Prozent im Dezember 2015 ein. Gleichzeitig habe man im Vorjahr aber auch erstmals in
der Zweiten Republik die Marke von 600.000 unselbstständig Beschäftigten erreichen können, so Pröll.
Ebenso habe man 2015 im Export ein Volumen von 20 Milliarden Euro überschritten. Als „zwei weitere wesentliche
Meilensteine“ nannte der Landeshauptmann: „Die niederösterreichische Wirtschaftsleistung hat erstmals die
50 Milliarden Euro-Marke überschritten. Als eigene Volkswirtschaft wäre Niederösterreich damit auf
dem 70. Platz unter 196 Staaten weltweit. Dazu kommt, dass Niederösterreich 2015 erstmals die Marke von 700.000
Haushalten durchbrochen hat.“ Verbunden mit der Prognose von 1,9 Prozent für das niederösterreichische
Wirtschaftswachstum im Jahr 2016 sei dies „ein Rückenwind, den wir durch wirtschaftspolitische Maßnahmen
entsprechend nutzen wollen“.
So erwarte man sich zum einen durch die Steuerreform, die mehr Kaufkraft und eine Senkung der Lohnnebenkosten bringe,
positive Effekte, skizzierte der Landeshauptmann. Zum anderen wolle man auch die Internationalisierung der niederösterreichischen
Wirtschaft fortsetzen: „Eine Milliarde im Export sichert rund 11.000 Arbeitsplätze im Inland. Schon in der
Vergangenheit haben wir Märkte wie Russland, Türkei oder die Vereinigten Arabischen Emirate gezielt bearbeitet.
Im Vorjahr haben wir mit den Märkten in Großbritannien und den USA begonnen. Heuer setzen wir den nächsten
Schritt mit dem Export-Schwerpunkt Iran.“ Hier würden sich durch die Aufhebung bzw. Lockerung der Wirtschaftssanktionen
neue Perspektiven bieten, so Pröll, der Chancen für niederösterreichische Unternehmen vor allem
in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Pharmazeutische Erzeugnisse sowie in Umweltschutz, Wassertechnologie
und Luftreinhaltung ortete. Ziel sei eine Verdoppelung des Exportvolumens bis 2021 von 50 auf 100 Millionen Euro.
Ein weiterer Schwerpunkt werde im Bereich der Unternehmensgründungen gesetzt, kündigte der Landeshauptmann
an. So habe man in den vergangenen Jahren rund 700 Millionen in Wissenschaft und Forschung investiert, mittlerweile
habe sich im Bundesland eine intensive Forschungstätigkeit entwickelt. Pröll: „Jetzt erreichen wir die
nächste Entwicklungsstufe, in der wir durch spin offs die niederösterreichische Unternehmensstruktur
verbreitern und erweitern wollen.“ Dadurch seien auch entsprechende Effekte für den Arbeitsmarkt zu erwarten.
Landesrätin Bohuslav habe daher den Auftrag übernommen, eine „spin off-Strategie“ für Niederösterreich
zu erarbeiten, im Zuge derer etwa Fördermöglichkeiten ausgearbeitet werden sollen.
Eine Standortaufwertung bringe auch die Breitband-Initiative mit sich, ging der Landeshauptmann auf einen weiteren
Schwerpunkt ein. Noch diese Woche starteten die ersten Glasfaser-Anschlüsse, informierte Pröll: 100 Privathaushalte
in der Gemeinde Kautzen und 20 Firmen-Anschlüsse in Heidenreichstein. Bis Ende des Jahres erwarte man rund
10.000 neue Breitband-Anschlüsse.
Der Wohnbau sei ein wichtiger Konjunkturmotor, betonte Pröll, und kündigte in diesem Bereich Investitionen
von rund 500 Millionen Euro an. Landeshauptmann-Stellvertreter Sobotka haben den Auftrag übernommen, einen
Maßnahmenplan für leistbares Wohnen zu erstellen, so der Landeshauptmann.
Fortgeführt werden auch gezielte arbeitsmarktpolitische Maßnahmen für betroffene Gruppen wie ältere
Arbeitssuchende, gering ausgebildete Arbeitssuchende oder auch Langzeitarbeitslose. Dafür stehen heuer insgesamt
255 Millionen Euro im Rahmen des territorialen Beschäftigungspaktes zur Verfügung, informierte Pröll.
Dass Niederösterreich die Marke von 50 Milliarden Euro an regionalem BIP überschritten habe, ordnete
Wirtschaftsforscher Helmenstein in einen globalen Zusammenhang ein: „Damit liegt Niederösterreich in einer
globalen Rangfolge auf Platz 70. Luxemburg liegt auf Rang 75, auch Länder wie Uruguay, Kroatien und Slowenien
liegen dahinter.“ Der Durchschnitt der Bundesländer liege bei 36 Milliarden Euro, seit 2009 habe das niederösterreichische
regionale BIP um sechs Milliarden Euro zugelegt, brachte er einige weitere Vergleichszahlen.
Landesrätin Bohuslav ging in ihrer Stellungnahme auf das Thema Industrie 4.0 näher ein: „Die Digitalisierung
bringt für unsere Unternehmen Chancen und Herausforderungen.“ Ziel sei es, „die Innovationskraft, die in unseren
Klein- und Mittelunternehmen steckt, zu fördern“, betonte sie. Sie habe daher den Auftrag übernommen,
einen ressortübergreifenden Masterplan zu entwickeln, der z. B. auch in den Bereiche Bildung und Arbeitsmarkt
reicht. „Industrie 4.0 spielt in alle gesellschaftspolitischen Bereiche hinein“, so Bohuslav.
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