…und anderer statistischer Unsinn
Salzburg (universität) - Am 21. Jänner um 15 Uhr findet an der Naturwissenschaftlichen Fakultät
der Universität Salzburg ein Vortrag des Linzer Statistikers Andreas Quatember über Fehler bei der Vermittlung
statistischer Daten statt. Der Autor des Buches „Statistischer Unsinn. Wenn Medien an der Prozenthürde scheitern“
lädt zu einer kritischen und gleichzeitig amüsanten Tour durch falsche Schlagzeilen und unsinnige Interpretationen
statistischer Ergebnisse ein. Untertitel des Vortrags: „Warum ein Viertel aller Studierenden alkoholabhängig
ist, sich Schönheitsoperationen lebensverlängernd auswirken, höherer Schokoladekonsum mehr Nobelpreisträger
erzeugt - und warum das alles blanker Unsinn ist“.
Ob man will oder nicht: Statistiken sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Informationsgesellschaft. Denn um
Daten zu erheben, zu analysieren, interpretieren und darzustellen, sind statistische Methoden unverzichtbar. Von
Aktienkursentwicklungen bis zu Weltranglistenplatzierungen. Wir alle bedienen uns der Statistik, ob bei Kundendaten-Auswertungen
bei Amazon oder Preisaktionen im Supermarkt. Doch das Image der Disziplin ist denkbar schlecht. Der Volksmund behauptet
hartnäckig, dass sich mit Statistik alles beweisen lässt, dass man keiner Statistik vertrauen sollte,
die man nicht selbst gefälscht hat, dass die Statistik die höchste Steigerungsstufe der Lüge ist.
Woher kommt dieses Misstrauen?
Das Problem liegt nicht an der Methode, betont Andreas Quatember, Professor am IFAS Institut für Angewandte
Statistik der Johannes Kepler Universität Linz sondern an der mangelnden Qualität bei der Anwendung der
statistischen Methoden und der Vermittlung statistischer Daten. Einen Anteil daran haben Journalisten, wie Quatember
seit Jahren an zahlreichen Beispielen aus Print- und Online-Artikeln vorwiegend österreichischer Medien beobachtet
und dokumentiert. Immer unterhaltsam, nie überheblich. Die Fehler passieren aus einfachem Unverständnis,
purer Schlamperei oder absichtlicher Manipulation.
Allerlei Unsinn kommt oft im Zusammenhang mit Prozentangaben heraus. Was heißt etwa vierzig Prozent? Auf
die Frage antwortete etwa ein Großteil von Linzer Studierenden fälschlicherweise, dass vierzig Prozent
so viel bedeute wie „jeder Vierte“. Und auch ein Printjournalist, der kürzlich über die Unzufriedenheit
der Beschenkten mit Weihnachtspräsenten schrieb, ging wohl von derselben irrigen Annahme aus, wenn er einmal
von „jedem Vierten“ und dann von „vier von zehn“ sprach.
Unsinniges wird auch oft herausgelesen oder hineininterpretiert, wenn es um Vergleiche von Mittelwerten in tatsächlich
aber nicht vergleichbaren Populationen geht („Lebensverlängernde Schönheitsoperationen“). Fehlschlüsse
passieren außerdem oft bei statistischen Zusammenhängen zweier Merkmale, den sogenannten Korrelationen.
Es ist - so Quatember - wichtig zu verstehen, dass es zwischen zwei korrelierten Merkmalen keine kausale Beziehung
geben muss, wie oft suggeriert wird. Oder glaubt jemand wirklich, dass die Tatsache, dass es in manchen Gegenden
einen eindeutigen statistischen Zusammenhang gibt zwischen der Storchenpopulation und der Anzahl der neugeborenen
Kinder, dass sich daraus schließen lässt, dass der Storch die Babys bingt?
In dieselbe Kategorie fällt der statistische Zusammenhang zwischen dem pro Kopf Schokoladeverbrauch eines
Landes und der Zahl der Nobelpreisträger, wie Quatember in seinem Buch Statistischer Unsinn (Springer 2015)
beschreibt. „Die Schweiz steht beim Schokoladekonsum und beim Einheimsen von Nobelpreisen nach Bevölkerungsanteilen
gleichermaßen an der Spitze. Die USA, Frankreich und Deutschland liegen im Mittelfeld, während China,
Japan und Brasilien im unteren Teil der Liste landen... Liegt es vielleicht an den sogenannten Flavonoiden in der
Schokolade, einer Gruppe von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, von denen einigen eine positive Wirkung auf
die menschliche Kognition nachgesagt wird?“ Wohl eher nicht, meint Quatember. Als Erklärung für den
starken statistischen Zusammenhang sei es naheliegender einen gemeinsamen Einflussfaktor zu suchen, etwa den Wohlstand
der Länder. Bei größerem Wohlstand wird mehr Schokolade konsumiert und auch die Forschungseinrichtungen
solcher Länder werden besser ausgestattet. Ob Interpretationen der PISA- Studie oder Unfallstatistiken nach
Sternzeichen - Quatember will sensibilisieren für statistische Sachverhalte und Manipulationsversuche.
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