Gespräch über die europaweite Flüchtlingskrise mit Pahor und Minister Ostermayer
– Jubiläumsfeier: 60 Jahre Zentralverband slowenischer Organisationen
Ljubljana/Klagenfurt (lpd) - Landeshauptmann Peter Kaiser und Bundesminister Josef Ostermayer trafen am
23.01. mit dem Präsidenten der Republik Slowenien, Borut Pahor, im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung
zusammen. Das Treffen fand im Vorfeld des Festaktes 60 Jahre Zentralverband der slowenischen Organisationen in
Klagenfurt statt.
Das bestimmende Thema bei einem Gespräch war die Flüchtlingskrise in Europa. Kaiser, Pahor und Ostermayer
waren sich einig darüber, dass eine Lösung der momentanen Flüchtlingssituation nur von allen 28
EU-Mitgliedsstaaten gemeinsam erreicht werden könne. Es genüge nicht, wenn sich nur einige wenige EU-Staaten
solidarisch zeigen würden. Der Landeshauptmann lobte die gute Zusammenarbeit der österreichischen und
slowenischen Behörden beim Transit der Flüchtlinge von Slowenien über Kärnten nach Deutschland
in den vergangenen Wochen und Monaten. Pahor warnte vor einzelnen nationalstaatlichen Lösungsversuchen, denn
nur ein gemeinsam abgestimmtes Vorgehen könne Erleichterung bringen. Ostermayer sprach vom Asylgipfel in Österreich
vergangene Woche, an dem auch Kaiser teilnahm, von dem er sich eine Signalwirkung für die Menschen in Österreich
und die Flüchtlinge erwarte.
Ebenfalls bei dem Treffen dabei waren auch der Minister für Slowenen in den Nachbarländern und im Ausland,
Gorazd Zmavc, der Botschafter Sloweniens in Österreich, Andrej Rahten, Generalkonsul Milan Predan, der österreichische
Botschafter in Slowenien Clemens Koja, Landtagspräsident Reinhart Rohr und Landesamtsdirektor Dieter Platzer.
Abschließend trug sich der Staatspräsident auch in das Gästebuch des Landes ein.
|
Jubiläumsfeier: 60 Jahre Zentralverband slowenischer Organisationen
Sloweniens Staatspräsident Borut Pahor, BM Josef Ostermayer und LH Kaiser gratulierten
und dankten ZSO und Obmann Sturm
Der Zentralverband slowenischer Organisationen (ZSO) in Kärnten feierte am 23.01. sein 60. Gründungsjubiläum.
Das Jubiläum stand unter dem Motto „Rückwärts verstehen, vorwärts leben – Razumeti nazaj, ziveti
naprej“. Herzlich begrüßt wurden als Ehrengäste der slowenische Staatspräsident Borut Pahor,
der Minister Sloweniens für Slowenen in den Nachbarländern und im Ausland, Gorazd Žmavc, Österreichs
Kulturminister Josef Ostermayer und Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. Sie gratulierten dem Zentralverband
und insbesondere Obmann Marjan Sturm. Präsident Pachor überreichte Sturm eine hohe Auszeichnung der Republik
Slowenien.
Landeshauptmann Kaiser begann seine Grußadresse in perfektem Slowenisch. Er bemerkte im Hinblick auf den
ZSO, dass es sehr bewegte Zeiten waren, die die gesellschaftliche Entwicklung widerspiegelten. Doch es sei gelungen,
über Parteigrenzen hinweg Gräben zu überwinden und aufeinander zuzugehen. Das Gemeinsame habe schließlich
obsiegt, so Kaiser. Ausgehend von der topografischen Frage seien viele weitere Instrumente geschaffen worden, die
eine positive Entwicklung ermöglichen und absichern, wie etwa das Dialogforum. Auch sei es gelungen, die slowenische
Musikschule Glasbena sola in das Musikschulwesen einzugliedern und abzusichern, erwähnte Kaiser.
Weiters werde die slowenische Volksgruppe erstmals in die neue Kärntner Landesverfassung aufgenommen werden.
Dies zeige die guten Beziehungen, die es auch zwischen Österreich und Slowenien gebe. Kaiser sieht es auch
als Fortschritt an, dass abseits von Beschönigungen oder Verschweigen offener über Geschichte und Landesfeiern
gesprochen werde. Für kritische Auseinandersetzungen müsse Platz sein. Er wünsche sich, dass die
nunmehr erreichten positiven Beziehungen zwischen den Volksgruppen bleiben bzw. gefestigt werden, sodass damit
keine Konflikte mehr entstehen können, so Kaiser.
Bundesminister Ostermayer erinnerte an seine „Kärnten-Mission“ im Zusammenhang mit der Lösung der Ortstafelfrage.
Dabei habe er viele Ratschläge und gute Unterstützung bekommen, wie vor allem auch von Marjan Sturm und
Peter Kaiser. Sturm sei ein wesentlicher Mitstreiter gewesen, der auch sehr hartnäckig sein konnte. Doch Sturm
hatte die Vision, mit dem Gegner ins Gespräch zu kommen, um gemeinsam weiterzukommen. Als dann schließlich
die Konsenslösung 2011 erreicht wurde, wurde diese international viel beachtet und das Interesse auswärts
war sehr groß. Der Kompromiss sei die größte Erfindung der Menschheit, zitierte Ostermayer den
Soziologen Georg Simmel. Der Minister dankte dem ZSO und Sturm für den Beitrag, den sie für die Kärntner
Slowenen geleistet haben und leisten.
Der ZSO in Kärnten wurde vor 60 Jahren am 25. März 1955 als überparteilicher Dachverband gegründet.
Der Obmann des Zentralverbandes slowenischer Organisationen in Kärnten, Dr. Marjan Sturm, ist seit 1992 Vorsitzender
des Beirates für die slowenische Volksgruppe im Bundeskanzleramt.
Die Überreichung des Kärntner Landeswappens an Obmann Sturm soll demnächst erfolgen, nachdem die
Landesregierung dies bereits beschlossen hat. Damit werden die Verdienste und Leistungen des ZSO um die Kultur,
um die Bildung, Volkstumspflege, im Besonderen für die gemischtsprachige Bevölkerung anerkannt und gewürdigt.
Der Zentralverband slowenischer Organisationen in Kärnten/Zveza slovenskih organizacij na Koroškem darf dann
das Kärntner Landeswappen im geschäftlichen Verkehr führen, wie insbesondere als Aufdruck auf Brief-
oder Geschäftspapier, auf Druckschriften oder Verlautbarungen, auf Ehrenzeichen, Medaillen, Schildern usw.
Mitgliedsorganisationen des ZSO sind: Slowenischer Schulverein/Slovensko šolsko društvo; Slowenischer Kulturverband/Slovenska
provetna zveza; Slowenischer Frauenverband/Zveza slovenskih žena; Slowenischer Partisanenverband/Zveza, koroških
partizanov; Verband der vertriebenen Slowenen/zveza slovenskih izseljencev; Slowenischer Alpenverein/Slovensko
planinsko društvo sowie Fraktionen von Parteien.
Der ZSO zog aus der Konfrontationszeit der 70er und teilweise 80er Jahre die Konsequenz, zur Lösung offener
Minderheitenfragen einerseits durch die Befassung des Verfassungsgerichtshofes beizutragen und andererseits mit
einer gezielten Politik des Dialoges auch mit Gegnern der slowenischen Minderheit, eine Änderung des politischen
Klimas in Kärnten zu erzielen. Bei der Entwicklung der Konsensgruppe und folglich bei der Lösung der
Ortstafelfrage spielte der ZSO eine durchaus bedeutende Rolle, wie Sturm ausführte. Sich immer wieder den
besonderen Herausforderungen zu stellen, war und ist seit Jahrzehnten ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit des
ZSO.
Katja Gasser moderierte die Veranstaltung, für Musik sorgte das SaxQuartett. Über spezifische Minderheitenfragen
diskutierten am Podium Brigitta Busch und Eva Hartmann. Unter den vielen Gästen waren auch der Botschafter
Sloweniens in Österreich, Andrej Rahten, Generalkonsul Milan Predan, der österreichische Botschafter
in Slowenien Clemens Koja, die Landtagspräsidenten Reinhart Rohr und Rudolf Schober, Landesamtsdirektor Dieter
Platzer, Superintendent Manfred Sauer, Prälat Michael Kristof, Bundesrätin Ana Blatnik, LAbg. Zalka Kuchling,
Bezirkshauptmann Gert Klösch, Diplomat Valentin Inzko, Bgm. Bernard Sadvonik und Militärkommandant Walter
Gitschthaler.
|