Tagestourismus als Wachstumstreiber – Studie zu den gesamten volkswirtschaftlichen Effekten
aus dem Tourismus von 2000 bis 2015.
Bernstein/Eisenstadt (blms) - Mehr als 190 Millionen Euro an EU-Tourismusförderung sind in den letzten
15 Jahren in den heimischen Tourismus geflossen. Eine vom Regionalmanagement Burgenland (RMB) in Auftrag gegebene
Studie zu den volkswirtschaftlichen Effekten präsentierten Landesrat Helmut Bieler, Tourismuslandesrat MMag.
Alexander Petschnig und RMB-Geschäftsführer Mag. Harald Horvath am 21.01. in Bernstein. Die wichtigsten
Fakten: Die jährlichen Wachstumsraten liegen seit 2000 bei über 2,5 %. Die Besuchstage im Jahr sind von
knapp 7 Millionen auf fast 11 Millionen gestiegen; der Tagestourismus ist mit 89 % überproportional gewachsen
und Wachstumstreiber; der Österreicher-Anteil an den Übernachtungen ist auf 82 % gestiegen, und die Gesamtwertschöpfung
hat im Vorjahr erstmals die Milliardengrenze überschritten. Jeder zweite Burgenland-Besucher ist ein Premium-Gast.
„Diese Ergebnisse sind beeindruckend und zeigen, dass der burgenländische Tourismus auf einem guten Weg ist.
Mehr als 14.000 Personen – das ist jeder siebente Arbeitsplatz im Land - sind im Tourismus beschäftigt. 9,1
Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung werden im Tourismus generiert, deutlich mehr als im Österreichschnitt
von 7,9 Prozent“, betonte Bieler. Um den Aufwärtstrend zu prolongieren, seien eine Strukturbereinigung und
eine Qualitätsoffensive in der 1/2-Stern-Beherbergungskategorie dringend notwendig, so Studienautor Mag. Andreas
Kreutzer.
„Wir befinden uns in einer Aufwärtsspirale“, erklärte Tourismuslandesrat Petschnig. „Die Wertschöpfung
weiter zu steigern und die heimischen Tourismusbetriebe zu stärken, ist unser primäres Ziel. Mit der
Novelle des Tourismusgesetzes haben wir dafür die Weichen gestellt“.
Tagestourismus ist Wachstumstreiber
Die Ergebnisse zeigen von 2000 bis 2015 ein überdurchschnittliches Wachstum von 89 % beim Tagestourismus
und einen Zuwachs von 22 % bei den Nächtigungen; deutlich gestiegen (+20 %) sind von 2000 bis 2015 auch die
Besuchstage der touristisch genutzten Nebenwohnsitze. Die Zahl der Besuchstage ist von knapp 7 Mio. auf knapp 10,8
Mio. im Jahr 2015 gestiegen - zwei Drittel davon resultieren bereits aus dem Tagestourismus. Hier wiederum überwiegt
„Shopping“ (3,7 Mio. Besuchstage) eindeutig als Motiv, wobei das Wachstum im Wesentlichen auf das Outlet-Center
Parndorf zurückzuführen ist.
Tourismusumsätze seit 2000 verdoppelt
Mit 1,04 Mrd. Euro haben die touristischen Ausgaben im Vorjahr erstmals die Milliardenmarke überschritten,
wobei rund knapp die Hälfte aus dem Tagestourismus, ein Drittel aus dem Nächtigungstourismus und knapp
ein Fünftel aus dem Bereich touristische Nebenwohnsitze kommen. Wertmäßig liegt der Shoppingtourismus
(311 Mio. Euro) fast gleichauf mit „Sport/Natur/Erholung“ (325 Mio. Euro). Zwanzig Prozent der Erlöse kommen
aus dem Thermen-, Gesundheits- und Wellnessbereich (207 Mio. Euro). Im Durchschnitt geben Gäste 100 Euro aus,
wobei die Ausgaben bei touristischen Nebenwohnsitzen mit 145 Euro am höchsten sind.
Mehr Premium-Nächtigungsgäste als in anderen Bundesländern
82 % der Nächtigungsgäste kommen aus Österreich, von diesen je ein Viertel aus Niederösterreich
und Wien, 15 % aus der Steiermark. Kreutzer: „Die räumliche Nähe ist kein Grund, nicht im Burgenland
zu übernachten, wenn die richtigen Übernachtungsangebote gegeben sind“. Bemerkenswertes Detail: Mehr
als die Hälfte der Übernachtungen (52 %) kommt aus dem Premium-Gästesegment („leistungsbewusste
Elite“); mit Ausnahme von Wien hat kein Bundesland anteilsmäßig mehr Gäste aus diesem Segment (Österreichschnitt:
57 %). Die „Neue Mitte“ (junge pragmatische, konsumorientierte Mitte, Hedonisten), zu der junge Gästegruppen,
oft auch Familien, zählen, ist mit 31 % die zweitstärkste Nächtigungsgruppe. Nur 17 % kommen aus
der „traditionellen Mitte“. Kreutzer sieht daher „akuten Handlungsbedarf“ in der 1, 2 und 3-Stern-Kategorie. Nur
das Premiumsegment und Campingplätze seien langfristig konkurrenzfähig. Das Premiumsegment bedürfe
jedoch einer internationalen Ausrichtung, Premium-Dienstleistungen und vor allem einer entsprechenden Bettenkapazität.
Mehr Events, Ausbau des Premium-Hotelangebots, differenziertere Angebote
Die Stärken des Burgenlandes sind das Wellness- und Radangebot und der Neusiedler See. Kreutzer rät
dringend zu Infrastruktur-Investitionen und zur Schaffung zugkräftiger Tourismuseinrichtungen und attraktiver
Events; in der Positionierung müsse man „weg von der sozialen Mitte hin zu einem differenzierten Angebot für
die Premiumzielgruppe und junge Schichten“. Vor allem das Premium-Hotelangebot rund um den Neusiedler See müsse
ausgebaut werden.
„Überregionales Denken“
Petschnig will die Marketingarbeit auf allen Ebenen verbessern und fordert „überregionales Denken“. Es
gelte, „neue Angebote für Premiumgäste, Familien und Sportbegeisterte zu kreieren, proaktiv an die Menschen
heranzuführen und durch entsprechende Übernachtungsangebote zu begleiten“. Bieler will auch das Kulturangebot
weiter ausbauen; er sei „zuversichtlich, dass wir mit Regionalität, mit dem Erfolgskonzept hinter der neuen
Dachmarke Burgenland, bei unseren Gästen punkten können“.
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