Wiener Spitalskonzept 2030:
 Nächste Schritte für Spitäler der Zukunft

 

erstellt am
20. 01. 16
11:00 MEZ

Internationale Standards sichern Qualität der Gesundheitsversorgung
Wien (rk/kav) - Die Stadt verändert sich rasant, Wien wächst, die Ansprüche der PatientInnen steigen, die medizinische Entwicklung schreitet zügig voran. Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) muss daher mit neuen Strukturen dafür sorgen, dass die hohe Qualität der Spitalsversorgung gesichert bleibt. Mit dem Wiener Spitalskonzept 2030 hat die Stadt Wien bereits im Jahr 2011 dafür die Weichen gestellt. Nun werden die nächsten Schritte eingeleitet: Der KAV hat Ende 2015 die Planungen für den Medizinischen Masterplan und die Masterbetriebsorganisation abgeschlossen. Kernelemente sind die Schaffung von medizinischen Schwerpunkten und Zentren, die Bündelung von Leistungen und Qualifikationen und neue Formen der betrieblichen Abläufe. Ziel ist es, die hohe medizinische und pflegerische Qualität des Wiener Gesundheitswesens abzusichern und für künftige Entwicklungen fit zu machen.

Im KAV werden jährlich rund 400.000 stationär aufgenommene PatientInnen betreut und rund 3,5 Millionen Ambulanzbesuche gezählt. Anhand der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung der Stadt Wien ist absehbar, dass die Zahlen ansteigen werden. Dieser Tatsache, dem medizinischen Fortschritt und den steigenden Erwartungen der PatientInnen trägt der Medizinische Masterplan Rechnung. Der Medizinische Masterplan und die Master-Betriebsorganisation sind folglich Entwicklungs-, Modernisierungs- und Investitionsprogramme.

Die medizinische Versorgung Wiens wird in Zukunft in drei Regionen organisiert. In jeder Region gibt es zwei Partnerspitäler, deren Leistungsangebot aufeinander abgestimmt und einander ergänzend ist. Das AKH bleibt als Universitätskrankenhaus in vollem Umfang und mit seinem derzeitigen Leistungsangebot bestehen. An allen Standorten werden auch in Zukunft medizinische Grundversorgung und jeweils definierte Schwerpunkte angeboten. In den Spitälern werden Zentren geschaffen, die Knowhow und Kompetenzen aus verschiedenen Fachrichtungen bündeln. Das schafft beste Voraussetzungen für die Weiterentwicklung der Versorgungsqualität. Mit der Schaffung von Zentren und Schwerpunkten haben andere vergleichbare Städten Europas, etwa Berlin, Stockholm oder Kopenhagen, bereits gute Erfahrungen gemacht, die ganzheitliche Behandlung und Betreuung von PatientInnen ist internationaler Trend.

Regionen und Partnerspitäler
Region West: Krankenhaus Hietzing und Wilhelminenspital
Region Nord/Ost: Krankenhaus Nord und Donauspital
Region Süd: Kaiser-Franz-Josef-Spital und Rudolfstiftung

Grundversorgung, Zentrale Notaufnahme und Zentren
An allen Standorten wird es eine erweiterte Grundversorgung und eine Zentrale Notaufnahme (ZNA) geben. Die erweiterte Grundversorgung umfasst Angebote in der Inneren Medizin, der Allgemeinchirurgie und der Neurologie. Eine gynäkologische Grundversorgung wird an fünf von sechs Standorten angeboten. In jeder Region wird es außerdem eine akutgeriatrische Abteilung geben. Zu den Aufgaben der Zentralen Notaufnahmen werden die Ersteinschätzung, die Schockraumversorgung, ambulante und stationäre Notfallversorgung sowie die Übergabe von Patientinnen und Patienten an andere Fachbereiche gehören. Alle Fachbereiche arbeiten in der Versorgung von medizinischen Notfällen eng zusammen. Mit der erweiterten Grundversorgung, die alle Gemeindespitäler auch in Zukunft bieten werden, können PatientInnen in Notfällen auch weiterhin – wie das schon heute der Fall ist – ihr nächstgelegenes Spital aufsuchen. Überweisende ÄrztInnen und Rettungsorganisationen werden PatientInnen zielgerichtet in jenes Spital bringen, das das erforderliche Fächerspektrum bietet. Hat beispielsweise jemand aus dem 16. Bezirk ein akutes Problem am Auge, kann er oder sie auch in Zukunft die Notaufnahme des nahegelegenen Wilhelminenspitals aufsuchen. Je nach Art der des Problems wird dann entweder der/die Notfallarzt/ärztin eine Ersteinschätzung und gegebenenfalls Erstbehandlung vornehmen oder (in der Regelbetriebszeit) wird der/die Konsiliarärztin/der Konsiliararzt vor Ort das Problem behandeln, oder der Patient/die Patientin wird ins Augenzentrum in der Rudolfstiftung oder auch ins AKH weiter geleitet.

Zentren sichern Qualität
Komplexere Krankheitsbilder werden künftig in inter- und monodisziplinären Zentren behandelt. Die interdisziplinären und monodisziplinären Zentren sowie die Schwerpunkte und Kompetenzzentren an den Standorten ergänzen einander zu einer standortübergreifenden Gesamtversorgung.

Interdisziplinäre Zentren, Beispiel Onkologische Zentren
Viele Erkrankungen können heute über das Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen optimal behandelt werden, zum Beispiel Krebs. Der Medizinische Masterplan sieht interdisziplinäre Zentren vor, in denen das Wissen von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen gebündelt wird. So können alle Vorteile fächerübergreifender Behandlungsformen in vollem Umfang genutzt werden. Zu den interdisziplinären Zentren zählen die Onkologischen Zentren, die Zentren Innere Medizin, die Herz-Gefäß-Zentren und die Eltern-Kind-Zentren.

Jede Region wird über ein onkologisches Zentrum verfügen, in dem Krebs-PatientInnen nahe ihrem Wohnort auf höchstem medizinischem Niveau behandelt werden können. Als Standorte sind das Wilhelminenspital, das Kaiser-Franz-Josef-Spital und das Donauspital vorgesehen. KrebspatientInnen benötigen während der Therapie eine große Zahl von verschiedenen Untersuchungen und Behandlungen, unter anderem bildgebende Verfahren, spezifische Laboruntersuchungen, Punktionen, Operationen, Chemotherapeutische Behandlungen, Strahlentherapien und eine Fachabteilungen, die die Koordination all dieser Maßnahmen übernimmt (zum Beispiel Urologie). In den Onkologischen Zentren wirken alle diese Fachabteilungen und Institute zusammen, um in der interdisziplinären Zusammenarbeit die zielgerichtete Diagnostik und bestmögliche Behandlung der onkologischen PatientInnen sicherzustellen.

Monodisziplinäre Zentren: Augenzentrum und Dermatologie-Zentrum
Für bestimmte Fachbereiche sind monodisziplinären Zentren vorgesehen. Durch die Bündelung von Kompetenzen und Strukturen werden höhere Fallzahlen erreicht und optimale Voraussetzungen für die Qualität der Behandlung und der Ausbildung sichergestellt. Beispiele für monodisziplinäre Zentren sind die neuen Ortho-Trauma-Zentren, das Augenzentrum oder das Dermatologie-Zentrum. Die stationäre Behandlung erfolgt im großen Augenzentrum bzw. Dermatologie-Zentrum in der Rudolfstiftung. In den übrigen Spitälern werden stationär und teilstationär untergebrachte oder ambulante Patientinnen und Patienten vom ärztlichen Konsiliardienst (AugenfachärztInnen) betreut. Als weitere Zentren werden u. a. aufgebaut: Herz-Gefäß-Zentren, Zentren für Innere Medizin, Pathologie und Labormedizin.

Dass das Augenzentrum und das Dermatologie-Zentrum in der Rudolfstiftung angesiedelt sind bedeutet keinesfalls, dass andere Regionen und Bezirke dadurch in diesen Fächern unterversorgt sind. Das Augenzentrum in der Rudolfstiftung organisiert auch die augenheilkundliche Versorgung in den anderen Wiener Gemeindespitälern. Das betrifft sowohl die Konsiliarversorgung der stationären PatientInnen an allen Standorten als auch die ambulante Versorgung, ergänzend zum niedergelassenen Bereich. Der KAV arbeitet bereits heute in einigen Bereichen mit Konsiliarversorgung, die sich gut bewährt. Die Bündelung von Leistungen mehrerer kleinerer Abteilungen an einen Standort in einem Zentrum sorgt außerdem dafür, dass die Kapazitäten insgesamt steigen.

Schon derzeit erfolgen die meisten stationären Aufnahmen im Bereich Augen in der Rudolfstiftung (ca. 6.050 Fälle im Jahr 2014, in Hietzing ca. 4.700, im Donauspital ca. 3.500), gleiches gilt für Intravitreale Injektionen (Rudolfstiftung ca. 5.250 Injektionen, Hietzing ca. 1.850, Donauspital ca. 1.450). In Zukunft wird es in Wien für rund 2 Millionen EinwohnerInnen vier Standorte mit Augenversorgung geben: die Rudolfstiftung, das AKH, das Hanusch-Krankenhaus und die Barmherzigen Brüder. Auch in anderen Städten sind ähnliche Versorgungsstrukturen vorhanden, beispielsweise in Berlin sechs Standorte für ca. 3,5 Millionen EinwohnerInnen, in Stockholm und Kopenhagen mit je ca. 2 Millionen Menschen jeweils eine vergleichbare Augenklinik.

Master-Betriebsorganisation legt Abläufe, Strukturen, Standards fest
Wesentliche Elemente des Spitalskonzepts 2030 sind die neu definierten Zentren. Im medizinischen Masterplan ist festgelegt, welche Zentren und Schwerpunkte es künftig in welchem Krankenhaus geben wird. In der Master-Betriebsorganisation sind Aufgaben, Abläufe und Struktur der Zentren definiert. Auch die verbesserte Nutzung vorhandener Infrastruktur, der optimierte Einsatz von Personal und die Festlegung von einheitlichen Standards in Medizin, Pflege und Therapie sind Bestandteil der Master-Betriebsorganisation. Die Master-Betriebsorganisation legt unter anderem allgemeine Prinzipien für Arbeitsabläufe und für den strukturellen Aufbau von Stationen, Abteilungen und Häusern fest. Die Nutzung von räumlichen, technischen, personellen sowie fachlichen Ressourcen wird optimiert, es werden teils neue Organisationsformen geschaffen, zum Beispiel Zentrale Notaufnahmen, Zentral-OPs und Intensivbereiche. Für alle medizinischen Kernleistungen sind standardisierte Organisationsabläufe vorgegeben.

Die Zentren sind vor allem für die Sicherstellung der Behandlungs-und Betreuungsqualität zuständig, es wird aber auch Raum für klinische Forschung geschaffen. Die Zentren werden sich ressourcenschonender betreiben lassen, medizinisch-technische Geräte und die (räumliche) Infrastruktur werden gemeinsam genutzt, es können Mittel für Investitionen gebündelt eingesetzt werden. Die Master-Betriebsorganisation wird konkrete Vorteile für die PatientInnen bringen, unter anderem verkürzte Wartezeiten, geringere Verweildauern oder optimiertes Aufnahme- und Entlassungsmanagement.

Breite Beteiligung bei bisheriger Erarbeitung und weiterer Umsetzung
Bereits 2011 präsentierte Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely erstmals das Wiener Spitalskonzept 2030. Der Vorstand des KAV definierte im Anschluss die weitere Zielsetzung. Insgesamt waren rund 500 MitarbeiterInnen des KAV quer durch alle Fachrichtungen und Berufsgruppen an der Erarbeitung beteiligt: 115 Expertinnen und Experten aus dem KAV stimmten in rund 35 Peer Groups das konkrete künftige Leistungsportfolio ab – den Medizinischen Masterplan. Mehr als 300 KAV-MitarbeiterInnen waren an der Erstellung der Master-Betriebsorganisation beteiligt, mit den Kollegialen Führungen, den Personalvertretungen und ExpertInnen wurden die Inhalte in über 100 Sitzungen abgestimmt. Ein Beirat externer ExpertInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz begleitete den Prozess. Ende 2015 konnte die Planung abgeschlossen werden.

Medizinischer Masterplan und Master-Betriebsorganisation liegen in der finalen Fassung vor. Diese Planungen geben das Ziel vor, wie die Wiener Gemeindespitäler 2030 aufgestellt sein sollen. Die Umsetzung erfolgt nun auf Basis einer umfassenden Transformationsplanung. Auch in diesen Prozess werden die MitarbeiterInnen, die HG II und die örtlichen Personalvertretungen eingebunden sein. Die einzelnen Vorhaben müssen aufeinander abgestimmt werden, denn alle Veränderungen werden im laufenden Betrieb vorgenommen. Zunächst geht es daher um die Grobplanung dessen, was im Medizinischen Masterplan für die einzelnen Bereiche fixiert wurde.

Die Umsetzung erfolgt in mehreren Phasen: kurzfristig ab 2016 bis 2018, mittelfristig ab 2019 bis 2021 und langfristig ab 2022. In folgenden Bereichen wurden bereits Umsetzungsprojekte gestartet: Augenzentrum, Urologie, Zentrale Notaufnahmen, HNO, Plastische Chirurgie, Physikalische Medizin, Akutgeriatrie, Ortho-Trauma-Zentren, Pränataldiagnostik, Zentrum für Labormedizin, Zentrum für Pathologie, Strahlentherapie/Radioonkologie, Belegungsmanagement und Anästhesieambulanz, prästationäre Aufnahme. Während der gesamten Umsetzungsphase ist die flächendeckende Versorgung der Patientinnen und Patienten selbstverständlich sichergestellt, die eingeleiteten Verbesserungen werden nach und nach spürbar werden.

Umsetzung am Beispiel des Augenzentrums
Bis Herbst 2016 wird gemeinsam mit den ExpertInnen ein Realisierungskonzept erarbeitet, das die augenheilkundliche Versorgung für alle Wiener Gemeindespitäler umfasst. Auf Basis der künftigen Leistungen, die im medizinischen Masterplan bereits fixiert sind, wird für das künftige Augenzentrum ein Raumprogramm und ein Organisationskonzept erstellt, darauf folgt die bauliche Planung und die Feststellung des Investitionsbedarfs. Ab 2018 soll mit der baulichen Umsetzung begonnen werden. Bis 2021 soll das Augenzentrum in der Rudolfstiftung etabliert sein.

International anerkannte Planungen
Während der Erarbeitung von Medizinischem Masterplan und Master-Betriebsorganisation stand dem KAV ein ExpertInnenbeirat beratend zur Seite, die finalen Ergebnisse wurden in Gutachten bewertet. Die Beiratsmitglieder setzen sich aus unterschiedlichen Bereichen des Spitals- und Gesundheitswesens zusammen. Sie sind ausgewiesene Fachleute im deutschsprachigen Raum was medizinische und pflegerische Standards und die Führung von Krankenhäusern anbelangt und stammen aus renommierten Einrichtungen wie zum Beispiel dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, dem Universitätsspital Basel, der Stiftung für Patientensicherheit Schweiz, der Karl-Franzens-Universität Graz. Für beide Projekte bestätigen die Beiratsmitglieder, dass die vorliegenden Planungen auch international „State oft the Art“ sind und der Sicherstellung einer patientInnenzentrierten Versorgungsqualität bzw. dem Erkenntnisstand der Krankenhaus-Organisation gerecht werden. In den Gutachten bestätigt der Beirat, dass die Planungen zukunftsorientiert und innovativ sind und den aktuellen Entwicklungen in der medizinischen Versorgung entsprechen.

Prof. Dieter Conen, Präsident der Stiftung Patientensicherheit, Schweiz: „Die vorliegenden Strategien des KAV stellen ein der großen Aufgabe entsprechendes zukunftsweisendes Modell dar. Der aktuelle Stand der modernen Medizin wird berücksichtigt und zukunftsweisende Trends werden realistisch antizipiert. Im Mittelpunkt der Gesundheitsversorgung wird der Patient/die Patientin stehen. Zusätzlich finden die Anforderungen des Personals an einen modernen Arbeitsplatz verstärkt Berücksichtigung.“

     

Nächste Etappe startet
Der KAV ist der Eckpfeiler der medizinischen Versorgung der Wienerinnen und Wiener. 400.000 stationäre PatientInnen werden betreut, rund 3,5 Millionen Ambulanzbesuche pro Jahr gezählt. Mehr als 30.000 MitarbeiterInnen der Stadt Wien arbeiten täglich daran, die bestmögliche Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Heute stellte Bürgermeister Michael Häupl gemeinsam mit Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und KAV-Generaldirektor Udo Janßen die nächsten Schritte in der Umsetzung des Wiener Spitalskonzeptes 2030 vor, mit dem die Wiener Gemeindespitäler zukunftsfit gemacht werden.

Bei der heutigen Präsentation betont Bürgermeister Michael Häupl: „Es ist entscheidend, dass das Wiener Gesundheitswesen in öffentlicher Hand ist und gut funktioniert. Für Wien ist es eine besondere Herausforderung, notwendige Investitionen zu realisieren. Das liegt auch an den finanzpolitischen Rahmenbedingungen. Die Maastricht-Kriterien machen Investitionen schwierig. Wir müssen daher ganz besonders vorausschauend planen und die Strukturen der Gemeindespitäler jetzt so konzipieren, dass sie in 15 Jahren modernste Medizin ermöglichen. Nur so können wir das Vertrauen der Bevölkerung in das öffentliche Gesundheitssystem stärken.“

Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely unterstreicht die Bedeutung einer starken Gesundheitspolitik als Kern der Sozialpolitik: „Der KAV bietet heute Spitzenmedizin für Alle. Um unserem sozialen Anspruch gerecht zu werden müssen wir aber sicherstellen, dass die hohe Qualität der medizinischen Versorgung erhalten bleibt, und das für alle Wienerinnen und Wiener. Um ein Bild aus der Welt des Fußballs zu gebrauchen: Die Gemeindespitäler sollen auch in 15 Jahren in der Champions League, und nicht in der Regionalliga Ost, spielen. Dazu braucht es dieses langfristige Entwicklungs-, Modernisierungs- und Investitionsprogramm. Für die Gemeindespitäler sind die nächsten Schritte die größte Veränderung seit ihrem Bestehen. Das ist eine große Herausforderung. Aber wenn wir unser solidarisches Gesundheitssystem aufrecht erhalten wollen, müssen wir diese Reformen im Interesse der Wiener PatientInnen angehen.“

„Der KAV stellt mit der neuen Planung die hohe fachliche Qualität des Wiener Gesundheitswesens sicher“, stellt KAV-Generaldirektor Udo Janßen fest. „Wir schaffen strukturelle Rahmenbedingungen, damit Wien nicht zurückfällt, sondern auch künftig beste Qualität im internationalen Vergleich bietet. Die Schaffung von Schwerpunkten und Zentren spiegeln die neuesten internationalen Standards wider. Sie sind zugleich so gestaltet, dass der KAV seinen breiten Versorgungsauftrag als Unternehmen der öffentlichen Hand weiterhin flächendeckend erfüllen wird.“

Das Wiener Spitalskonzept sichert medizinische Qualität
Das öffentliche Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen: Wien ist eine stark wachsende Stadt, dabei wird Wien gleichzeitig älter und jünger. Der medizinische Fortschritt, von dem alle WienerInnen weiter profitieren sollen, ist rasant. Das bringt für alle Berufsgruppen und ihre Zusammenarbeit untereinander neue Herausforderungen. Die Wiener städtischen Spitäler bieten hervorragende medizinische Qualität. Medizin des 21. Jahrhunderts in Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert zu praktizieren wird aber zunehmend schwieriger.

Mit dem Wiener Spitalskonzept 2030 hat Wien 2011 bereits mit den notwendigen Reformen begonnen. Das neue Regierungsübereinkommen sichert diese Reformen ab und legt die Richtung für die nächsten Schritte fest, um für die Wiener PatientInnen die medizinische Qualität langfristig zu gewährleisten, dem europaweit bestehenden Privatisierungsdruck zu begegnen und dabei gleichzeitig die Finanzierbarkeit des öffentlichen Gesundheitssystems abzusichern.

Dafür sind eine langfristige Konzeption und eine weitreichende Perspektive notwendig. „Der KAV muss heute Investitionsentscheidungen treffen und Strukturen schaffen, die auch in 15 Jahren Bestand haben. Dieser schwierigen Aufgabe hat sich der KAV erfolgreich gestellt. In der nächsten Etappe der Umsetzung des Wiener Spitalskonzeptes definieren wir nun, wie das Spital der Zukunft funktionieren soll. Während der Ersten und Zweiten Wiener Medizinischen Schule hat unsere Stadt eine Vorreiterrolle eingenommen. Mit den von führenden MedizinerInnen erarbeiteten Reformen sollten wir die Chance ergreifen, eine Dritte Wiener Medizinische Schule zu gründen“, fasst Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely zusammen.

Alle Spitäler versorgen Notfälle und bieten erweiterte Grundversorgung
Das 2011 beschlossene Wiener Spitalskonzept sieht vor, dass 2030 sechs Gemeindespitäler aufeinander abgestimmt und einander ergänzend die Gesundheitsversorgung der Wienerinnen und Wiener übernehmen. Das AKH bleibt in seiner Sonderrolle als Universitätsspital bestehen und ergänzt dieses Angebot. Der vom KAV erarbeitete Medizinische Masterplan legt nun fest, wo welche medizinischen Leistungen angeboten werden. Wien wird aus drei Versorgungsregionen bestehen, die von je zwei Partnerspitälern flächendeckend und aufeinander abgestimmt versorgt werden. Die Region West wird vom Krankenhaus Hietzing und Wilhelminenspital versorgt, die Region Nord/Ost wird vom Krankenhaus Nord und vom Donauspital abgedeckt und in der Region Süd übernehmen das Kaiser-Franz-Josef-Spital und die Rudolfstiftung gemeinsam die Versorgung.

In allen Gemeindespitälern wird es eine erweiterte Grundversorgung geben. Sie umfasst die Innere Medizin, Neurologie und Allgemeinchirurgie. Diese Leistungen werden in nahezu allen Häusern durch ein gynäkologisches Angebot ergänzt. Für medizinische Notfälle stellt die Zentrale Notaufnahme (ZNA) die erste Anlaufstelle dar. Diese beinhaltet u. a. die neurologische Akutversorgung inklusive Schlaganfallbehandlung. In der Zentralen Notaufnahme erfolgt die Ersteinschätzung, Erstbegutachtung, Beobachtung und Behandlung akuter Patientinnen und Patienten rund um die Uhr.

Alle Spitäler haben aufeinander abgestimmte medizinische Schwerpunkte
Viele Erkrankungen können heute über das Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen optimal behandelt werden, zum Beispiel Krebs. In den Gemeindespitälern werden daher nach internationalem Vorbild interdisziplinäre Zentren geschaffen, in denen das Wissen von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen gebündelt wird. Das erhöht die Behandlungsqualität und –Sicherheit für die PatientInnen und erhöht die Effizienz. Zu den interdisziplinären Zentren zählen die Onkologischen Zentren, die Zentren Innere Medizin, die Herz-Gefäß-Zentren und die Eltern-Kind-Zentren.

Zusätzlich werden Fachzentren eingerichtet, in denen kleinere Abteilungen aus mehreren Spitälern an einem Standort zusammengefasst werden. Bespiele für monodisziplinäre Zentren sind die neuen Ortho-Trauma-Zentren, das Augenzentrum oder das Dermatologie-Zentrum. „Diese neue Schwerpunktsetzung steigert Qualität und Sicherheit für die PatientInnen und eröffnet z.B. auch in der Ausbildung und in der Forschung neue Chancen. Die bestehenden Kapazitäten werden an einem Standort gebündelt und so geplant, dass sie den heutigen Leistungsumfang plus das erwartbare Bevölkerungswachstum abdecken“, streicht KAV Generaldirektor Janßen hervor.

Führende MedizinerInnen des KAV arbeiteten zwei Jahre an dem Konzept
Mehr als 500 KAV-MitarbeiterInnen haben die Reform erarbeitet, ein großer Teil davon führende MedizinerInnen des KAV. Mit den Kollegialen Führungen, den Personalvertretungen und ExpertInnen wurden die Inhalte in über 100 Sitzungen abgestimmt. Ein Beirat externer ExpertInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz begleitete den Prozess. Ende 2015 konnte die Planung abgeschlossen werden.

„Wir haben heute das Ergebnis eines langen und komplexen Planungsprozesses vorliegen, an dem hunderte MitarbeiterInnen des KAV mitgewirkt haben. Sie haben neben ihrem eigentlichen Job viel Zeit und Energie investiert sowie ihre Erfahrung und Expertise zur Verfügung gestellt. Das ist nicht selbstverständlich, dafür möchte ich mich herzlich bedanken“, betont Wehsely. „Führende MedizinerInnen des KAV haben diesen Masterplan gemeinsam mit der Führungsebene erarbeitet. Das schafft eine hohe Legitimation und wird zu einer erfolgreichen Umsetzung in den kommenden Jahren beitragen“, ergänz Janßen.

Die Umsetzung beginnt sofort und erfolgt bei laufendem Betrieb
Der Medizinische Masterplan und die Master-BO stehen. Die Umsetzung erfolgt nun auf Basis einer umfassenden Transformationsplanung. Die einzelnen Vorhaben müssen aufeinander abgestimmt werden, denn alle Veränderungen werden im laufenden Betrieb vorgenommen. Die teils bereits angelaufenen Planungen beinhalten unter anderem die erforderliche Entwicklung der Infrastruktur (Gebäude und Ausstattung), die Entwicklung neuer Organisationsformen, die Entwicklung neuer Führungsstrukturen in den Zentren und die Entwicklung und Qualifizierung von Personal.

Die Umsetzung erfolgt in mehreren Phasen: kurzfristig ab 2016 bis 2018, mittelfristig ab 2019 bis 2021 und langfristig ab 2022. In folgenden Bereichen wurden bereits Umsetzungsprojekte gestartet: Augenzentrum, Urologie, Zentrale Notaufnahmen, HNO, Plastische Chirurgie, Physikalische Medizin, Akutgeriatrie, Ortho-Trauma-Zentren, Pränataldiagnostik, Zentrum für Labormedizin, Zentrum für Pathologie, Strahlentherapie/Radioonkologie, Belegungsmanagement und Anästhesieambulanz, prästationäre Aufnahme. Während der gesamten Umsetzungsphase ist die flächendeckende Versorgung der Patientinnen und Patienten selbstverständlich sichergestellt, die Verbesserungen werden nach und nach spürbar werden.

Informationsoffensive für die KAV-MitarbeiterInnen startete am 19.01.
Ziel des Medizinischen Masterplans und der Master-BO ist auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die MitarbeiterInnen des KAV, die sich mehr auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen konzentrieren sollen. Organisation und Abläufe werden besser strukturiert. Kleine Einheiten werden zusammengeführt, Synergien genutzt und damit MitarbeiterInnen entlastet. Verantwortung, Kompetenz und Aufgaben werden stärker in Einklang gebracht: ÄrztInnen konzentrieren sich auf ihre medizinische Aufgaben, behalten aber die Gesamtverantwortung, die Berufsgruppe Pflege bekommt umfangreichere organisatorische Kompetenzen. Ein wesentlicher Punkt ist auch die Stärkung der fächerübergreifenden Arbeit in den Zentren. Außerdem werden medizinisches und pflegerisches Personal sowie MitarbeiterInnen in der Verwaltung noch mehr als bisher Hand in Hand als Team arbeiten. Medizin und Pflege werden von administrativen Aufgaben entlastet, Verwaltungspersonal wird bereits jetzt aufgestockt.

Die nächsten Schritte der Umsetzung des Wiener Spitalskonzeptes werden mittel- und langfristig den Arbeitsalltag aller Berufsgruppen im KAV verändern. „Ich verstehe, dass diese großen Veränderungen auch zu Unsicherheit und Sorge bei den KollegInnen führt. Daher starten wir mit dem heutigen Tag eine breite Informationsoffensive im Unternehmen. Alle MitarbeiterInnen erhalten in diesen Tagen per Post erste umfassende Informationen. Darüber hinaus wird es Informationsveranstaltungen in allen Spitälern geben. Auch die Gewerkschaft und Personalvertretungen werden in den weiteren Transformationsprozess eingebunden sein“, führt der KAV Generaldirektor aus.

Insgesamt wird der Transformationsprozess über 15 Jahre dauern. „Transparenz, Information und der Dialog zwischen der Führungsebene, den MitarbeiterInnen und der Gewerkschaft werden daher besonders wichtig sein. Wichtig ist mir, dass Führungsebene und MitarbeiterInnen diesen Plan gemeinsam umsetzen, dass diese notwendige und im Unternehmen selbst ausgearbeitete Neuausrichtung partnerschaftlich umgesetzt wird. Es gilt hier, eine neue Gemeinsamkeit zu finden und die Unternehmenskultur weiter zu entwickeln“, betont die Stadträtin abschließend.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.wienkav.at

 

 

 

 

 

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