Internationale Standards sichern Qualität der Gesundheitsversorgung
Wien (rk/kav) - Die Stadt verändert sich rasant, Wien wächst, die Ansprüche der PatientInnen
steigen, die medizinische Entwicklung schreitet zügig voran. Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) muss
daher mit neuen Strukturen dafür sorgen, dass die hohe Qualität der Spitalsversorgung gesichert bleibt.
Mit dem Wiener Spitalskonzept 2030 hat die Stadt Wien bereits im Jahr 2011 dafür die Weichen gestellt. Nun
werden die nächsten Schritte eingeleitet: Der KAV hat Ende 2015 die Planungen für den Medizinischen Masterplan
und die Masterbetriebsorganisation abgeschlossen. Kernelemente sind die Schaffung von medizinischen Schwerpunkten
und Zentren, die Bündelung von Leistungen und Qualifikationen und neue Formen der betrieblichen Abläufe.
Ziel ist es, die hohe medizinische und pflegerische Qualität des Wiener Gesundheitswesens abzusichern und
für künftige Entwicklungen fit zu machen.
Im KAV werden jährlich rund 400.000 stationär aufgenommene PatientInnen betreut und rund 3,5 Millionen
Ambulanzbesuche gezählt. Anhand der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung der Stadt Wien ist absehbar,
dass die Zahlen ansteigen werden. Dieser Tatsache, dem medizinischen Fortschritt und den steigenden Erwartungen
der PatientInnen trägt der Medizinische Masterplan Rechnung. Der Medizinische Masterplan und die Master-Betriebsorganisation
sind folglich Entwicklungs-, Modernisierungs- und Investitionsprogramme.
Die medizinische Versorgung Wiens wird in Zukunft in drei Regionen organisiert. In jeder Region gibt es zwei Partnerspitäler,
deren Leistungsangebot aufeinander abgestimmt und einander ergänzend ist. Das AKH bleibt als Universitätskrankenhaus
in vollem Umfang und mit seinem derzeitigen Leistungsangebot bestehen. An allen Standorten werden auch in Zukunft
medizinische Grundversorgung und jeweils definierte Schwerpunkte angeboten. In den Spitälern werden Zentren
geschaffen, die Knowhow und Kompetenzen aus verschiedenen Fachrichtungen bündeln. Das schafft beste Voraussetzungen
für die Weiterentwicklung der Versorgungsqualität. Mit der Schaffung von Zentren und Schwerpunkten haben
andere vergleichbare Städten Europas, etwa Berlin, Stockholm oder Kopenhagen, bereits gute Erfahrungen gemacht,
die ganzheitliche Behandlung und Betreuung von PatientInnen ist internationaler Trend.
Regionen und Partnerspitäler
Region West: Krankenhaus Hietzing und Wilhelminenspital
Region Nord/Ost: Krankenhaus Nord und Donauspital
Region Süd: Kaiser-Franz-Josef-Spital und Rudolfstiftung
Grundversorgung, Zentrale Notaufnahme und Zentren
An allen Standorten wird es eine erweiterte Grundversorgung und eine Zentrale Notaufnahme (ZNA) geben. Die erweiterte
Grundversorgung umfasst Angebote in der Inneren Medizin, der Allgemeinchirurgie und der Neurologie. Eine gynäkologische
Grundversorgung wird an fünf von sechs Standorten angeboten. In jeder Region wird es außerdem eine akutgeriatrische
Abteilung geben. Zu den Aufgaben der Zentralen Notaufnahmen werden die Ersteinschätzung, die Schockraumversorgung,
ambulante und stationäre Notfallversorgung sowie die Übergabe von Patientinnen und Patienten an andere
Fachbereiche gehören. Alle Fachbereiche arbeiten in der Versorgung von medizinischen Notfällen eng zusammen.
Mit der erweiterten Grundversorgung, die alle Gemeindespitäler auch in Zukunft bieten werden, können
PatientInnen in Notfällen auch weiterhin – wie das schon heute der Fall ist – ihr nächstgelegenes Spital
aufsuchen. Überweisende ÄrztInnen und Rettungsorganisationen werden PatientInnen zielgerichtet in jenes
Spital bringen, das das erforderliche Fächerspektrum bietet. Hat beispielsweise jemand aus dem 16. Bezirk
ein akutes Problem am Auge, kann er oder sie auch in Zukunft die Notaufnahme des nahegelegenen Wilhelminenspitals
aufsuchen. Je nach Art der des Problems wird dann entweder der/die Notfallarzt/ärztin eine Ersteinschätzung
und gegebenenfalls Erstbehandlung vornehmen oder (in der Regelbetriebszeit) wird der/die Konsiliarärztin/der
Konsiliararzt vor Ort das Problem behandeln, oder der Patient/die Patientin wird ins Augenzentrum in der Rudolfstiftung
oder auch ins AKH weiter geleitet.
Zentren sichern Qualität
Komplexere Krankheitsbilder werden künftig in inter- und monodisziplinären Zentren behandelt. Die
interdisziplinären und monodisziplinären Zentren sowie die Schwerpunkte und Kompetenzzentren an den Standorten
ergänzen einander zu einer standortübergreifenden Gesamtversorgung.
Interdisziplinäre Zentren, Beispiel Onkologische Zentren
Viele Erkrankungen können heute über das Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen optimal behandelt
werden, zum Beispiel Krebs. Der Medizinische Masterplan sieht interdisziplinäre Zentren vor, in denen das
Wissen von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen gebündelt wird. So können alle Vorteile
fächerübergreifender Behandlungsformen in vollem Umfang genutzt werden. Zu den interdisziplinären
Zentren zählen die Onkologischen Zentren, die Zentren Innere Medizin, die Herz-Gefäß-Zentren und
die Eltern-Kind-Zentren.
Jede Region wird über ein onkologisches Zentrum verfügen, in dem Krebs-PatientInnen nahe ihrem Wohnort
auf höchstem medizinischem Niveau behandelt werden können. Als Standorte sind das Wilhelminenspital,
das Kaiser-Franz-Josef-Spital und das Donauspital vorgesehen. KrebspatientInnen benötigen während der
Therapie eine große Zahl von verschiedenen Untersuchungen und Behandlungen, unter anderem bildgebende Verfahren,
spezifische Laboruntersuchungen, Punktionen, Operationen, Chemotherapeutische Behandlungen, Strahlentherapien und
eine Fachabteilungen, die die Koordination all dieser Maßnahmen übernimmt (zum Beispiel Urologie). In
den Onkologischen Zentren wirken alle diese Fachabteilungen und Institute zusammen, um in der interdisziplinären
Zusammenarbeit die zielgerichtete Diagnostik und bestmögliche Behandlung der onkologischen PatientInnen sicherzustellen.
Monodisziplinäre Zentren: Augenzentrum und Dermatologie-Zentrum
Für bestimmte Fachbereiche sind monodisziplinären Zentren vorgesehen. Durch die Bündelung von
Kompetenzen und Strukturen werden höhere Fallzahlen erreicht und optimale Voraussetzungen für die Qualität
der Behandlung und der Ausbildung sichergestellt. Beispiele für monodisziplinäre Zentren sind die neuen
Ortho-Trauma-Zentren, das Augenzentrum oder das Dermatologie-Zentrum. Die stationäre Behandlung erfolgt im
großen Augenzentrum bzw. Dermatologie-Zentrum in der Rudolfstiftung. In den übrigen Spitälern werden
stationär und teilstationär untergebrachte oder ambulante Patientinnen und Patienten vom ärztlichen
Konsiliardienst (AugenfachärztInnen) betreut. Als weitere Zentren werden u. a. aufgebaut: Herz-Gefäß-Zentren,
Zentren für Innere Medizin, Pathologie und Labormedizin.
Dass das Augenzentrum und das Dermatologie-Zentrum in der Rudolfstiftung angesiedelt sind bedeutet keinesfalls,
dass andere Regionen und Bezirke dadurch in diesen Fächern unterversorgt sind. Das Augenzentrum in der Rudolfstiftung
organisiert auch die augenheilkundliche Versorgung in den anderen Wiener Gemeindespitälern. Das betrifft sowohl
die Konsiliarversorgung der stationären PatientInnen an allen Standorten als auch die ambulante Versorgung,
ergänzend zum niedergelassenen Bereich. Der KAV arbeitet bereits heute in einigen Bereichen mit Konsiliarversorgung,
die sich gut bewährt. Die Bündelung von Leistungen mehrerer kleinerer Abteilungen an einen Standort in
einem Zentrum sorgt außerdem dafür, dass die Kapazitäten insgesamt steigen.
Schon derzeit erfolgen die meisten stationären Aufnahmen im Bereich Augen in der Rudolfstiftung (ca. 6.050
Fälle im Jahr 2014, in Hietzing ca. 4.700, im Donauspital ca. 3.500), gleiches gilt für Intravitreale
Injektionen (Rudolfstiftung ca. 5.250 Injektionen, Hietzing ca. 1.850, Donauspital ca. 1.450). In Zukunft wird
es in Wien für rund 2 Millionen EinwohnerInnen vier Standorte mit Augenversorgung geben: die Rudolfstiftung,
das AKH, das Hanusch-Krankenhaus und die Barmherzigen Brüder. Auch in anderen Städten sind ähnliche
Versorgungsstrukturen vorhanden, beispielsweise in Berlin sechs Standorte für ca. 3,5 Millionen EinwohnerInnen,
in Stockholm und Kopenhagen mit je ca. 2 Millionen Menschen jeweils eine vergleichbare Augenklinik.
Master-Betriebsorganisation legt Abläufe, Strukturen, Standards fest
Wesentliche Elemente des Spitalskonzepts 2030 sind die neu definierten Zentren. Im medizinischen Masterplan
ist festgelegt, welche Zentren und Schwerpunkte es künftig in welchem Krankenhaus geben wird. In der Master-Betriebsorganisation
sind Aufgaben, Abläufe und Struktur der Zentren definiert. Auch die verbesserte Nutzung vorhandener Infrastruktur,
der optimierte Einsatz von Personal und die Festlegung von einheitlichen Standards in Medizin, Pflege und Therapie
sind Bestandteil der Master-Betriebsorganisation. Die Master-Betriebsorganisation legt unter anderem allgemeine
Prinzipien für Arbeitsabläufe und für den strukturellen Aufbau von Stationen, Abteilungen und Häusern
fest. Die Nutzung von räumlichen, technischen, personellen sowie fachlichen Ressourcen wird optimiert, es
werden teils neue Organisationsformen geschaffen, zum Beispiel Zentrale Notaufnahmen, Zentral-OPs und Intensivbereiche.
Für alle medizinischen Kernleistungen sind standardisierte Organisationsabläufe vorgegeben.
Die Zentren sind vor allem für die Sicherstellung der Behandlungs-und Betreuungsqualität zuständig,
es wird aber auch Raum für klinische Forschung geschaffen. Die Zentren werden sich ressourcenschonender betreiben
lassen, medizinisch-technische Geräte und die (räumliche) Infrastruktur werden gemeinsam genutzt, es
können Mittel für Investitionen gebündelt eingesetzt werden. Die Master-Betriebsorganisation wird
konkrete Vorteile für die PatientInnen bringen, unter anderem verkürzte Wartezeiten, geringere Verweildauern
oder optimiertes Aufnahme- und Entlassungsmanagement.
Breite Beteiligung bei bisheriger Erarbeitung und weiterer Umsetzung
Bereits 2011 präsentierte Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely erstmals das Wiener Spitalskonzept 2030.
Der Vorstand des KAV definierte im Anschluss die weitere Zielsetzung. Insgesamt waren rund 500 MitarbeiterInnen
des KAV quer durch alle Fachrichtungen und Berufsgruppen an der Erarbeitung beteiligt: 115 Expertinnen und Experten
aus dem KAV stimmten in rund 35 Peer Groups das konkrete künftige Leistungsportfolio ab – den Medizinischen
Masterplan. Mehr als 300 KAV-MitarbeiterInnen waren an der Erstellung der Master-Betriebsorganisation beteiligt,
mit den Kollegialen Führungen, den Personalvertretungen und ExpertInnen wurden die Inhalte in über 100
Sitzungen abgestimmt. Ein Beirat externer ExpertInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz begleitete
den Prozess. Ende 2015 konnte die Planung abgeschlossen werden.
Medizinischer Masterplan und Master-Betriebsorganisation liegen in der finalen Fassung vor. Diese Planungen geben
das Ziel vor, wie die Wiener Gemeindespitäler 2030 aufgestellt sein sollen. Die Umsetzung erfolgt nun auf
Basis einer umfassenden Transformationsplanung. Auch in diesen Prozess werden die MitarbeiterInnen, die HG II und
die örtlichen Personalvertretungen eingebunden sein. Die einzelnen Vorhaben müssen aufeinander abgestimmt
werden, denn alle Veränderungen werden im laufenden Betrieb vorgenommen. Zunächst geht es daher um die
Grobplanung dessen, was im Medizinischen Masterplan für die einzelnen Bereiche fixiert wurde.
Die Umsetzung erfolgt in mehreren Phasen: kurzfristig ab 2016 bis 2018, mittelfristig ab 2019 bis 2021 und langfristig
ab 2022. In folgenden Bereichen wurden bereits Umsetzungsprojekte gestartet: Augenzentrum, Urologie, Zentrale Notaufnahmen,
HNO, Plastische Chirurgie, Physikalische Medizin, Akutgeriatrie, Ortho-Trauma-Zentren, Pränataldiagnostik,
Zentrum für Labormedizin, Zentrum für Pathologie, Strahlentherapie/Radioonkologie, Belegungsmanagement
und Anästhesieambulanz, prästationäre Aufnahme. Während der gesamten Umsetzungsphase ist die
flächendeckende Versorgung der Patientinnen und Patienten selbstverständlich sichergestellt, die eingeleiteten
Verbesserungen werden nach und nach spürbar werden.
Umsetzung am Beispiel des Augenzentrums
Bis Herbst 2016 wird gemeinsam mit den ExpertInnen ein Realisierungskonzept erarbeitet, das die augenheilkundliche
Versorgung für alle Wiener Gemeindespitäler umfasst. Auf Basis der künftigen Leistungen, die im
medizinischen Masterplan bereits fixiert sind, wird für das künftige Augenzentrum ein Raumprogramm und
ein Organisationskonzept erstellt, darauf folgt die bauliche Planung und die Feststellung des Investitionsbedarfs.
Ab 2018 soll mit der baulichen Umsetzung begonnen werden. Bis 2021 soll das Augenzentrum in der Rudolfstiftung
etabliert sein.
International anerkannte Planungen
Während der Erarbeitung von Medizinischem Masterplan und Master-Betriebsorganisation stand dem KAV ein
ExpertInnenbeirat beratend zur Seite, die finalen Ergebnisse wurden in Gutachten bewertet. Die Beiratsmitglieder
setzen sich aus unterschiedlichen Bereichen des Spitals- und Gesundheitswesens zusammen. Sie sind ausgewiesene
Fachleute im deutschsprachigen Raum was medizinische und pflegerische Standards und die Führung von Krankenhäusern
anbelangt und stammen aus renommierten Einrichtungen wie zum Beispiel dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
dem Universitätsspital Basel, der Stiftung für Patientensicherheit Schweiz, der Karl-Franzens-Universität
Graz. Für beide Projekte bestätigen die Beiratsmitglieder, dass die vorliegenden Planungen auch international
„State oft the Art“ sind und der Sicherstellung einer patientInnenzentrierten Versorgungsqualität bzw. dem
Erkenntnisstand der Krankenhaus-Organisation gerecht werden. In den Gutachten bestätigt der Beirat, dass die
Planungen zukunftsorientiert und innovativ sind und den aktuellen Entwicklungen in der medizinischen Versorgung
entsprechen.
Prof. Dieter Conen, Präsident der Stiftung Patientensicherheit, Schweiz: „Die vorliegenden Strategien des
KAV stellen ein der großen Aufgabe entsprechendes zukunftsweisendes Modell dar. Der aktuelle Stand der modernen
Medizin wird berücksichtigt und zukunftsweisende Trends werden realistisch antizipiert. Im Mittelpunkt der
Gesundheitsversorgung wird der Patient/die Patientin stehen. Zusätzlich finden die Anforderungen des Personals
an einen modernen Arbeitsplatz verstärkt Berücksichtigung.“
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Nächste Etappe startet
Der KAV ist der Eckpfeiler der medizinischen Versorgung der Wienerinnen und Wiener. 400.000 stationäre
PatientInnen werden betreut, rund 3,5 Millionen Ambulanzbesuche pro Jahr gezählt. Mehr als 30.000 MitarbeiterInnen
der Stadt Wien arbeiten täglich daran, die bestmögliche Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Heute
stellte Bürgermeister Michael Häupl gemeinsam mit Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und KAV-Generaldirektor
Udo Janßen die nächsten Schritte in der Umsetzung des Wiener Spitalskonzeptes 2030 vor, mit dem die
Wiener Gemeindespitäler zukunftsfit gemacht werden.
Bei der heutigen Präsentation betont Bürgermeister Michael Häupl: „Es ist entscheidend, dass das
Wiener Gesundheitswesen in öffentlicher Hand ist und gut funktioniert. Für Wien ist es eine besondere
Herausforderung, notwendige Investitionen zu realisieren. Das liegt auch an den finanzpolitischen Rahmenbedingungen.
Die Maastricht-Kriterien machen Investitionen schwierig. Wir müssen daher ganz besonders vorausschauend planen
und die Strukturen der Gemeindespitäler jetzt so konzipieren, dass sie in 15 Jahren modernste Medizin ermöglichen.
Nur so können wir das Vertrauen der Bevölkerung in das öffentliche Gesundheitssystem stärken.“
Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely unterstreicht die Bedeutung einer starken Gesundheitspolitik als Kern
der Sozialpolitik: „Der KAV bietet heute Spitzenmedizin für Alle. Um unserem sozialen Anspruch gerecht zu
werden müssen wir aber sicherstellen, dass die hohe Qualität der medizinischen Versorgung erhalten bleibt,
und das für alle Wienerinnen und Wiener. Um ein Bild aus der Welt des Fußballs zu gebrauchen: Die Gemeindespitäler
sollen auch in 15 Jahren in der Champions League, und nicht in der Regionalliga Ost, spielen. Dazu braucht es dieses
langfristige Entwicklungs-, Modernisierungs- und Investitionsprogramm. Für die Gemeindespitäler sind
die nächsten Schritte die größte Veränderung seit ihrem Bestehen. Das ist eine große
Herausforderung. Aber wenn wir unser solidarisches Gesundheitssystem aufrecht erhalten wollen, müssen wir
diese Reformen im Interesse der Wiener PatientInnen angehen.“
„Der KAV stellt mit der neuen Planung die hohe fachliche Qualität des Wiener Gesundheitswesens sicher“, stellt
KAV-Generaldirektor Udo Janßen fest. „Wir schaffen strukturelle Rahmenbedingungen, damit Wien nicht zurückfällt,
sondern auch künftig beste Qualität im internationalen Vergleich bietet. Die Schaffung von Schwerpunkten
und Zentren spiegeln die neuesten internationalen Standards wider. Sie sind zugleich so gestaltet, dass der KAV
seinen breiten Versorgungsauftrag als Unternehmen der öffentlichen Hand weiterhin flächendeckend erfüllen
wird.“
Das Wiener Spitalskonzept sichert medizinische Qualität
Das öffentliche Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen: Wien ist eine stark wachsende
Stadt, dabei wird Wien gleichzeitig älter und jünger. Der medizinische Fortschritt, von dem alle WienerInnen
weiter profitieren sollen, ist rasant. Das bringt für alle Berufsgruppen und ihre Zusammenarbeit untereinander
neue Herausforderungen. Die Wiener städtischen Spitäler bieten hervorragende medizinische Qualität.
Medizin des 21. Jahrhunderts in Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert zu praktizieren wird aber zunehmend schwieriger.
Mit dem Wiener Spitalskonzept 2030 hat Wien 2011 bereits mit den notwendigen Reformen begonnen. Das neue Regierungsübereinkommen
sichert diese Reformen ab und legt die Richtung für die nächsten Schritte fest, um für die Wiener
PatientInnen die medizinische Qualität langfristig zu gewährleisten, dem europaweit bestehenden Privatisierungsdruck
zu begegnen und dabei gleichzeitig die Finanzierbarkeit des öffentlichen Gesundheitssystems abzusichern.
Dafür sind eine langfristige Konzeption und eine weitreichende Perspektive notwendig. „Der KAV muss heute
Investitionsentscheidungen treffen und Strukturen schaffen, die auch in 15 Jahren Bestand haben. Dieser schwierigen
Aufgabe hat sich der KAV erfolgreich gestellt. In der nächsten Etappe der Umsetzung des Wiener Spitalskonzeptes
definieren wir nun, wie das Spital der Zukunft funktionieren soll. Während der Ersten und Zweiten Wiener Medizinischen
Schule hat unsere Stadt eine Vorreiterrolle eingenommen. Mit den von führenden MedizinerInnen erarbeiteten
Reformen sollten wir die Chance ergreifen, eine Dritte Wiener Medizinische Schule zu gründen“, fasst Gesundheitsstadträtin
Sonja Wehsely zusammen.
Alle Spitäler versorgen Notfälle und bieten erweiterte Grundversorgung
Das 2011 beschlossene Wiener Spitalskonzept sieht vor, dass 2030 sechs Gemeindespitäler aufeinander abgestimmt
und einander ergänzend die Gesundheitsversorgung der Wienerinnen und Wiener übernehmen. Das AKH bleibt
in seiner Sonderrolle als Universitätsspital bestehen und ergänzt dieses Angebot. Der vom KAV erarbeitete
Medizinische Masterplan legt nun fest, wo welche medizinischen Leistungen angeboten werden. Wien wird aus drei
Versorgungsregionen bestehen, die von je zwei Partnerspitälern flächendeckend und aufeinander abgestimmt
versorgt werden. Die Region West wird vom Krankenhaus Hietzing und Wilhelminenspital versorgt, die Region Nord/Ost
wird vom Krankenhaus Nord und vom Donauspital abgedeckt und in der Region Süd übernehmen das Kaiser-Franz-Josef-Spital
und die Rudolfstiftung gemeinsam die Versorgung.
In allen Gemeindespitälern wird es eine erweiterte Grundversorgung geben. Sie umfasst die Innere Medizin,
Neurologie und Allgemeinchirurgie. Diese Leistungen werden in nahezu allen Häusern durch ein gynäkologisches
Angebot ergänzt. Für medizinische Notfälle stellt die Zentrale Notaufnahme (ZNA) die erste Anlaufstelle
dar. Diese beinhaltet u. a. die neurologische Akutversorgung inklusive Schlaganfallbehandlung. In der Zentralen
Notaufnahme erfolgt die Ersteinschätzung, Erstbegutachtung, Beobachtung und Behandlung akuter Patientinnen
und Patienten rund um die Uhr.
Alle Spitäler haben aufeinander abgestimmte medizinische Schwerpunkte
Viele Erkrankungen können heute über das Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen optimal behandelt
werden, zum Beispiel Krebs. In den Gemeindespitälern werden daher nach internationalem Vorbild interdisziplinäre
Zentren geschaffen, in denen das Wissen von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen gebündelt
wird. Das erhöht die Behandlungsqualität und –Sicherheit für die PatientInnen und erhöht die
Effizienz. Zu den interdisziplinären Zentren zählen die Onkologischen Zentren, die Zentren Innere Medizin,
die Herz-Gefäß-Zentren und die Eltern-Kind-Zentren.
Zusätzlich werden Fachzentren eingerichtet, in denen kleinere Abteilungen aus mehreren Spitälern an einem
Standort zusammengefasst werden. Bespiele für monodisziplinäre Zentren sind die neuen Ortho-Trauma-Zentren,
das Augenzentrum oder das Dermatologie-Zentrum. „Diese neue Schwerpunktsetzung steigert Qualität und Sicherheit
für die PatientInnen und eröffnet z.B. auch in der Ausbildung und in der Forschung neue Chancen. Die
bestehenden Kapazitäten werden an einem Standort gebündelt und so geplant, dass sie den heutigen Leistungsumfang
plus das erwartbare Bevölkerungswachstum abdecken“, streicht KAV Generaldirektor Janßen hervor.
Führende MedizinerInnen des KAV arbeiteten zwei Jahre an dem Konzept
Mehr als 500 KAV-MitarbeiterInnen haben die Reform erarbeitet, ein großer Teil davon führende MedizinerInnen
des KAV. Mit den Kollegialen Führungen, den Personalvertretungen und ExpertInnen wurden die Inhalte in über
100 Sitzungen abgestimmt. Ein Beirat externer ExpertInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz begleitete
den Prozess. Ende 2015 konnte die Planung abgeschlossen werden.
„Wir haben heute das Ergebnis eines langen und komplexen Planungsprozesses vorliegen, an dem hunderte MitarbeiterInnen
des KAV mitgewirkt haben. Sie haben neben ihrem eigentlichen Job viel Zeit und Energie investiert sowie ihre Erfahrung
und Expertise zur Verfügung gestellt. Das ist nicht selbstverständlich, dafür möchte ich mich
herzlich bedanken“, betont Wehsely. „Führende MedizinerInnen des KAV haben diesen Masterplan gemeinsam mit
der Führungsebene erarbeitet. Das schafft eine hohe Legitimation und wird zu einer erfolgreichen Umsetzung
in den kommenden Jahren beitragen“, ergänz Janßen.
Die Umsetzung beginnt sofort und erfolgt bei laufendem Betrieb
Der Medizinische Masterplan und die Master-BO stehen. Die Umsetzung erfolgt nun auf Basis einer umfassenden
Transformationsplanung. Die einzelnen Vorhaben müssen aufeinander abgestimmt werden, denn alle Veränderungen
werden im laufenden Betrieb vorgenommen. Die teils bereits angelaufenen Planungen beinhalten unter anderem die
erforderliche Entwicklung der Infrastruktur (Gebäude und Ausstattung), die Entwicklung neuer Organisationsformen,
die Entwicklung neuer Führungsstrukturen in den Zentren und die Entwicklung und Qualifizierung von Personal.
Die Umsetzung erfolgt in mehreren Phasen: kurzfristig ab 2016 bis 2018, mittelfristig ab 2019 bis 2021 und langfristig
ab 2022. In folgenden Bereichen wurden bereits Umsetzungsprojekte gestartet: Augenzentrum, Urologie, Zentrale Notaufnahmen,
HNO, Plastische Chirurgie, Physikalische Medizin, Akutgeriatrie, Ortho-Trauma-Zentren, Pränataldiagnostik,
Zentrum für Labormedizin, Zentrum für Pathologie, Strahlentherapie/Radioonkologie, Belegungsmanagement
und Anästhesieambulanz, prästationäre Aufnahme. Während der gesamten Umsetzungsphase ist die
flächendeckende Versorgung der Patientinnen und Patienten selbstverständlich sichergestellt, die Verbesserungen
werden nach und nach spürbar werden.
Informationsoffensive für die KAV-MitarbeiterInnen startete am 19.01.
Ziel des Medizinischen Masterplans und der Master-BO ist auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für
die MitarbeiterInnen des KAV, die sich mehr auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen konzentrieren sollen. Organisation
und Abläufe werden besser strukturiert. Kleine Einheiten werden zusammengeführt, Synergien genutzt und
damit MitarbeiterInnen entlastet. Verantwortung, Kompetenz und Aufgaben werden stärker in Einklang gebracht:
ÄrztInnen konzentrieren sich auf ihre medizinische Aufgaben, behalten aber die Gesamtverantwortung, die Berufsgruppe
Pflege bekommt umfangreichere organisatorische Kompetenzen. Ein wesentlicher Punkt ist auch die Stärkung der
fächerübergreifenden Arbeit in den Zentren. Außerdem werden medizinisches und pflegerisches Personal
sowie MitarbeiterInnen in der Verwaltung noch mehr als bisher Hand in Hand als Team arbeiten. Medizin und Pflege
werden von administrativen Aufgaben entlastet, Verwaltungspersonal wird bereits jetzt aufgestockt.
Die nächsten Schritte der Umsetzung des Wiener Spitalskonzeptes werden mittel- und langfristig den Arbeitsalltag
aller Berufsgruppen im KAV verändern. „Ich verstehe, dass diese großen Veränderungen auch zu Unsicherheit
und Sorge bei den KollegInnen führt. Daher starten wir mit dem heutigen Tag eine breite Informationsoffensive
im Unternehmen. Alle MitarbeiterInnen erhalten in diesen Tagen per Post erste umfassende Informationen. Darüber
hinaus wird es Informationsveranstaltungen in allen Spitälern geben. Auch die Gewerkschaft und Personalvertretungen
werden in den weiteren Transformationsprozess eingebunden sein“, führt der KAV Generaldirektor aus.
Insgesamt wird der Transformationsprozess über 15 Jahre dauern. „Transparenz, Information und der Dialog zwischen
der Führungsebene, den MitarbeiterInnen und der Gewerkschaft werden daher besonders wichtig sein. Wichtig
ist mir, dass Führungsebene und MitarbeiterInnen diesen Plan gemeinsam umsetzen, dass diese notwendige und
im Unternehmen selbst ausgearbeitete Neuausrichtung partnerschaftlich umgesetzt wird. Es gilt hier, eine neue Gemeinsamkeit
zu finden und die Unternehmenskultur weiter zu entwickeln“, betont die Stadträtin abschließend.
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