Frauen auf der Flucht "traurige Aktualität" beim 2. Barbara Prammer Symposium
Wien (pk) - "Frauen.Flucht.Solidarität" war der Titel des diesjährigen 2. Barbara Prammer
Symposiums im Parlament, das am 18.01. einen ganzen Tag lang die Situation von schutzsuchenden Frauen und ihren
Weg in ein selbstbestimmtes Leben in unserer Gesellschaft zum thematischen Ausgangspunkt machte. Ein Thema, das
angesichts des blutigen Bürgerkriegs in Syrien, dem weltweiten Terror des IS, den tausenden Menschen in belagerten
Städten, die vor dem Hungertod bedroht sind, traurige Aktualität einnimmt, wie Nationalratspräsidentin
Doris Bures in ihrer Begrüßung sagte.
"Frauen, Kinder und Männer, die sich auf den Weg machen, ziehen nicht in ein fröhliches Abenteuer",
positionierte sich die Nationalratspräsidentin, es gehe bei der Flucht schlichtweg um blankes Überleben.
Das Bild von nur ausschließlich flüchtenden Männern sei außerdem ein falsches. Bei 8 von
10 Flüchtlingen weltweit handle es sich um Frauen und Kinder, auf einen getöteten Soldaten kommen neun
getötete Zivilisten, wie Bures skizzierte. Was es aus Sicht der Nationalratspräsidentin braucht, sind
internationale Bemühungen, um die Flüchtlingsgründe hintanzuhalten, internationale Allianzen gegen
den IS-Terror und Hilfe vor Ort. Bures forderte aber auch internationale Solidarität sowie die solidarische
Verteilung der schutzsuchenden Menschen in Europa ein. "Lasst uns gemeinsam für eine solidarische und
gerechte Welt kämpfen", so ihr Appell.
Zu flüchten bedeutet für Frauen aber oft nicht das Ende von Gewalt und Missbrauch. Um ihnen ein gewaltfreies,
selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, erachtete es Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek im Eröffnungstalk
mit SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder und SPÖ- Frauensprecherin Gisela Wurm deshalb als essentiell, Bewusstsein
für die Geschichten, die Erlebnisse hinter den Schutzsuchenden zu schaffen. Zudem sprach sich die Frauenministerin
in Österreich für kurze Aufenthaltsdauer in Erstaufnahmezentren aus, um den Frauen in kleineren Einheiten
von Beginn an Perspektiven geben zu können. "Hochnotwendig" ist es aus Sicht Heinisch-Hoseks zudem,
Frauen im Sinne des Opferschutzes verständlich zu machen, wie sie sich abgrenzen können, ihnen aber auch
zu vermitteln, selbstbewusst aufzutreten. Männern, unabhängig welcher Ethnie, müsse man klarmachen,
dass es sich bei sexueller Belästigung niemals um einen Kavaliersdelikt handelt.
Schieder, der sich im vorigen Jahr mit anderen ParlamentarierInnen vor Ort in den Flüchtlingslagern ein Bild
gemacht hat, berichtete neben einer eklatanten Unterversorgung auch von "toughen Frauen" in den Dörfern,
die dort als Bürgermeisterinnen die Stadt sowie die Flüchtlingsströme organisieren. Wenn man in
die Region Stabilität bringen möchte, ist das System der kurdischen Selbstverwaltung entscheidend, meinte
er in Zusammenhang mit den kurdischen Befreiungskämpferinnen in den Krisengebieten. Demokratisierungs- und
Stabilisierungsbemühungen könnten laut dem SPÖ-Klubobmann zudem nie von der frauenpolitischen Komponente
getrennt werden.
"Hier werden wir nicht loslassen", kommentierte Wurm den gemeinsamen Antrag aller sechs Frauensprecherinnen,
der im vorigen Jahr im Parlament eingebracht wurde und verstärktes Handeln für Frauen und Kinder auf
der Flucht fordert. Darin sprechen sich alle Parlamentsfraktionen dafür aus, die besondere Situation von Frauen
in der österreichischen Flüchtlingshilfe zu berücksichtigen. So sollen Frauen und Kinder, die Opfer
von Menschenhandel oder anderen Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt und Missbrauch geworden sind, zudem Zugang
zu Schutz- und Hilfsmaßnahmen, etwa wie es die Istanbul-Konvention des Europarats zur Verhütung und
Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt vorsieht, erhalten.
Die Keynote über Frauen auf der Flucht übernahm Irene Khan, Generaldirektorin der International Development
Law Organization (IDLO). Mit "Frauen in Bewegung", "FrauenLeben hier" und "Frauen sichern
Frieden" werden sich heute Nachmittag außerdem drei Workshops auseinandersetzen. Die Ergebnisse sollen
in einer Broschüre dokumentiert werden.
Zum Gedenken von Barbara Prammer veranstalten die SPÖ Frauen, der Sozialdemokratische Parlamentsklub und das
Karl-Renner-Institut rund um den Geburtstag der ehemaligen Nationalratspräsidentin und Frauenrechtlerin jährlich
ein Symposium. Die zentralen Themen der Veranstaltungen spiegeln dabei das politische Wirken Prammers wider. Im
Mittelpunkt stehen so gesellschafts-, demokratie- und frauenpolitische Fragestellungen.
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