Unabhängige Opferschutzkommission berichtete über sechsjährige Tätigkeit
und gilt weltweit innerhalb der katholischen Kirche als Vorbild
Vatikan/Wien (kap) - Papst Franziskus hat bei der Generalaudienz am 27.01. alle Mitglieder der Unabhängigen
Opferschutzkommission in Österreich empfangen. Die Kommission, die für die Aufarbeitung von Fällen
von sexuellem Missbrauch und Gewalt im kirchlichen Bereich zuständig ist, wurde von Kardinal Christoph Schönborn
und dem Bischof von St. Pölten, Klaus Küng, begleitet. In einer persönlichen Begegnung mit dem Papst
nach der Generalaudienz konnte die Kommission mit Waltraud Klasnic an der Spitze über ihre Tätigkeit
in den sechs Jahren ihres Bestehens berichten, wo rund 1.600 Fälle entschieden wurden. "Die Kommission
hat Papst Franziskus für seine klare Haltung in der Missbrauchsthematik gedankt und ihn in der Aufarbeitung
bestärkt", so der Kommissionssprecher, Herwig Hösele, im Interview mit "Kathpress".
Beim Treffen mit allen Mitgliedern der Opferschutzkommission wurde dem Papst eine Studie überreicht, die unter
dem Titel "Missbrauch und Gewalt" die kirchlichen Fälle wissenschaftlich aufgearbeitet hat. "Wir
haben dem Papst für seine klaren Entscheidungen gedankt und dabei vor allem die Arbeit der vatikanischen Missbrauchskommission
und des kirchlichen Kinderschutzzentrums an der Gregoriana hervorgehoben", so Hösele. Die Kirche dürfe
nicht nachlassen in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und müsse die "Prävention stärken",
wurde im Gespräch seitens der Klasnic-Kommission betont.
Die Unabhängige Opferschutzkommission konstituierte sich im April 2010 nachdem Waltraud Klasnic von Kardinal
Christoph Schönborn ersucht wurde, die Aufgabe als Unabhängige Opferschutzanwältin zu übernehmen.
In der Folge stellte Klasnic in Eigenregie ein Kommission zusammen.
Mitglieder der Kommission sind die Vizepräsidentin des Verfassungsgerichtshofes, Brigitte Bierlein, der Präsident
der Opferhilfsorganisation "Weißer Ring", Udo Jesionek, die frühere Präsidentin des Berufsverbandes
Österreichischer Psychologinnen und Psychologen, Ulla Konrad, der Psychiater und Neurologe Reinhard Haller
sowie der langjährige frühere Präsident des Wiener Stadtschulrates und Restitutionsbeauftragte der
Stadt Wien, Kurt Scholz. Auch der ehemalige Leiter der Abteilung für Jugendpsychiatrie der Landesnervenklinik
in Linz, Werner Leixnering, die Richterin am Oberlandesgericht Graz und Mitbegründerin des "Forums gegen
Sexuellen Missbrauch", Caroline List, sowie der Publizist und frühere Vorsitzende der Plattform "Wir
sind Kirche", Hubert Feichtlbauer, sind Kommissionsmitglieder.
Österreichisches Modell weltweit vorbildlich
Dass die kirchliche Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in Österreich auch weltweit als vorbildlich gilt,
hat kürzlich Pater Hans Zollner als Mitglied der päpstlichen Kinderschutzkommission hervorgehoben. Das
österreichische Modell sei "hervorragend und hat exemplarischen Charakter" sagte der Leiter des
Kinderschutzzentrums an der Gregoriana in Rom bei einem Expertengespräch im September in Wien.
Der Jesuit würdigte die klare Vorgangsweise und das strukturierte Zusammenwirken der weisungsfreien diözesanen
Ombudsstellen mit der "Unabhängigen Opferschutzkommission" ("Klasnic-Kommission") und
der kirchlichen "Stiftung Opferschutz". Positiv sei der praktizierte Mix aus Zuhören, Therapie und
finanzieller Hilfe. "Es ist zu wünschen, dass dieses Beispiel Schule macht, auch wenn es nicht eins zu
eins in anderen Ländern umsetzbar ist", so Zollner damals.
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