Diözesanbischof Zsifkovics nahm an der Priesterweihe zweier im Burgenland tätiger
Theologiestudenten in deren Heimat, dem Bundesstaat Kerala im Südwesten Indiens – Burgenländer besuchen
Hilfsprojekte
Kanjirapally/Eisenstadt (martinus) - Die Indienreise von Bischof Ägidius J. Zsifkovics, der eine Delegation
der Diözese Eisenstadt während eines 12-tägigen Aufenthalts in der Diözese Kanjirapally im
Bundesstaat Kerala an der südwestlichen Spitze des indischen Subkontinents anführte, war weit mehr als
das Eintauchen in die so überaus lebendige und kraftvolle Religiosität, in die Kultur und Gesellschaft
der bevölkerungsreichsten Demokratie der Welt. Es war ein Fest unter Freunden, zelebriert von Partnern, die
einander seit Jahrzehnten in freundschaftlicher Verbundenheit begegnen. "Es ist ein wunderbar beglückendes
Gefühl, den von Bischof Stephan László begonnenen und von Bischof Paul Iby nahtlosen fortgesetzten
Stollen eines Herzensbergwerks vertiefen zu dürfen", so Bischof Zsifkovics.
Burgenländisch-indisches Priesterband
Der Bischof nahm an der Priesterweihe der beiden Theologiestudenten Lijo Thomas Joseph und Shinto Varghese
Michael teil, die aus der indischen Diözese Kanjirapally stammen und im Burgenland tätig sind. Als Diakone
reisten sie in ihre indische Heimat, als Priester werden sie in die Diözese Eisenstadt zurückkehren,
nachdem sie in ihrer Heimatdiözese Kanjirapally geweiht wurden. Kanjirapally ist Teil der syro-malabarischen
Kirche, die den Papst und Bischof von Rom als Oberhaupt anerkennt und sich zugleich liturgische Eigenheiten bewahrt
hat.
"Die spirituelle Kraft und Verankerung der indischen Christen erleben zu dürfen und Gast zu sein dieser
so lebensfroh ausgedrückten Offenheit für Transzendenz ist ein besonderes Geschenk", freute sich
Bischof Zsifkovics. Vor den gut 1.500 Gläubigen, die anlässlich einer Kirchweihe versammelt waren, sagte
der Eisenstädter Diözesanbischof: "Euer Glaube gibt uns Europäern Kraft."
Indischer Bischof dankt Eisenstadt
Von großer Dankbarkeit und Wertschätzung war die Begegnung mit dem Bischof der Diözese Kanjirapally,
Mar Mathew Arackal, geprägt. Die Partnerschaft, so Bischof Arackal, zwischen der Martinsdiözese im Zentrum
Europas und den Christen an der Südspitze Indiens beschränke sich nicht einzig auf die Unterstützung
konkreter und nachhaltiger Hilfsprojekte, die durch burgenländische Mittel aus der Fastenaktion der Diözese
Eisenstadt ermöglicht wurden und erfolgreich betrieben werden. Es sei das Band der Seelsorge, der christlichen
Caritas, der Mitmenschlichkeit und der Glaubenstiefe, das die seit über 30 Jahre bestehende Partnerschaft
so besonders machen würde: "Ihr habt die Mühen der langen Reise und des Aufenthalts bei uns nicht
gescheut; das ist ein besonderes Zeichen eurer Nähe und Liebe zu uns", so Bischof Arackal wörtlich.
Weihe: Herzensnähe trotz räumlicher Weite
Die syro-malabarische Kirche ist apostolischen Ursprungs und geht auf die urkirchliche Missionstätigkeit
des Apostels Thomas zurück. Nach Jahrhunderten der eigenständigen Entwicklung kam die Wiederanbindung
an das Papsttum in Rom für einen Teil der indischen Christen mit den Portugiesen, die sich ab Ende des 15.
Jahrhunderts auf dem Subkontinent ansiedelten und diesen zu einem Kolonialreich machten.
Die Priesterweihe findet in der syro-malabarischen Kirche immer in der Heimatpfarre des Weihekandidaten statt.
Der Noch-Diakon verbringt den Abend vor der Weihe zusammen mit dem Bischof im Gebet und in Gesprächen und
reist am kommenden Tag mit dem Bischof gemeinsam an. Zu der versammelten Volksmenge, die der Priesterweihe beiwohnt,
zählen immer auch zahlreiche Hindus und Muslime, zumal das interreligiöse Miteinander im Bundesstaat
Kerala auf festen Beinen steht. Das Weihesakrament wird nicht innerhalb der Messe gespendet, sondern ist in eine
selbstständige Liturgie eingebettet. Bischof Arackal und sein Gast aus der Martinsdiözese, Bischof Zsifkovics,
vollzogen gemeinsam die rituelle Abhandlung der Priesterweihe.
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Martins-Brücken der Menschlichkeit
"Martinstaten kennen keine Grenzen der Geografie oder Herkunft. Die Martinsbrücken der Menschlichkeit
zwischen Eisenstadt und Kanjirapally, die vom Burgenland bis zum indischen Subkontinent reichen, sind der beste
Beweis dafür", sagte Bischof Ägidius J. Zsifkovics, der während seiner Indienreise zahlreiche
von der Diözese Eisenstadt unterstützte soziale, karitative und seelsorgerische Einrichtungen im Bistum
Kanjirapally besuchte und sich vom Erfolg der Projekte überzeugen konnte. Zudem festigte und vertiefte er
die seit mehr als 30 Jahren bestehende Partnerschaft und Freundschaft zwischen den beiden Diözesen.
"Netzwerk der Nächstenliebe"
Der erste Bischof der Diözese Eisenstadt, Stefan László, weihte nicht nur den Grundstein
für ein Waisenhaus in der Stadt Ponkunnam in dem rund 33,4 Millionen Einwohner umfassenden indischen Bundesstaat
Kerala, er wurde auch selbst zum Grundstein einer vom christlich-caritativen Pioniergeist getragenen Partnerschaft,
die Bischof Zsifkovics mit seiner Reise erneut bekräftigte. Der Bischof zeigte sich von der Erweiterung der
Sozialeinrichtung in Ponkunnam hin zu einem modernen Heim für Menschen mit Behinderungen ebenso beeindruckt
wie grundlegend vom sozialen Engagement der christlichen Kirchen: "Christen knüpfen im ganzen Bundesstaat
ein Netzwerk der Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, das Bedürftigen, Armen und Notleidenden unabhängig
ihrer religiösen Zugehörigkeit oder gesellschaftlichen Stellung zugutekommt", so der Bischof.
Begegnungen der Herzlichkeit
Wie stabil und bedeutsam die "Martinsbrücke der Menschlichkeit" zwischen dem Burgenland und
Indien ist, unterstrich auch ein Besuch bei Pfarrer Abraham Parampil, der als Erster aus der Diözese Kanjirapally
nach Eisenstadt kam und im Gespräch mit Bischof Zsifkovics die Herzlichkeit der Begegnung, wie sie seit dem
ersten Kennenlernen mit Bischof László auf den Weg gebracht wurde, fortsetzte. "Einen Grundstein
zu legen und die ersten Schritte zu setzen, wodurch ein Aufeinander-Zugehen und Einander-Händereichen in Gang
kommt, sind der Keim für eine Freundschaft, die zwischen beiden Diözesen so lange anhaltende und wichtige
Früchte gebracht hat", waren sich Pfarrer Parampil und Bischof Zsifkovics einig.
Der Eisenstädter Diözesanbischof traf im Rahmen seiner Reise die Provinzoberin der Schwestern der Nächstenliebe
und zwei aus der knapp 18.000-Einwohner-Stadt Mattoor in Kalady stammende Ordenspriester der Redemptoristin, die
im Burgenland tätig sind. Zusammen mit der burgenländischen Delegation wohnte er einer Kirchweihe in
Kannampally bei. Dank finanzieller Unterstützung durch die Fastenaktion der Diözese Eisenstadt kann dem
deutlichen Anwachsen der katholischen Gemeinde mit der Errichtung eines neuen Gotteshauses Rechnung getragen werden.
Viele der Gottesdienstbesucher leben in kleinbäuerlichen Verhältnissen.
Eisenstädter Hilfe für Gesundheitseinrichtungen
Eine weitere Martinsbrücke zielt auf ein im Jahr 2001 von der Diözese Kanjirapally übernommenes
und seit 50 Jahren bestehende Spital, das dank burgenländischer Hilfe erweitert und ausgebaut werden konnte
und den zumeist in der Landwirtschaft beschäftigten Menschen dieser Region eine wichtige medizinische Anlaufstelle
ist. Wie wichtig der Know-how-Transfer für eine nachhaltige Hilfe ist, verdeutlicht das Beispiel von Schwester
Ildephonse: die Ordensfrau und Gynäkologin absolvierte ihre Facharztausbildung am Krankenhaus Barmherzige
Brüder in Eisenstadt und stellt ihr Wissen einer der wichtigsten medizinischen Abteilungen der Einrichtung
in der geburtenstarken Region zur Verfügung. Zwei weitere Ordensfrauen, Sr. Stella und Sr. Benno, konnten
ihr Medizinstudium dank Unterstützung der Diözese Eisenstadt in Wien absolvieren und bringen sich mit
viel Engagement und Kompetenz für die Patientinnen und Patienten ein.
Burgenland-Indien: Verlässliche Martinsachse
"Eine gute Partnerschaft braucht Kontinuität und Verlässlichkeit sowie Nachhaltigkeit mit einem
klaren und visionären Blick für die Zukunft", betonte Bischof Zsifkovics, der sich von einer Krankenschwestern-Schule,
deren Aufbau dank 15 Jahre langer, stetiger Unterstützung durch die Diözese Eisenstadt möglich wurde,
beeindruckt zeigte. Auch bei der Etablierung zeitgemäßer medizinischer Geräte und Räumlichkeiten
hatte die Martinsdiözese ihre Hände im Spiel.
Besonders herzlich gestaltete sich das Treffen des Eisenstädter Bischofs mit Bischof Sebastian Thekethecheril
in Kottayam, der aufgrund eines Burgenland-Besuches persönliche Beziehungen zu Pannonien hat und sich herzlichst
für die burgenländische Unterstützung, die den Aufbau eines Kinderheimes ermöglichte, bedankte.
Das Band zwischen der Martinsdiözese und Indien wurde auch beim Besuch des großen Priesterseminars in
Vadavathoor offenkundig, ein geistliches Zentrum für 270 angehende Priester aus einer Reihe von Diözesen.
Unter ihren Professoren ist auch Fr. James Thalachellor, der während seines Studienaufenthalts in Rom unter
anderem im Sommer in der Diözese Eisenstadt arbeitete und nun sein Wissen als Lehrer für Kirchenrecht
weitergibt. Dank burgenländischer Unterstützung konnten die Räumlichkeiten dieser wichtigen Ausbildungsstätte
ausgestattet werden.
Auf dem dichten Arbeitsprogramm von Bischof Zsifkovics stand unter anderem auch die Eröffnung eines nach dem
Alterzbischof von Changanacherry, Joseph Powathil, benannten Zentrums für Liturgische Forschung, der Besuch
einer im Bau befindlichen Kirche sowie einer Sonntagsschule und ein Treffen mit Projektverantwortlichen einer "D.A.R.E."-
(Drogenpräventionsprogramm "Drug Abuse Resistance Education"-) Beratungs- und Therapieeinrichtung
für alkoholkranke Menschen.
Zsifkovics: Indiens lehrreiche Kraft der Spiritualität
"Martinsbrücken zu bauen bedeutet nie, aus einer vermeintlichen Überlegenheit Hilfsbedürftigen
zu begegnen, sondern durch die Begegnung auf Augenhöhe mitzuhelfen am Aufbau von Daseinsräumen für
eine würdevolle, selbstbestimmte Existenz. Und dabei können wir selbst so ungemein viel von Indien lernen,
von der hier allgegenwärtigen Kraft der Spiritualität und Religiosität der Menschen und ihrem Sensorium
für das Transzendente, wie es sich in diesem riesigen und kulturell so farbenfrohen Land auf schier unerschöpflich
vielfältige Art und Weise im ganz alltäglichen Leben manifestiert", so Bischof Zsifkovics.
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