Ausstellung zeigt restaurierungsbedürftige Objekte der Sammlung
Wien (leopoldmuseum) - Die erste Ausstellung des Leopold Museum im Jahr 2016 – „Verborgene Schätze.
Kunstwerke suchen Paten!“ – zeigt ab 29. Jänner erstmals eine Auswahl restaurierungsbedürftiger Objekte
der Sammlung. „Ziel der Schau ist es“, erklärt Hans-Peter Wipplinger, museologischer Direktor des Museums,
„auf eine der zentralen Aufgaben des Museums aufmerksam zu machen: das Bewahren dieser dinghaften Zeitzeugen; damit
wir morgen das Bild von gestern zeichnen können.“ Die Funktion der Institution Museum bestehe nicht nur darin,
Kunstwerke zu sammeln, zu erforschen und zu vermitteln, sondern auch darin, den Sammlungsbestand durch konservatorisch-
restauratorische Maßnahmen für die Nachwelt zu sichern und für die Gegenwart ausstellungsfähig
zu machen.
Hans-Peter Wipplinger und die kaufmännische Direktorin des Leopold Museum Gabriele Langer, verstehen die Schau
als Appell an das bürgerliche Mäzenatentum: „Für jedes der präsentierten Kunstwerke werden
ab sofort Patinnen und Paten gesucht, die durch ihr monetäres Engagement mithelfen, die Arbeiten zu restaurieren,
um sie der Öffentlichkeit wieder dauerhaft zugänglich zu machen.“ Gabriele Langer: „Wir bitten alle Freundinnen
und Freunde des Leopold Museum, unser Anliegen großzügig zu unterstützen und hoffen, dass die Möglichkeit,
ein Kunstwerk nachhaltig zu sichern und Besucherinnen und Besuchern zugänglich zu machen, viele Kunstliebhaberinnen
und Kunstliebhaber in ihrem Vorhaben bestärkt.“ Wipplinger: „So interessant ein Exponat auch sein mag, wenn
es aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes nicht leihfähig ist und auch nicht in eigenen Ausstellungen
präsentiert werden kann, reduziert sich die Existenz eines solchen Werkes auf ein reines Depotdasein, was
nicht im Sinne der interessierten Öffentlichkeit sein kann.“
Im Fokus der Sammeltätigkeit von Prof. Rudolf Leopold (1925–2010), dem Gründer des Leopold Museum, stand
stets die künstlerische Qualität der Werke. Leopold erwarb deshalb gelegentlich auch Kunstwerke, die
in prekärem Erhaltungszustand waren und Spuren des Gebrauches oder schlechter Lagerung aufwiesen. Nach der
im Jahr 1994 erfolgten Gründung der Leopold Museum-Privatstiftung wurden im Zuge der Vorbereitungen der Eröffnung
des Hauses im Jahr 2001 zwar zahlreiche Werke konservatorisch betreut und restauriert, um sie der Öffentlichkeit
zugänglich zu machen, doch in vielen Fällen fehlten bereits damals die monetären Mittel.
Für die aktuelle Ausstellung wurden nun rund 180 restaurierungsbedürftige Objekte der Sammlung ausgewählt.
Die Zusammenstellung umfasst etwa 85 Beispiele des Gemäldebestandes des Museums, überwiegend Werke aus
der zweiten Hälfte des 19. und dem frühen 20. Jahrhundert, u.a. von Kolo Moser, Albin Egger-Lienz, Anton
Faistauer, Marie Egner, Tina Blau, Emil Jakob Schindler oder Theodor von Hörmann. Die erforderlichen restauratorischen
Maßnahmen beinhalten das Reinigen der Bildoberflächen, das Festigen von Malschichten sowie das Kitten
und Retuschieren von Fehlstellen.
Die Ausstellung stellt des Weiteren eine exemplarische Auswahl von etwa 30 Papierarbeiten des Stiftungsbestands
vor, die dringend restauriert werden müssen. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bilden in dieser Gruppe Plakate
vom Beginn des 20. Jahrhunderts, u.a. Sujets zu Ausstellungen der Secession oder des Künstlerhauses. Aus restauratorischer
Sicht gilt es vor allem, Einrisse zu kleben, eine Entsäuerung des Papiers vorzunehmen und Papieroberflächen
zu glätten. Sowohl bei Gemälden als auch bei Arbeiten auf Papier ist auch das Versehen der Bilder mit
fachgerecht restaurierten oder neu angefertigten und mit UV-Schutzglas versehenen Rahmen aus konservatorischer
Sicht essentiell.
Darüber hinaus werden rund 30 Exponate aus der umfassenden kunstgewerblichen Abteilung des Leopold Museum
gezeigt, darunter exquisite Metallobjekte der Wiener Werkstätte, u.a. nach Entwürfen von Josef Hoffmann.
Aus ihnen ragt die Gruppe von Gitterkörben aus weiß lackiertem Lochblechgitter besonders heraus. Diese
weisen häufig Ausbrüche und Absplitterungen der Lackschicht auf, die Oberflächen erscheinen mittlerweile
vielfach verfärbt und unansehnlich. Zu den dringlichsten Maßnahmen zählen daher unter anderem die
Sicherung der Fassungen und die Ergänzung von Fehlstellen.
Schließlich zeigt die Ausstellung rund 40 Exponate des Möbelbestandes des Leopold Museum. Neben Tischen
sind vor allem Sitzmöbel aus der Zeit um 1900 zu sehen, vielfach von Josef Hoffmann und Koloman Moser entworfen
und von der Wiener Werkstätte ausgeführt. Diese hochkarätigen Stücke weisen häufig Gebrauchsspuren
auf. Zerkratzte oder abgesplitterte Oberflächen müssen intensiv behandelt, Furniere verleimt oder schadhafte
Textilbespannungen ausgebessert werden.
Die Ausstellung „Verborgene Schätze. Kunstwerke suchen Paten!“ ist von 29. Jänner bis 22. Februar 2016
im Leopold Museum zu sehen. Zur Ausstellung erscheint eine Broschüre mit den Abbildungen und einem Verzeichnis
der für eine Patenschaft zur Verfügung stehenden Objekte.
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