Lebensmuseum in einer neuen Moderne

 

erstellt am
27. 01. 16
11:00 MEZ

MAK-Jahrespressekonferenz 2016
Wien (mak) - Mit einem vielschichtigen Programm vertieft das MAK im Jahr 2016 seine Positionierung als Lebensmuseum an der Schnittstelle von Kunst und Alltag. Als eines der bedeutendsten Kunstmuseen weltweit verschreibt sich das MAK dem Beitrag von Kreativität für die Gestaltung neuer Lebenswelten und fördert die aktive Auseinandersetzung der verschiedenen Kunstsparten mit den Auswirkungen der Digitalen Moderne. Groß angelegte Ausstellungen verhandeln regelmäßig die ungebrochene Aktualität der Wiener Moderne und zeigen ihre Inspirationskraft für zeitgenössische kreative Disziplinen auf. Das MAK, das am 26.01. sein Jahresprogramm präsentierte, treibt diesen Diskurs weiter, allen voran mit der Großausstellung „FRIEDRICH KIESLER. Lebenswelten“ zum transdisziplinären, noch heute viel beachteten künstlerischen Konzept des Vordenkers der internationalen Avantgarde und der Ausstellung „handWERK. Tradiertes Können in der digitalen Welt“, die die aktuelle Relevanz handwerklicher Fertigung diskutiert.

„Wir leben in einer neuen, digitalen Moderne und sind im Alltag zunehmend mit deren Auswirkungen konfrontiert. Es gibt kein spannenderes Aufgabengebiet für ein impulsgebendes Museum wie das MAK, als die Rolle von künstlerischen Sparten für die Gestaltung dieser neuen Moderne aufzuzeigen und aus den Perspektiven der Sammlung und der zeitgenössischen Kreativität Beiträge für einen positiven Wandel zu erarbeiten. Dieser Weg wird vom Publikum honoriert. Die Gesamtbesucherzahlen inklusive der MAK-Exposituren sind im Jahr 2015 um 44 Prozent gestiegen, womit das MAK auf eines der erfolgreichsten Jahre in der Geschichte des Museums blickt“, so Christoph Thun-Hohenstein, Direktor des MAK.

VON DER WIENER MODERNE ZUR NEUEN MODERNE
Nach „JOSEF FRANK: Against Design“ (MAK-Ausstellungshalle, bis 12. Juni 2016) würdigt die umfassende, in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Friedrich und Lillian Kiesler Privatstiftung realisierte Personale „FRIEDRICH KIESLER. Lebenswelten“ (MAK-Ausstellungshalle, 15. Juni – 2. Oktober 2016) einen weiteren Visionär der Wiener Moderne. Der Künstler, Designer, Architekt, Bühnenbildner und Ausstellungsmacher Friedrich Kiesler (1890–1965) beeinflusste mit seinen avantgardistischen Beiträgen die europäische und amerikanische Kunstszene und stößt bis heute international auf großes Interesse. Die umfangreiche Ausstellung durchleuchtet Kieslers ganzheitliches Werk und stellt seine Theorie des Correalismus, mit der er die Beziehung zwischen Kunstwerk, Mensch und Umgebung thematisierte, ebenso zur Diskussion wie seine innovative Ausstellungspraxis. Beiträge der zeitgenössischen KünstlerInnen Leonor Antunes, Celine Condorelli, Verena Dengler, Lili Reynaud-Dewar, Apolonija Sustersic und Rirkrit Tiravanija finden unterschiedliche Zugänge zu Kieslers Werk und öffnen den Blick auf seine Bedeutung für die Gegenwart.

Um themenübergreifende Fragen zur Wiener Moderne geht es auch in „The Ornament Museum“ (MAK-Schausammlung Gegenwartskunst, 27. April 2016 – 2. April 2017), der ersten institutionellen Einzelausstellung des in New York lebenden Künstlers Josiah McElheny in Österreich. In Zusammenarbeit mit dem Architekten John Vinci skizziert der für seine inspirierende Auseinandersetzung mit Glas als Material und Paradigma der Kunst bekannte McElheny einen idealen modernistischen Pavillon. Die eigens für das MAK angefertigte temporäre Architektur aus Glas dient der Reflexion eines institutionellen Modells im Zeichen von Kunst und Architektur unter Einbeziehung einer performativen Herangehensweise.

Ziel der Ausstellung „handWERK. Tradiertes Können in der digitalen Welt“ (MAK-Ausstellungshalle, 14. Dezember 2016 – 9. April 2017) ist es, eine gesellschaftliche Reflexion zur Bedeutung und Wertschätzung des Handwerks anzustoßen. Die Ausstellung spannt den Bogen von der Historie zu aktuellen europäischen Perspektiven des Handwerks. Sie beleuchtet das nachhaltige, ressourcenschonende Potenzial des Handwerks, zeigt neue Entwicklungen an der Schnittstelle zu digitalen Technologien auf und präsentiert meisterliche Werkstücke aus verschiedenen Sparten. In einer Live-Werk-statt zeigen 25 HandwerkerInnen vor Publikum täglich ihr Können. Ein Forschungs-Lab der WU erforscht mit Hilfe der BesucherInnen Effekte rund ums Handwerken.

Die seit Jahren erfolgreiche Kooperation design> neue strategien des MAK und der Wirtschaftsagentur Wien mit ihrem Kreativzentrum departure wird im Jahr 2016 mit dem Projekt „StadtFabrik“ fortgesetzt. Die „StadtFabrik“ (ab 2. Februar 2016) ist ein „Real-time“-Forschungslabor für neue kreativwirtschaftliche Arbeitsfelder, das sich auf urbane Potenziale in der Digitalen Moderne konzentriert. Dabei werden die Ansätze des Projekts „2051:
Smart Life in the City“, das im Rahmen der VIENNA BIENNALE 2015 entstanden ist, fortgesetzt und die Idee von „Demonstratoren“ (Versuchsanordnungen im Stadtraum) weiterentwickelt. Neue Strategien für den Produktionsstandort Wien spielen dabei eine besondere Rolle. Das IDRV – Institute of Design Research Vienna kuratiert die StadtFabrik und zieht mit einem Projektbüro temporär in den MAK DESIGN SPACE ein.

Auch die Vorarbeiten für die VIENNA BIENNALE 2017 sind bereits angelaufen.

NEUER ASIENSCHWERPUNKT
Einen neuen Asienschwerpunkt läutet die Neuaufstellung der MAK-Schausammlung Asien ein. Das MAK beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen für asiatische Kunst und Kunstgewerbe in Europa. Im Februar 2014 wurde die MAK-Schausammlung Asien in einem gemeinsam mit dem japanischen Künstler Tadashi Kawamata erarbeiteten Konzept eröffnet. Von Anfang an war vorgesehen, Kawamatas modular aufgebaute Raumkomposition nach rund zwei Jahren neu zu gestalten. Kawamata wird die Vitrinenmodule rearrangieren, seine Objektauswahl eröffnet neue Blickwinkel auf die asiatische Kunst.

Die lange Reihe wechselnder Themenausstellungen zu asiatischer Kunst wird im Jahr 2016 mit der Ausstellung „SHUNGA. Erotische Kunst aus Japan“ (MAK DESIGN LA-BOR, 12. Oktober 2016 – 29. Jänner 2017) fortgeführt. Shunga (Frühlingsbilder) zeu-gen von einer offenen Einstellung zu Sexualität und Erotik. Alle großen japanischen Ukiyo-e-Künstler haben erotische Farbholzschnitte geschaffen, die trotz Verbots der Regierung unter der Hand breiten Absatz fanden. Die 150 im MAK gezeigten Shunga sind großteils Leihgaben der Privatsammlung Leopold, ergänzt durch Drucke aus der MAK-Sammlung.

ANGEWANDTE KUNST IN ALLEN FACETTEN
Mode als Teilbereich der angewandten Kunst wird im Jahr 2016 mit zwei Projekten thematisiert. Die Ausstellung „MODE-UTOPIEN. Haute Couture in der Grafik“ (13. April – 4. September 2016) belegt anhand zahlreicher Entwurfszeichnungen, Modekupfer, Ornamentstiche und Plakate aus der MAK-Sammlung, dass die Haute Couture keine Erfindung des 21. Jahrhunderts ist. Die historisch gewachsene Verbindung von „gehobener“ Schneiderei mit auffälligen Accessoires wird unter anderem mit Blättern aus Petitots Mascarade à la Grecque, den Figures de modes von Romeyn de Hooghe, Modebildern aus der Élégance Parisienne sowie Entwürfen von Dagobert Peche und Ernst Deutsch-Dryden thematisiert.

Die umfangreiche Schenkung von rund 500 Brillenfassungen an das MAK ist Anlass für eine Ausstellung über den Doyen des österreichischen Brillendesigns Robert La Roche. „ROBERT LA ROCHE: Personal View“ (MAK DESIGN LABOR, 4. Mai – 25. September 2016) beleuchtet in autobiografischer Manier seine Schaffensphase von den 1970er Jahren bis Ende der 1990er und den Aufbau einer erfolgreichen Marke kosmopolitischer Prägung in der Modewelt.

Eine populäre Position in der Geschichte der Wiener Keramik zeigt die Ausstellung „FIRMA GOLDSCHEIDER. Wiener Keramik 1885–1938“ (MAK FORUM, 26. Oktober – 11. Dezember 2016). Durch zwei bedeutende Schenkungen verfügt das MAK über einen umfassenden Bestand an Figuren, Masken und Kunstkeramiken der im Jahr 1885 gegründeten Firma Friedrich Goldscheider, die über drei Generationen hinweg mehr als 10 000 verschiedene Keramikmodelle hervorgebracht hat.

MAK IN KOOPERATION
Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Initiativen im Kulturbereich erweitert das Spektrum des MAK und wird auch im Jahr 2016 forciert. Neben der bereits erwähnten Kooperation design> neue strategien des MAK und der Wirtschaftsagentur Wien, Kreativzentrum departure, gibt es im Jahr 2016 vier weitere bewährte Kooperationsprojekte.

Die bereits etablierte Ausstellungsreihe „ANGEWANDTE KUNST. HEUTE“, eine Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien, die sich als Plattform für zeitgenössische Formen angewandter Kunst versteht und eine größere Sichtbarkeit für besonders interessante Positionen in Österreich lebender und arbeitender AbsolventInnen der Angewandten aus den Bereichen Design, Architektur und medienübergreifende Kunst schaffen möchte, zeigt heuer Einzelausstellungen des Künstlers Kay Walkowiak (MAK GALERIE, 20. April – 2. Oktober 2016), der unter dem Titel Forms in Time das Verhältnis von geometrischer Form und Körper als Projektionsfläche für zeitlose Utopien auslotet, und der Designerin Patrycja Domanska (MAK GALERIE, 19. Oktober 2016 – 19. Februar 2017), die in ihrer Arbeit sozialen Wandel zum Ausgangspunkt nimmt und Inspiration aus kulturellen Hintergründen und Fragen, Konventionen und Tabus bezieht.

Herausragenden Positionen aus dem Grafikdesign widmet sich einmal mehr die Präsentation des Wettbewerbs „100 BESTE PLAKATE 15. Deutschland Österreich Schweiz“ (MAK-Kunstblättersaal, 28. September 2016 – 5. Februar 2017). Erneut ist das MAK in Kooperation mit dem Verein 100 Beste Plakate e. V. Plattform für die prägnantesten Umsetzungen des Wettbewerbs, der sein 50-jähriges Bestehen feiert.

Auch in diesem Jahr ist das MAK Schauplatz der photo::vienna | werkschau 2016 (MAK-Ausstellungshalle, 12. – 16. Oktober 2016), die zum dritten Mal eine Plattform für fotografische Arbeiten aus den Bereichen Kunst, Architektur und Porträt sowie Werbung, Editorial und Reportage bietet.
Die zeitgenössische Schmuckszene erhält mit der Präsentation des vom Land Salzburg zum fünften Mal ausgeschriebenen „Eligius-Preis 2016. Schmuck in Österreich“ (MAK FORUM, 7. – 25. September 2016) erneut ein museales Forum. Das MAK kooperiert mit der Salzburger Galerie im Traklhaus und zeigt eine etwas reduzierte Fassung der in Salzburg erstpräsentierten Ausstellung.

MAK-EXPOSITUREN
Seine Position als Forum für kulturellen und künstlerischen Austausch untermauert das MAK mit Außenstellen in Wien, Los Angeles und Brtnice, Tschechische Republik.

Die seit 2013 mit Unterstützung des DOROTHEUM stattfindende Ausstellungsreihe in der MAK-Expositur Geymüllerschlössel widmet sich ab diesem Jahr der zeitgenössischen Kunst und wird vom MAK DESIGN SALON zum MAK ART SALON. Als Auftakt der neuen Reihe beleuchtet das Künstlerduo Clegg & Guttmann Prozesse, die einen Dialog zwischen Kunst, Architektur und Landschaft entstehen lassen (21. September – 4. Dezember 2016).

Das Josef Hoffmann Museum, Brtnice, eine gemeinsame Expositur der Mährischen Galerie in Brno und des MAK, widmet sich heuer infolge der MAK-Ausstellung „JOSEF FRANK: Against Design“ der Beziehung zwischen Josef Hoffmann und Josef Frank. Josef Frank gehörte vor seiner Emigration nach Schweden im Jahr 1933 dem weiteren Kreis um Josef Hoffmann an. Erstmals in Tschechien wird unter dem Titel „JOSEF HOFFMANN – JOSEF FRANK. Von der „unendlichen Garnitur“ zum offenen System“ (22. Juni – 30. Oktober 2016) Franks freies und individuelles, offenes System der Gestaltung der Idee Hoffmanns von der Gesamtgestaltung einer Einrichtung – seinem „Garniturdenken“ – gegenübergestellt.

Das MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles, trägt mit einem viel-schichtigen Programm zum interkulturellen Austausch zwischen Österreich und Los Angeles bei. Das Programm im Schindler House startet mit dem österreichischen Künstler Erwin Wurm, der die BesucherInnen mit seinen legendären „One Minute Sculptures“ (28. Jänner – 27. März 2016) selbst zum Ausstellungsobjekt macht. Zu den weiteren Highlights zählen die in Zusammenarbeit mit dem Temple Hoyne Buell Center for the Study of American Architecture at Columbia University realisierte Ausstellung „House Housing: An Untimely History of Architecture and Real Estate“ (9. April – 8. Mai 2016), die die Wechselbeziehungen zwischen Architektur und öffentlicher Raumplanung auslotet, die Gruppenausstellung „Routine Pleasures“ (26. Mai – 14. August 2016), die an Jean-Pierre Gorins Film aus dem Jahr 1986 anknüpft, und eine Ausstellung der Künstlerin Stephanie Taylor (Herbst 2016), die sich in ihren Arbeiten mit Sprache als akustischem Phänomen auseinandersetzt.

Auch die Ausstellungsreihe „GARAGE EXCHANGE VIENNA – LOS ANGELES“ wird fortgesetzt. In jährlich zwei Ausstellungen bespielen ehemalige österreichische Schindler- StipendiatInnen in Zusammenarbeit mit in Los Angeles ansässigen KünstlerInnen und ArchitektInnen das zu einem Ausstellungsraum ausgebaute Garagendach der Mackey Apartments. Heuer werden Positionen von Karina Nimmerfall (21. April – 23. Juli 2016) und Jun Yang (17. November 2016 – 18. Februar 2017) präsentiert. Diese Ausstellungsreihe wird durch das Österreichische Bundeskanzleramt ermöglicht.

Außerdem ist im Mackey Garage Top „Anarchism Without Adjectives: On the Work of Christopher D’Arcangelo“ (Oktober 2016) zu sehen, eine Ausstellung, in der sich aus-gewählte KünstlerInnen mit dem Werk des Konzeptkünstlers auseinandersetzen. (Komplettes Programm des MAK Center unter http://www.MAKcenter.org).

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.mak.at

 

 

 

 

 

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