Von 10. Februar bis 2. März 2016 in der Ausstellungsbrücke im Regierungsviertel St. Pölten
St. Pölten (ausstellungsbruecke) - Der Titel dieser umfassenden Werkschau von Josef Winkler geht einerseits
auf eines seiner Bilder aus dem Jahr 2011 zurück, das einen mit rötlichem Farbton teilweise übermalten
Totenschädel zeigt, auf dessen schwarzbraunem Hintergrund das Wort "Metamorphose" gezeichnet steht.
Andererseits beschreibt Metamorphosen als Ausstellungstitel vor allem auch all jene bildnerischen Um- und Verwandlungen,
die der Künstler innerhalb seiner vor etwa 25 Jahren gefundenen, primär gegenstandslosen, dem Informel
nahestehenden Sprache immer wieder aufs Neue vollzieht. Durch die in der Ausstellung gezeigten Werke ziehen sich
somit beide Aspekte: Metamorphose im Sinne einer Umwandlung des Lebendigen in andere, uns kognitiv nicht zugängliche
Zustände, und Metamorphose im Sinne eines Wandels von Form und Gestalt.
Erstgenannter Aspekt läuft wie ein Basso continuo durch Josef Winklers Bild- und Gedankenwelt, indem innerhalb
seiner gegenstandslos wirkenden Formulierungen Form- und Gestaltelemente auftauchen können, die an menschliche
Köpfe bzw. Schädel, an (Fluss-)Steine oder andere organische und anorganische Versatzstücke von
Natur erinnern. Hinzu gesellen sich bisweilen skripturale Zeichen wie Kreuze, Ziffern und Buchstaben, die sich
gerne zu formelartigen Inschriften vereinen oder auch Zahlenfolgen und Wörter bilden wie etwa "alpha
omega" oder eben
"Metamorphose". Anfang und Ende, Kontinuität und Abbruch, Symbole der Ratio und des Archetypischen
treffen hier gleichwertig aufeinander - und hinterfragen damit die uns geläufigen Trennungen zwischen Leben
und Tod, Traum und Wirklichkeit, Gegenwart und Vergangenheit …
Dieser inhaltliche Aspekt geht Hand in Hand mit Josef Winklers künstlerisch-technischer Arbeitsweise. Frei
von konkreten Vorstellungen (Gegenständen, Themen, Bild-Konzepten) begibt er sich stets in Dialoge mit seinen
zuerst auf die Leinwand gesetzten Farbflecken und -strichen. Das Gestische, "Eruptive", wie Winkler selbst
sagt, steht dabei vor dem Gedanken an Form oder Komposition, auch wenn sich Letztere im Zuge jenes dialogischen
Bildgenerierens entwickelt. Dieses geht nur so weit, bis das Bild jenen Punkt der "Stimmigkeit" erreicht
hat, an dem es einerseits für sich schlüssig "sitzt und steht", andererseits aber auch das
Potenzial der Öffnung und der Fortsetzbarkeit vermittelt.
Josef Winkler hat an der Wiener Akademie bei zwei großen Meistern der Farbe studiert: Josef Dobrowsky und
Herbert Boeckl. Erst um 1990 aber begann er intensiv als freischaffender Künstler zu arbeiten, nachdem er
sich auf eine malerische Sprache eingelassen hatte, die am ehesten als "lyrische Abstraktion" (George
Matthieu) bezeichnet werden könnte. Seither hat er seinen Personalstil gefunden und stets weiterentwickelt:
von einer farbintensiv- kontrastreichen Palette über eine zur Monochromie tendierenden Acrylmalerei zu einer
mit Materialien wie Sand angereicherten Oberflächengestaltung bis hin zu seinen auf Weiß-, Grau- oder
Brauntönungen reduzierteren Bildern der letzten Jahre. Bei aller Reduktion spielt für Josef Winkler das
Erotische eine maßgebliche Rolle: "Das ist vielleicht das Credo meiner Malerei, wenn man von der rein
farblichen Auseinandersetzung und Sensation, die sich auf einem Bild abspielt, zu dem geht, was unter der Bildfläche
ist - und dieses Darunter immer wieder zum Durchbruch kommt."
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