Ein Leben für Kunst & Literatur

 

erstellt am
15. 02. 16
11:00 MEZ

Salzburger Stadtsiegel in Gold für Hans Widrich – Bürgermeister Schaden zeichnete ehemaligen Pressesprecher der Festspiele aus
Salzburg (stadt) - Für seine Verdienste um die Stadt Salzburg hat Salzburgs Stadtoberhaupt Heinz Schaden am 15.02. im Schloss Mirabell den ehemaligen Pressechef der Salzburger Festspiele, Kunstkenner und -sammler Dr. Hans Widrich mit dem Stadtsiegel in Gold ausgezeichnet.

Zur Vita
Hans Widrich, geboren am 3. Februar 1916, stammt wie Peter Handke aus der Marktgemeinde Griffen in Kärnten – hat dieser Tage also seinen 80. Geburtstag gefeiert. Widrich kommt aus einer alteingesessenen Bauernfamilie, in der seit Generationen Deutsch und Slowenisch gesprochen wurde. Im Bischöflichen Knabenseminar Marianum in Tanzenberg lernte er den jungen Peter Handke kennen. Ab 1956 studierte er Philosophie und Theologie in Klagenfurt und Graz , 1963 erfolgte die Promotion zum Dr. theol. Noch vor Abschluss des Studiums wurde er 1961 mit dem Aufbau des neu errichteten Afro-Asiatischen Instituts in Graz beauftragt, das er bis 1964 leitete.

21 Jahre lang Pressesprecher der Festspiele
1965 bis 1971 war Widrich Pressereferent der Erzdiözese Salzburg und geschäftsführender Schriftleiter der Kirchenzeitung Rupertusblatt, Korrespondent der Kathpress und Mitglied des Kontaktkomitees der Diözese zu den politischen Parteien, 1971 bis 1974 Ressortchef für das Wochenmagazin der Salzburger Nachrichten. Ab 1968 wirkte er nebenamtlich, von 1975 bis 1996 hauptberuflich als Pressesprecher der Salzburger Festspiele. 1963 heirateten er und die Ärztin Gerheid Kupelwieser. Der Ehe mit der späteren ÖVP-Landesrätin entsprangen die Kinder Theresa (*1964/ Gynäkologin), Virgil (*1967/ Filmregisseur) und Mechtild (*1968/ Kunsthistorikerin).

Einsatz für modernes Schauspiel
Als Mitarbeiter der Salzburger Festspiele engagierte sich Widrich für deren gesellschaftliche und programmatische Öffnung, besonders für geistliche und zeitgenössische Musik. Aber auch für das moderne Schauspiel – für Stücke von Thomas Bernhard, Rolf Hochhuth und Peter Handke – setzte er sich ein. In Verhandlungen mit Erzbischof Rohracher erwirkte er 1969 die Öffnung der Kollegienkirche für Festspiel-Veranstaltungen. Er brachte auch das Sponsoring für das Kulturfestival auf Schiene. 1999 war er Mitglied in der Findungskommission für den Festspielintendanten Peter Ruzicka.

Nachbar Peter Handkes am Mönchsberg
Von 1979 bis 1987 waren Peter Handke und seine Tochter Amina im Kupelwieser-Schlössl Widrichs unmittelbare Nachbarn, und Handke verfasste hier einen bedeutenden Teil seines Werkes. Widrich baute in der Folge eine umfangreiche Handke-Sammlung auf, die er der Österreichischen Nationalbibliothek als Dauerleihgabe überließ.

Engagement für die Kirche
Auch im kirchlichen Bereich engagierte sich Widrich stark, so für die Durchsetzung der Prinzipien des II. Vatikanischen Konzils, er war Pfarrgemeinderat in Salzburg-St. Blasius und am Salzburger Dom und publizierte mehrere Dokumentationen zur kirchlichen Zeitgeschichte.

Einsatz für die Kunst
1967 gründete Widrich in der Kustodie der Kollegienkirche die „Galerie am Markt“ für moderne Kunst und stellte damalige österreichische Avantgardisten wie Wolfgang Hollegha, Josef Mikl, Peter Pongratz und Markus Prachensky erstmals in Salzburg aus. Als Präsident des Salzburger Kunstvereins öffnete er das traditionsreiche Künstlerhaus für aktuelle internationale Strömungen und brachte erstmals Max Ernst, Robert Rauschenberg und Pierre Soulages in die Mozartstadt. In der Serie „Palette“ konnten junge Künstler kostenlos ihre Arbeiten vorstellen. Ein neu geschaffenes Café im Künstlerhaus wurde sofort als Treffpunkt angenommen. 1979 zeichnete er mit Skulpturen von Pino Castagna für die erste Großausstellung auf den Plätzen um den Salzburger Dom verantwortlich. 1979 gründete er den „Verlag Hans Widrich“ für elitäre Druckgrafik, insbesondere für größere Mappenwerke.

Daneben engagierte sich Hans Widrich auch in vielerlei Hinsicht ehrenamtlich. Für seine Verdienste erhielt er unter anderem das Goldene Verdienstzeichen des Landes Salzburg und wurde mit dem Berufstitel Professor ausgezeichnet.

 

 

 

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