"Kulturhauptstadt darf auch Spaß machen"

 

erstellt am
12. 02. 16
11:00 MEZ

Diskurs über die Europäische Kulturhauptstadt 2024 in Dornbirn
Dornbirn/Bregenz (stadt) - Rund 200 Interessierte aus Kultur, Politik, Verwaltung, aber auch zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger, konnte Bürgermeisterin Dipl.-Vw. Andrea Kaufmann am 11.02. in der inatura begrüßen. Organisiert von der Arbeitsgruppe der Kulturhauptstadtbeauftragen, dieses Mal unter der Federführung von Roland Jörg (Dornbirn), konnten wiederum viele neue Anregungen in den Diskurs eingebracht werden.

Mit dem Statement „Kulturhauptstadt darf auch Spaß machen“, formulierte Verena Konrad, die Direktorin des Vorarlberger Architekturinstuts vai gleich zu Beginn einen positiven Aspekt dieses Langzeitprozesses. Das Rheintal sei längst ein urbaner Stadtraum geworden, ergänzte der gebürtige Vorarlberger Architekturprofessor Roland Gnaiger, der zudem den positiven Blick von außen auf Vorarlberg thematisierte. Das Land habe sehr viel zu bieten.

Im Fokus des nachmittäglichen Workshops und der Podiumsdiskussion stand die Frage nach einem sehr weit gefassten Kulturbegriff, der auch Aspekte wie die Vielfalt des Lebens und des Zusammenlebens oder den Umgang mit Öffentlichkeit und Privatheit, gerade in Zeiten der Hochdigitalisierung beinhaltet. Intellektuelle Zellen fehlten, thematisierte Verena Konrad den Sachverhalt einer fehlenden Vorarlberger Universität. Der Kulturwissenschaftler Thomas Macho von der Humboldt-Universität Berlin stellte die Betrachtung unterschiedlicher Kulturen, oder – besser gesagt - Lebensformen in einer sich rasch wandelnden Gesellschaft in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.

„Welche Potenziale sind zur Schaffung von dringend erforderlichen kreativen Räumen notwendig?“, formulierte Reinhard Kannonier, Rektor der Kunstuniversität Linz, eine konkrete Frage. Interdisziplinäres Arbeiten sei die Basis, nur so könne Neues entstehen; Pluralismus gelte es anzunehmen, so Kannonier weiter, man müsse aus alten Mustern heraustreten, Neues zulassen, die Möglichkeit des Scheiterns einräumen. Grundsätzlich sei eine Kulturhauptstadt ein Prozess, kein temporärer „Flash“, es gelte nachhaltige Entwicklungen zu betreiben.

Christoph Thoma, Kulturhauptstadtbeauftrager der Landeshauptstadt Bregenz, brachte es am Ende der Veranstaltung nochmals auf den Punkt: „Die Europäische Kulturhauptstadt ist eine Kulturinitiative, die gesellschaftliche Veränderungen thematisiert. Es geht um eine Neudefinition von Räumen, virtuell und physisch.“ Die Möglichkeit der intensiven Selbstreflexion könne die Basis für neue Vermittlungsorte sein, war auch die einhellige Meinung von Harald Petermichl (Feldkirch), Martin Hölblinger (Hohenems) und Roland Jörg (Dornbirn), der die Diskussion moderierte.

Wenn das Leben durchmischt wird, wenn über einen neuen Stadttypus diskutiert wird, wenn der Kulturbegriff weiter geschärft, über künstlerische und ästhetische Qualität gesprochen wird, dann kann ein Lernprozess gestartet werden, der weit über das Jahr 2024 hinauswirken wird. Friederike Lutz von der Stadt Friedrichshafen betonte einmal mehr die Bedeutung des grenzüberschreitenden Brückenschlags, im Sinne des europäischen Gedankens. Der Prozess geht dynamisch weiter, dass der Spaß nicht zu kurz kommen darf, war eine wichtige Erkenntnis des Abends, die breite Beteiligung der Bevölkerung eine mutige Verpflichtung der Rheintalstädte, die so eine nachvollziehbare Kulturstrategie für das Rheintal entwickeln werden.

 

 

 

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