Die österreichische Waldinventur ist bundesweit Informationsquelle zu den Themen Waldfläche,
Holzvorrat, Stammschäden und vieles mehr
Wien (bfw) - Die österreichische Waldinventur (ÖWI) wird auf "permanent" umgestellt:
Früher wechselten drei Jahre dauernde Erhebungsperioden mit einem Zeitraum ohne Erhebungen ab. Beginnend mit
dem Jahr 2016 fahren die ÖWI-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter jedes Jahr raus. Somit können ab Ende
2018 jährlich Ergebnisse der Waldinventur vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) veröffentlicht
werden.
Die Daten der ÖWI liefern wichtige Informationen zum Zustand und zur Entwicklung von Österreichs Wald.
"Für die Wald- und Umweltpolitik in Österreich sind diese Informationen eine wichtige Entscheidungsgrundlage.
Durch die permanente Erhebung kann noch schneller auf aktuelle Fragestellungen und Probleme reagiert werden",
erklärt Bundesminister Andrä Rupprechter.
Einer der Ursachen für die Umstellung sind die rasanten Entwicklungen im Bereich der Fernerkundung, sie
erfordern ein Überdenken des statistischen Designs. Mitarbeiter des BFW erarbeiteten nun ein Verfahren, mit
dem aus digitalen Luftbildern und einem Laser-Geländemodell Informationen zur Waldfläche, zum Vorrat
und zur Holznutzung gewonnen werden können. Dafür kommt eine Technologie zum Einsatz, die es erlaubt,
aus den Luftbildern dreidimensionale Oberflächenmodelle abzuleiten. In der Fachsprache wird das Image-Matching
genannt. Gemeinsam mit dem Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen wurden diese Matching-Methoden getestet.
Die "Erdung" der Fernerkundung
Alle Fernerkundungsverfahren haben gemeinsam, dass die Modelle zur automatisierten Informationsgewinnung neben
den Fernerkundungsdaten unbedingt die Daten der terrestrischen Inventur benötigen. "Ohne diese 'Erdung'
der Fernerkundung ist die Gefahr sehr groß, dass sich die Ergebnisse von der Wirklichkeit im Wald immer weiter
entfernen", erklärt Dr. Klemens Schadauer, Leiter der Waldinventur.
Vorteile des permanenten Systems
- Bessere Aussagekraft der ÖWI-Ergebnisse: Für einige Parameter sind
künftig Jahresergebnisse möglich (früher in fünf- bis siebenjährigen Intervallen); die
räumliche Informationsdichte wird angehoben, beispielsweise für die Frage der nachhaltigen Versorgung
mit Biomasse aus dem Wald für einzelne Regionen.
- Bundesweite und regionale Kartendarstellungen für die Wald- und Umweltpolitik:
Mit diesen kann die aktuelle Förderpolitik evaluiert und Entscheidungshilfen für die Künftige geliefert
werden; Mitarbeiter identifizieren Risiko-Hotspots in Zusammenhang mit dem Klimawandel.
- Abdeckung der Berichtspflichten zu verschiedensten Zeitpunkten mit größtmöglicher
Aktualität, zum Beispiel für den Bericht gemäß Kyoto-Protokoll und für die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie.
Die Kombination aus exakten Messungen im Wald und modernster Fernerkundungstechnologie garantiert die hohe Informationsqualität
der Österreichischen Waldinventur für Politik und Wirtschaft", erläutert Dr. Peter Mayer, Leiter
des BFW.
Gesamtkomplex Ökosystem Wald wird betrachtet
In der 50-jährigen Geschichte der ÖWI hat sich der Informationsbedarf über den Wald stetig verändert.
Anfangs standen Fragen rund um die ökonomische Nachhaltigkeit im Vordergrund. Dabei ging es vordergründig
um Waldfläche, Vorrat, Zuwachs und Nutzung sowie Nachhaltigkeit der Holz- und Biomassenversorgung. Im Laufe
der Zeit erlangte der Gesamtkomplex Ökosystem Wald mit seiner Multifunktionalität an Bedeutung. Darunter
fallen die Schutzfunktionen des Waldes vor Lawine, Steinschlag, Muren und Hochwasser, weiters die Biodiversität,
der Problemkreis Verjüngung und Wildverbiss sowie das Waldbild der Zukunft unter geändertem Klima.
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