Im Rahmen der Eröffnung vergibt die Diagonale’16 in Kooperation mit der VdFS – Verwertungsgesellschaft
der Filmschaffenden zum bereits neunten Mal den Großen Diagonale-Schauspielpreis für Verdienste um die
österreichische Filmkultur.
Graz (diagonale) - Die Diagonale freut sich bekannt zu geben, dass diese Auszeichnung heuer an die unvergleichliche
Erni Mangold geht. Die Waldviertlerin wird den Preis, ein Kunstwerk von Anna Paul, in Graz persönlich entgegennehmen.
„Ich bin wie eine alte Indianerin oder ein Zirkuspferd: Stürz’ mich auf eine Rolle und schau, dass ich’s derpack“,
erklärte Erni Mangold einmal in einem Interview. Die 89-Jährige mit Hang zur ungeschönten Ehrlichkeit
und trockenem Humor zählt zu den markantesten Charakterdarsteller/innen unserer Zeit. Als wandlungsfähige
Spezialistin für skurrile und bisweilen eigenwillige Kunstfiguren wirkte sie in bis dato über 80 Fernseh-
und Kinofilmen sowie unzähligen Theaterproduktionen mit.
Erni Mangold, geb. 1927 in Niederösterreich, absolvierte ihre Ausbildung zur Schauspielerin an der Theaterschule
Helmut Kraus. Von 1946 bis 1956 war Mangold am Theater in der Josefstadt engagiert, von 1955 bis 1963 am Hamburger
Schauspielhaus bei Gustaf Gründgens. In der Zeit zwischen 1965 bis 1972 folgten Engagements in Wien und Deutschland.
1971 erhielt Mangold die Kainz-Medaille, den Vorgängerpreis des nunmehrigen Nestroy-Theaterpreises. Sie unterrichtete
an mehreren namhaften Schauspielschulen. Zu ihren Lieblingsschüler/innen zählte dabei etwa der zweifache
Oscar-Preisträger Christoph Waltz. 2000 wurde Erni Mangold zur Kammerschauspielerin ernannt. Für ihre
Darstellung einer Alzheimerpatientin in Der letzte Tanz von Houchang Allahyari wurde sie 2014 mit dem Diagonale-Schauspielpreis
gewürdigt, 2015 folgte der Österreichische Filmpreis.
Erste filmschauspielerische Schritte machte Mangold 1948 Seite an Seite mit Granden wie Paula Wessely und Attila
Hörbiger in Der Engel mit der Posaune (Karl Hartl). Mit Der Förster vom Silberwald (Alfons Stummer, 1954)
spielte die Niederösterreicherin ausnahmsweise auch in einem klassischen Heimatfilm mit. „Ich fand diese 1950er-Filme
ja grauenhaft. Mir standen keine Dirndln, darum hat man mich ohnehin nicht in solchen Filmen beschäftigt.
Ich war sehr froh darüber“, hielt sie dazu in einem profil-Interview fest. In Hanussen (O.W. Fischer, Hans
Marischka, 1955) verkörperte Mangold die unglückliche Figur der Prisca, die sich als Lebensgefährtin
eines Varietékünstlers das Leben nimmt. Zwischen 1965 und 1972 folgten Engagements in Deutschland,
der Schweiz und Österreich: „[In Deutschland] habe ich in den Filmen immer die Frau gespielt, die der Ehefrau
den Mann ausspannt“, erzählte Mangold süffisant über diese Zeit. Anschließend führten
sie zwei Spielfilme mit dem österreichischen Regisseur Peter Patzak zusammen: Während Mangold in Kassbach
– ein Porträt (1978) eine Nebenrolle bekleidete, verkörperte sie in der amüsanten Nöstlinger-Verfilmung
Die Weltmaschine (1981) die Witwe des steirischen Bauern Franz Gsellmann. An ihrer Seite: Christoph Waltz. In Kontakt
mit dem Hollywood-Kino kam Mangold schließlich mit ihrer Rolle als Handleserin in Richard Linklaters Before
Sunrise (1995) mit Ethan Hawke und Julie Delpy. Auf den in Graz entstandenen Spielfilm Heile Welt (Jakob M. Erwa,
Großer Diagonale-Preis 2007) folgte 2011 das international ausgezeichnete Drama Anfang 80 (Sabine Hiebler,
Gerhard Ertl), in dem Mangold die verlassene Ehefrau einer der Hauptfiguren verkörperte. Drei Jahre später
schließlich: die viel umjubelte Darbietung in Der letzte Tanz (Houchang Allahyari), für die sie mit
dem Diagonale-Schauspielpreis ausgezeichnet wurde. Die Jury damals: „Das ist hohe Schauspielkunst, berührende
Menschlichkeit, definitiv ein starker Auftritt und eine große, vielleicht bleibende Szene der österreichischen
Filmkultur.“ Auch in Von Jetzt an kein Zurück (Christian Frosch), der 2015 mit dem Publikumspreis der Diagonale
ausgezeichnet wurde, brillierte Mangold in einer Nebenrolle. Mit dem Großen Schauspielpreis 2016 prolongiert
Mangold nun ihren Erfolgslauf bei der Diagonale.
Preis 2016
ein Kunstwerk, gestaltet von Anna Paul, gestiftet von Legero | con-tempus.eu.
Anna Paul (geb. 1987) ist eine aufstrebende, in Wien ansässige Designerin und Künstlerin. Sie studierte
an der Universität für angewandte Kunst Wien. Mit ihrer Ausstellung „casual cutting“ in der stilwerk
limited edition window gallery (Vienna Design Week) verdeutlichte sie zuletzt, wie harmonisch einander Wesentliches
und Beiläufiges durchdringen können. Zudem ist Anna Paul als Architektin im Büro von Gregor Eichinger
tätig und betreute u. a. den Umbau des Metro Kinokulturhaus.
Jury 2016
Ute Baumhackl (Ressortleiterin Kultur & Medien, Kleine Zeitung)
Hilde Dalik (Schauspielerin)
Christian Konrad (Ressortleiter Film, ORF)
Sudabeh Mortezai (Regisseurin)
Murathan Muslu (Schauspieler, Preisträger Diagonale-Schauspielpreis 2015)
Die Vergabe des Großen Diagonale-Schauspielpreises 2016 an Erni Mangold erfolgt im Rahmen der festlichen
Eröffnung der Diagonale am 8. März um 19.30 Uhr in der Grazer Helmut List Halle.
Bisherige Preisträger/innen
Großer Diagonale-Schauspielpreis: Tobias Moretti (2015), Georg Friedrich (2014), Maria Hofstätter
(2013), Johannes Silberschneider (2012), Senta Berger (2011), Klaus Maria Brandauer (2010), Josef Hader (2009),
Karl Markovics (2008)
|