Von Alphabetisierung bis zur sprachlichen Bewältigung von Alltagssituationen
Innsbruck (lk) - „Sprache ist ein wesentlicher Baustein und Schlüssel zur Integration“, ist Sozial- und Integrationslandesrätin
Christine Baur überzeugt. In Tirol wird mit der Vermittlung der deutschen Sprache auf professioneller Basis,
der Kulturvermittlung und den damit verbundenen Integrationsmaßnahmen ab dem ersten Tag begonnen. Dafür
stellte die Tiroler Landesregierung der Tiroler Soziale Dienste GmbH (TSD) zusätzliche Mittel zur Finanzierung
von Deutschkursen zur Verfügung. „Jeder Tag, der nach der Ankunft vergeht, ohne dass wir den Flüchtlingen
eine sinnvolle Tätigkeit ermöglichen, ist ein verlorener Tag. Und jeder Euro, den wir jetzt für
Aus- und Weiterbildung und für Deutschkurse in die Hand nehmen, ist gut investiertes Geld“, ist LRin Baur
überzeugt.
Ein europaweites Ausschreibungsverfahren der TSD für die Durchführung der Deutschkurse konnte die GemNova
Tirol für sich entscheiden. Sie startete mit 11. Jänner dieses Jahres mit den Unterrichtseinheiten in
den AsylwerberInnenunterkünften.
Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf betont: „Dass die GemNova als Tochterunternehmen des Gemeindeverbandes
mit dem Auftrag zur Grundversorgung Deutsch für Asylwerberinnen und Asylwerber in Tirol betraut wurde, ist
ein klares und sinnvolles Signal zum Schulterschluss auf Gemeindeebene. Wir hoffen, dass sich hier eine langfristige
und nachhaltige Zusammenarbeit von Land Tirol, der TSD, der GemNova sowie den Gemeinden etabliert. Notwendig ist
dieser Schritt für unser Land auf alle Fälle, um in diesem sich schnell veränderbaren Bereich auf
besonnene Art und Weise zu agieren.“
Tirol- und österreichspezifische Inhalte vermitteln
Eines der vorrangigen Ziele des Projektes ist, die TeilnehmerInnen sprachlich so auszubilden, dass sie Alltagssituationen
bewältigen können. Darüber hinaus ist es ein Anliegen der Projektverantwortlichen, den AsylwerberInnen
tirol- und österreichspezifische Inhalte im Rahmen des Sprachunterrichts zu vermitteln. Wie wichtig das Projekt
ist, verdeutlicht auch, dass sich mit „Grundversorgung Deutsch“ ein Teil des neuen Angebots an jene AsylwerberInnen
richtet, die erstmals ein Alphabet lernen, also auch in ihrer Muttersprache weder lesen noch schreiben können.
„Wir können auch erstmals in Innsbruck ein heimübergreifendes Kursangebot mit Kursen auf höherem
Niveau anbieten“, freut sich Sabine Kroneder, Leiterin des Projekts Deutschkurse für AsylwerberInnen in der
GemNova.
In Abstimmung mit der TSD werden zudem kontextspezifische Unterrichtsmaterialien entwickelt, die nicht nur auf
Alphabetisierung und die Vermittlung der deutschen Sprache, sondern auch auf die Vermittlung kultureller Inhalte
abzielen.
Qualifizierte Lehrpersonen
Derzeit führen 32 qualifizierte Lehrpersonen an 40 Standorten in Tirol die Deutschkurse durch. Abhängig
vom Standort der einzelnen Unterkünfte und der Zahl an AsylwerberInnen werden weitere DeutschlehrerInnen benötigt.
Grundsätzlich haben die AsylwerberInnen in den größeren Flüchtlingsunterkünften die Möglichkeit,
mehrmals pro Woche einen Deutschkurs zu besuchen. An mobilen Lösungen, um in Zukunft auch AsylwerberInnen
in dezentralen Unterkünften kleinerer Gemeinden mit Deutschkursen zu versorgen, wird gearbeitet.
Neben den Deutschkursen wird den KursteilnehmerInnen die Möglichkeit geboten, staatlich anerkannte Sprachenzertifikate
auf unterschiedlichen Niveaus abzulegen. Diese ÖSD-Prüfungen (Österreichisches Sprachendiplom Deutsch)
sind insofern von großer Bedeutung, als sie für den Aufenthaltstitel für Familienangehörige,
für die Erfüllung der Integrationsvereinbarung und in weiterer Folge auch für das Erlangen der Österreichischen
Staatsbürgerschaft erforderlich sind.
Einbindung von Ehrenamtlichen
„Bezüglich der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen ist geplant, diese so einzubinden, dass sie den Asylwerberinnen
und Asylwerbern den Kontakt mit der deutschen Sprache außerhalb des Unterrichts ermöglichen und sie
in der Bewältigung von alltäglichen Kommunikationssituationen begleitend unterstützen. Denn ehrenamtliche
Flüchtlingshelferinnen und -helfer sind ein sehr wichtiger, nicht zu unterschätzender Faktor in der Sprach-
und Kulturbegegnung“, so Kroneder abschließend.
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