LH Pröll: „Dachböden und Kellergassen sind ganz wesentliche Archive für die
niederösterreichische Geschichte“
St. Pölten (nlk) - Im Rahmen einer Pressekonferenz im Landesmuseum Niederösterreich informierte
Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll am 18.02. gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, Leiter des wissenschaftlichen
Beirates und Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, zur Sammelaktion für das
„Haus der Geschichte“ in St. Pölten, die bis 31. Mai 2016 laufen wird. Koordiniert wird die Sammelaktion von
der Außenstelle Raabs an der Thaya des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung im Auftrag
der Abteilung Kunst und Kultur des Amtes der NÖ Landesregierung.
Die Entscheidung ein „Haus der Geschichte“ in Niederösterreich zu errichten, sei seit geraumer Zeit gefallen,
man arbeite nun sehr intensiv daran, dieses Ziel zu erreichen, betonte Landeshauptmann Pröll, dass die Vorbereitungen
auf Hochtouren laufen. „In der Konzeption sind wir auf einem guten Weg“, so Pröll. Die inhaltliche Konzeption
des wissenschaftlichen Beirates liege vor, auf 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche werde ein modernes Ausstellungskonzept
konzipiert und die Landessammlungen Niederösterreich seien „reichhaltig durch die Geschichte ausgestattet“,
betonte der Landeshauptmann, dass man „einen entscheidenden Schritt durch den Ankauf der Kaiserhaussammlung gemacht“
habe.
„Das Jahr 2017 ist jener Zeitpunkt, wenn wir das Haus der Geschichte seiner Bestimmung übergeben“, so der
Landeshauptmann. Dabei wolle man die Geschichte Niederösterreichs „als Kernland Österreichs“ und gleichzeitig
seine „Bezüge zu den Ländern Zentraleuropas“ darstellen. „Der nächste Schritt ist die Sammelaktion
für das Haus der Geschichte“, so Pröll. Ziel sei es, „prägende Objekte“ aus der Zeit der Ersten
Republik von 1918 bis 1938, „die eine zentrale Rolle in den Haushalten gespielt haben“ zu sammeln, so Pröll.
Dabei gehe es um Objekte, die das Schicksal und die Geschichten einzelner Menschen erzählen. Diese Geschichten
sollen dann „zu einem Teil der Geschichte Niederösterreichs im Haus der Geschichte werden“, so Pröll.
„Wir haben in der Vergangenheit damit sehr gute Erfahrungen gemacht“, so der Landeshauptmann über die Gründe,
warum man diese Sammelaktion gestartet habe. Dabei hob Pröll die Sammelaktionen im Zuge der Schallaburg-Ausstellung
2005 „Österreich ist frei!“ anlässlich 50 Jahre Staatsvertrag, der Landesausstellung 2009 „Österreich.
Tschechien – Geteilt – Getrennt – Vereint“, der Schallaburg-Ausstellung 2014 „Jubel und Elend“ anlässlich
100 Jahre Erster Weltkrieg und die Sammelaktion von Privatfilmen unter dem Titel „NÖ Privat“ im Jahr 2013,
bei der über 70.000 Filmrollen abgegeben worden seien, hervor.
„Die Dachböden und Kellergassen sind ganz wesentliche Archive und Dokumentationsräume für die niederösterreichische
Geschichte“, betonte Pröll, dass man „all diese Chancen, Möglichkeiten und Ressourcen nutzen“ möchte,
„um tatsächlich eine umfangreiche Dokumentation zustande zu bringen, die letztendlich eine enorme Bereicherung
für den Fundus der Schätze, die wir in Niederösterreichs Musealen haben, bedeuten werden“, so der
Landeshauptmann.
„Das Haus der Geschichte soll ein partizipatives Haus werden“, das bedeute „ein Haus über Niederösterreich,
für Niederösterreich und mit Niederösterreich“, so Pröll. „Die Bürger sollen aktiv miteinbezogen
werden – schon in die Entstehung der Ausstellung und gleichzeitig in die Gestaltung der Ausstellung“, so der Landeshauptmann.
Das sei eine wichtige Grundlage für die Identifikation der niederösterreichischen Bevölkerung mit
dem Haus der Geschichte. Mit dieser Form werde zudem „ein hohes Ausmaß an Authentizität gewährleistet“,
so Pröll. „Durch die Sammelaktion sollen Einblicke und Perspektiven entstehen aus allen sozialen Schichten
unserer Heimat“, betonte Pröll, dass damit der Alltag der Menschen, Traditionen und Bräuche sowie Auswirkungen
mit großen Zäsuren beleuchtet werden sollen. Pröll bedankte sich bei den Niederösterreicherinnen
und Niederösterreichern, die Objekte verfügbar machen, bei den Partnern der Sammelaktion sowie Univ.-Prof.
Karner und dem gesamten Ausstellungsteam. „Ich bin überzeugt davon, dass wir mit dieser Sammelaktion und dieser
Nähe zur niederösterreichischen Bevölkerung etwas unglaublich Interessantes – nicht nur für
uns, sondern auch für die nächsten Generationen – gestalten können“, so der Landeshauptmann.
Univ.-Prof. Karner betonte, dass das „Haus der Geschichte“ ein „besonders ambitioniertes Projekt“ sei. „Ein wesentlicher
Schritt dazu wird heute gesetzt“, so Karner. Gesammelt werden „Objekte für dieses Haus, die die Menschen zu
Hause haben“ und bei denen sie gar nicht daran denken würden, „dass das etwas Besonderes ist“. „Aber diese
Objekte sind genau das, die für die Wissenschaft interessant sind“, so Karner.
Das Leben der Menschen, wenn sie nicht gerade große Persönlichkeiten seien, sei in den Geschichtsbüchern
nicht vermerkt. „Der Alltag der Menschen ist kaum beleuchtet“, Objekte aus diesem Alltag würden helfen ein
Licht in diesen Alltag zu bringen, diesen begreifbar zu machen. Wertvoll seien solche Objekte „weil sie uns zusätzliche
Informationen geben, die wahrscheinlich nirgends aufgeschrieben sind“, betonte Karner weiters: „Wir brauchen auch
die Geschichte hinter den Objekten.“ Das Haus der Geschichte werde auch dadurch leben, „dass wir ganz nahe am Menschen
sind“. Man wolle die Menschen einbeziehen. Wesentlich beim Haus der Geschichte sei, dass „der Gang zu den Menschen
im Vordergrund stehen wird“, so Karner.
An dieser großen Sammelaktion, die bis 31. Mai 2016 läuft, können alle teilnehmen, die persönliche
Dokumente, Alltagsgegenstände, Kunstwerke, Erinnerungsstücke, etc. zu Hause aufbewahren oder auch gesammelt
haben und bereit sind, diese der Öffentlichkeit zu präsentieren. Fragen dazu werden unter der österreichweit
kostenfreien Telefonnummer 0800 2284 2017 (Montag bis Freitag, 9 bis 15 Uhr) oder per e-mail unter sammelaktion@hausdergeschichtenoe.at
beantwortet. Das Landesmuseum Niederösterreich veranstaltet außerdem zwischen 20. Februar und 30. April
insgesamt elf „Sammlungs-Samstage“, an denen Exponate von Expertinnen und Experten begutachtet und registriert
werden.
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