Integrationsministerium, Land Oberösterreich und ÖIF starten Werte- und Orientierungskurse
in Oberösterreich
Linz (lk) - Im Rahmen einer Pressekonferenz am 26.02. starteten Integrationsministerium, Land Oberösterreich
und ÖIF Werte- und Orientierungskurse in Oberösterreich. Integrationsminister Sebastian Kurz war dafür
nach Linz gereist und traf mit Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Thomas Stelzer und Integrations-Landesrat Rudi
Anschober zusammen.
Bundesminister Sebastian Kurz:
Werte- und Orientierungskurse "Mein Leben in Österreich"
Das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA), das Land Oberösterreich
und der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) starten Werte- und Orientierungskurse für Flüchtlinge
in Oberösterreich. Oberösterreich ist bereits das sechste Bundesland, in dem die neuen Werte- und Orientierungskurse
umgesetzt werden. Erste Werte- und Orientierungskurse starten bereits Mitte März in Linz und werden sukzessive
auf weitere Regionen ausgedehnt. Diese Kurse vermitteln Grundwerte des Zusammenlebens und wichtiges Alltagswissen
für das Leben in Österreich.
Wertekurse als Teil des Integrationsplans für Flüchtlinge
Die Werte- und Orientierungskurse sind neben dem Besuch eines Deutschkurses und Arbeitswilligkeit zentrale
Bestandteile des Integrationsplans für Flüchtlinge auf den sich Bundesregierung und Vertreter/innen
aller Länder Mitte Jänner geeinigt haben. Ziel ist, dass jede und jeder Asylberechtigte diese Kurse künftig
durchläuft. Durch die enge Zusammenarbeit aller Verantwortungsträger können Asylberechtigte und
subsidiär Schutzberechtigte über die Werte- und Orientierungskurse informiert werden. Vertreter/innen
von Gemeinden und Organisationen, die an einem Werte- und Orientierungskurs interessiert sind, können sich
ebenfalls an Mitarbeiter/innen des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) wenden.
Vermittlung von Grundwerten wie Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit
Als einen Umsetzungsschritt des 50 Punkte-Plans für Integration von Bundesminister Sebastian Kurz erarbeitete
eine Arbeitsgruppe des unabhängigen Expertenrats für Integration unter der Leitung von Universitätsprofessor
Christian Stadler das Konzept der Werte- und Orientierungskurse. Zentrale Bestandteile der Kurse sind die Grundwerte
der österreichischen Verfassung wie Gleichberechtigung von Mann und Frau, Menschenwürde und demokratische
Prinzipien. Die Kurse vermitteln außerdem wichtige Voraussetzungen des Lebens in Österreich wie die
Bedeutung von Deutschkenntnissen und Bildung sowie Alltagswissen für die erfolgreiche Integration.
Weitere Themenschwerpunkte der Werte- und Orientierungskurse
- Prinzipien des Zusammenlebens wie Gleichberechtigung von Mann und Frau, Demokratie,
Meinungsfreiheit, Gewaltfreiheit, Rechtsstaatlichkeit
- Vielfalt des Zusammenlebens: Trennung von Religion und Staat, freiwilliges Engagement,
Familienleben und interkulturelle Begegnung
- Geschichte und Geographie Österreichs
- Stellenwert von Sprache und Bildung mit Informationen zum österreichischen
Bildungssystem, Schulpflicht, Lehre und dualer Ausbildung
- Arbeitswelt und Wirtschaft mit Informationen zum österreichischen Arbeitsmarkt
und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz
- Wohnen und Regeln des guten Zusammenlebens in der Nachbarschaft
- Informationen zum österreichischen Gesundheitssystem, Vorsorge und Notfällen
Werte- und Orientierungskurse für Frauen und Männer gemeinsam
Für Teilnehmer/innen mit noch geringen Deutschkenntnissen stehen Dolmetscher/innen für die häufigsten
Flüchtlingssprachen Arabisch und Farsi/Dari zur Verfügung. Die Kurse haben Seminar-Charakter und finden
in Kleingruppen von rund 15 Personen statt, Vortrag und Diskussionselemente wechseln einander ab. Frauen und Männer
nehmen zusammen an dem kostenlosen Kursangebot teil.
Das Kursangebot wird durch zahlreiche weitere Integrationsangebote des ÖIF, Beratung und finanzielle Unterstützung
für Deutschkurse ergänzt. Derzeit wickelt der ÖIF Förderungen in der Höhe von rund 880.000
Euro für Deutschkurse von Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten ab. Förderungen können
am Integrationszentrum Oberösterreich beantragt werden.
Kursunterlage "Mein Österreich" in häufigsten Flüchtlingssprachen
Die Kursinhalte wurden in Form einer Lernunterlage in einfach verständlicher Sprache für die Zielgruppe
aufbereitet. Diese Lernunterlage wird auch in Arabisch und Farsi/Dari sowie in Englisch angeboten. Basis der Kursunterlage
ist die bestehende "Rot-Weiß-Rot"-Fibel"- Zusammenleben in Österreich.
Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Thomas Stelzer: Wertekurse in Oberösterreich - konkret
- Die Wertekurse werden vom Integrationszentrum OÖ des Österreichischen
Integrationsfonds (ÖIF) organisiert. Information, Anmeldung, Dolmetsch etc.- sämtliche Details werden
hier geklärt.
- Zielgruppe sind derzeit ca. 3.500 Asylberechtigte in Oberösterreich.
- Die ersten Kurse finden am 15./16. März 2016 in Linz bzw. am 21. März
2016 in Vöcklabruck statt.
- Ziel ist, dieses Angebot in allen Regionen zu legen. Leichte Erreichbarkeit,
kurze Anreise und Besuche der Kurse mit bekannten Personen aus dem eigenen Umfeld sollen die Motivation zum Kursbesuch
erhöhen.
- Bei Kontakten mit Behörden und Einrichtungen, die im Einflussbereich oder
Nahebereich des Landes Oberösterreich stehen, wie zB die Bezirkshauptmannschaften, Sozialberatungsstellen
der Sozialhilfeverbände, Grundversorgungsstelle, usw. soll ein Info-Blatt an die Asylberechtigten übergeben
werden, um auf die Wertekurse hinzuweisen.
"Das Land Oberösterreich unterstützt die Wertekursinitiative aus dem Erwachsenenbildungsressort.
Uns ist es gelungen, eine Kooperation mit dem Roten Kreuz zu erreichen, das seine Schulungsräume für
die Abhaltung der Kurse zur Verfügung stellt. Damit können wir in allen Regionen Oberösterreichs
mit dem Kursangebot aufwarten," so Landeshauptmann Stellvertreter Thomas Stelzer. "Bildung schafft Wissen,
Wissen schafft Verständnis und gegenseitigen Respekt - zwei essentielle Beiträge für das Funktionieren
von "Gesellschaft", so Stelzer.
Integrations-Landesrat Rudi Anschober: "Herausforderung Integration ab dem 1. Tag angehen"
LR Anschober: "Vielfach ist Oberösterreich heute noch mit der Suche nach ausreichend menschenwürdigen
Quartieren für Asylwerber/innen beschäftigt, doch die eigentliche Herausforderung, nämlich die Integration
tausender neuer Mitbewohner/innen, kommt ab diesem Jahr erst noch auf uns zu. Die Integration, das Miteinander
in der Gesellschaft entscheidet darüber, ob Oberösterreich aus der Fluchtbewegung auch eine Chance macht
oder ob Probleme entstehen."
Das Integrationsressort arbeitet daher aktuell gemeinsam mit Fachexpert/innen einen Oö. "Masterplan Integration"
aus, der alle fünf Teilbereiche von Integration beinhaltet, nämlich Orientierung & Zusammenleben,
Deutsch, Bildung & Qualifizierung, Arbeitsmarkt und Wohnraum für ein gelingendes Zusammenleben.
Der erste Teil Orientierung & Zusammenleben soll die Grundregeln des Zusammenlebens in OÖ in den Mittelpunkt
stellen, mit Infos über das politische System, die Verfassung, Menschenrechte für alle, Gleichberechtigung,
keine Form der Gewalt, sowie über die Konsequenzen bei Verstößen gegen die Regeln.
Für die Umsetzung dieses Teils des OÖ. Masterplans sind auch die "Werte- und Orientierungskurse"
des ÖIF, zusätzlich zu verschiedenen Leitfäden, Informationsarbeit von Privaten, der Arbeit in Bildungseinrichtungen,
Veranstaltungen für kulturelles Miteinander, Peer-Projekte u.a.m. wesentlich.
LR Anschober: "Das Ziel muss ein gutes Miteinander sein, geprägt von Respekt und Wertschätzung und
einem Bekenntnis zur Vielfalt in unserer Gesellschaft. Dafür braucht es die Mehrheitsgesellschaft genauso
wie unsere neuen Mitbewohner/innen - in ganz Österreich. Daher trete ich auch für einen "Staatsvertrag
Integration" zwischen Bund und Ländern ein, in dem Grundsätze und Maßnahmen ebenso festgesetzt
werden, wie Zuständigkeiten und Finanzierung. Wir dürfen diese Herausforderung nicht unterschätzen,
dürfen die Chance auch für unser Land nicht verstreichen lassen - und müssen jetzt, ab dem ersten
Tag, in Österreich mit Integration starten. Der jetzt in Erarbeitung befindliche Integrationsmasterplan des
Integrationsressorts wird breit diskutiert und verfeinert - u.a. von den Vorsitzenden der Integrationsausschüsse
der oö. Gemeinden, eigener Bürger/innenräte und einer Konferenz der privaten Helfer/innen. Im Sommer
soll er finalisiert werden, die Umsetzung beginnt jedoch bereits laufend."
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