Die Zukunft des sozialen Wohnbaus im Mittelpunkt; mehr als 145.000 BewohnerInnen in den geplanten
Innovationsgebieten der IBA_Wien
Wien (rk) - Wohnbaustadtrat Michael Ludwig gab am 29.02. bei einem öffentlichen Symposium an der Technischen
Universität mit rund 500 TeilnehmerInnen den offiziellen Ankick für die Internationale Bauausstellung
(IBA_Wien) zum Thema „Neues soziales Wohnen“.
Die IBA_Wien ist keine übliche Ausstellung, sondern ein mehrjähriger Prozess, in dem der soziale Wiener
Wohnbau in Zusammenarbeit mit heimischen und internationalen Fachleuten sowie den BürgerInnen weiterentwickelt
wird. Sie wird Wiens Wohnzukunft prägen. Im Rahmen der IBA_Wien werden Lösungen erarbeitet, wie die hohe
Wiener Wohn- und Lebensqualität unter den aktuellen Rahmenbedingungen gesichert und ausgebaut werden kann.
Für Stadtrat und IBA-Präsident Michael Ludwig ist dabei die Einbindung der Wiener Bevölkerung von
großer Bedeutung. „Wir werden insbesondere auch mit Schulen und Universitäten zusammenarbeiten, um neue,
zukunftsweisende Quartiers- und Wohnmodelle zu entwickeln“, betonte Ludwig.
Wien verfügt über eine fast 100-jährige erfolgreiche Erfahrung mit sozialem Wohnungsbau, was in
dieser Form weltweit einmalig und entsprechend anerkannt ist. Dennoch steht auch Wien angesichts der Auswirkungen
globaler Entwicklungen vor ernst zu nehmenden Herausforderungen: Die seit Beginn der 2000er-Jahre jährliche
Zunahme der Wiener Bevölkerung erhöht den Druck auf die Errichtung öffentlicher Einrichtungen und
auf die Bereitstellung von Wohnraum und die Entwicklung neuer städtischer Quartiere. „Ab 2017 sollen rund
13.000 Wohnungen jährlich errichtet werden. Damit verbunden sind nicht nur die erforderlichen technischen
und sozialen Vorkehrungen, sondern auch die anerkannt hohen Qualitätsstandards in Wien werden dadurch auf
den Prüfstein gelegt. Angesichts der Herausforderungen wird es nun darauf ankommen, diese Qualitätsstandards
neu, innovativ und kreativ zu überprüfen, zu schärfen und weiterzuentwickeln“, erklärte Wohnbaustadtrat
Michael Ludwig.
Warum eine IBA_Wien - 5 wichtige Gründe:
- Leistbares Wohnen: Globale (Wirtschafts-) Entwicklungen wirken sich auch auf
Wien aus. Wie können der Wohnbau und die Entwicklung neuer Quartiere einer sozialräumlichen Trennung
entgegenwirken? Was bedeutet dies für (halb-) öffentliche Räume in Wohngebieten? Wie kann es gelingen,
für eine steigende Anzahl an Menschen mit besonders geringem Einkommen leistbare und qualitätsvolle Angebote
in ausreichender Menge, in integrierten Lagen und sinnvoller sozialer Durchmischung anzubieten?
- Veränderte Altersstruktur: Wien wird jünger und älter zugleich.
Neben der Gruppe der jungen Menschen wächst auch die Zahl der älteren und hochbetagten Menschen. Ihnen
will die Stadt möglichst lange ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Bisher
ist das mittels unterschiedlicher Modelle sehr gut gelungen. Dennoch wird sich die Frage stellen, wie zeitgemäße
Wohnformen für diese Bevölkerungsgruppe aussehen können und welche Möglichkeiten das Generationenwohnen
oder andere integrierte Wohnformen bieten.
- Vielfalt/Partizipation: Wie gelingt es in neuen Stadtquartieren, urbane Vielfalt,
hybride Strukturen, lebendige Erdgeschoßzonen und gemischt genutzte, umnutzbare Häuser zu entwickeln?
Über das Bauen hinaus geht es hier vor allem um die Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher, nutzungsbezogener
und auch städtebaulicher/architektonischer Vielfalt im Quartier, um neue Beteiligungsmodelle und Aktivierungsprozesse,
um legistische und soziale Innovationen.
- Architektur: Diese ist ebenso in Veränderung begriffen und muss auf neue
Rahmenbedingungen eingehen. Die IBA Wien wird daher eine grundsätzliche Architekturdiskussion abhalten, z.B.
zu der Maßstäblichkeit, Körnung und Dichte, der Raumkunst, Materialitäten sowie Standards.
- Klima & Umweltschutz: Im Wiener Wohnbau werden seit Jahren Standards für
energieeffiziente Gebäude gesetzt. Dennoch wird es weiter darum gehen, innovative Beiträge zu erarbeiten
und im internationalen Austausch voranzutreiben. Wie gelingt es also, Stadtteile zu schaffen, die mit einer optimalen
Energiebilanz errichtet und über die Lebenszeit der Gebäude betrieben werden?
Neue Wege und Lösungen gemeinsam mit den BürgerInnen
Wien widmet sich den neuen Herausforderungen im Rahmen einer Internationalen Bauausstellung. Dabei geht es nicht
darum, das umzusetzen, was ohnehin bereits vorgesehen war, sondern ganz bewusst auf Grundlage aktueller Erfahrungen
neue Wege und Lösungen zu suchen, ob auf Ebene von Prozessen, Verfahren, Partizipation, Planungen oder baulichen
Umsetzungen, die über den Zeitraum der IBA hinaus wirksam und anwendbar sind.
IBA-Talks sollen hochrangige Fachleute aus aller Welt nach Wien bringen, „dr‘IBA reden“ wird Gespräche mit
der Bevölkerung organisieren, Unterrichtsmaterialien für verschiedene Schulstufen in die Schulen bringen,
die Innovationskraft junger Menschen bei Wettbewerben für Studierende nutzen sowie die Kooperation mit Kunst-und
Kulturschaffenden suchen.
Wiener Stadt- und Stadtentwicklungsgebiete im Fokus der IBA
In den vorgesehenen Gebieten wohnen bereits bzw. werden künftig insgesamt 145.000 BewohnerInnen leben.
Schwerpunkt Neubau:
3., Eurogate II, 14., Theodor-Körner-Kaserne, 2/20., Nordwestbahnhof, 21., Neu-Leopoldau, 21., Donaufeld
I, 22., Berresgasse, 22., aspern Seestadt Nord, 22., Hausfeld, 23., In der Wiesen Süd, 23., In der Wiesen
Ost, 23., In der Wiesen Mitte
Schwerpunkt Stadterneuerung:
10., Peer-Albin-Hansson-Siedlung, 10., Innerfavoriten, 11., Geiselberg/Simmeringer Zentralraum, 15., Stadtteil
Rustendorf, 15., Stadtteil Reindorf
Koordination & internationaler Beirat
Die Koordination der IBA_Wien wurde dem anerkannten Experten der Wiener Wohnbauforschung Wolfgang Förster
sowie Stadtentwicklungsexperten Kurt Hofstetter übertragen.
Dem internationalen IBA-Beirat unter dem Vorsitz von Kunibert Wachten (RWTH Aachen) und Margrit Hugentobler (ETH
Zürich) gehören Fachleute aus Österreich, der Schweiz, Deutschland und Italien an. Als Vermittler
zwischen dem Beirat und den Wiener IBA-Projekten wird Rudolf Scheuvens (TU Wien) agieren.
Wien als weltweites Kompetenzzentrum für sozialen Wohnbau
Im Präsentationsjahr 2022 schließlich werden die Projekte und Innovationen – etwa im Nordteil von
aspern Seestadt, In der Wiesen oder aber auch in erneuerten Wohnvierteln – darunter die aus den 1960er-Jahren stammende
Per Albin Hansson-Siedlung Ost – dem interessierten heimischen und internationalen Publikum präsentiert. Dabei
sind Einnahmen aus dem Fachtourismus im Umfang von 18 Mio. Euro für die Wiener Wirtschaft zu erwarten.
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig abschließend: „Keine andere Metropole verfügt über einen dermaßen
großen und hochwertigen sozialen Wohnbau wie Wien, keine andere setzt sich international so engagiert für
leistbares Wohnen ein. Mit der IBA soll Wien auch zum europa- und weltweiten Kompetenzzentrum für soziales
Wohnen werden.“
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