In der Orangerie im Unteren Belvedere von von
25. Februar bis 05. Juni 2016
Wien (belvedere) - Zu Lebzeiten ein hoch geschätzter Porträtist, machte sich Johann Peter Krafft (1780–1856)
mit monumentalen Historiengemälden einen Namen und wurde schließlich zum Direktor der damals im Oberen
Belvedere beheimateten kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien berufen. Kraffts Arbeiten zeugen nicht nur von
seiner internationalen, vor allem französischen Schulung und seinem vielseitigen Talent, sondern geben Einblick
in das gesellschaftliche und politische Geschehen einer ganzen Epoche. Diesem Hauptmeister des Klassizismus und
Vorbereiter des Realismus in Österreich ist die Ausstellung „Johann Peter Krafft – Maler eines neuen Österreich“
vom 25. Februar bis 5. Juni 2016 in der Orangerie des Unteren Belvedere gewidmet.
Dabei wird ein künstlerischer Bogen von seinen Lehrjahren in Paris über die Porträtmalerei bis hin
zur Historienmalerei mit Schlachtenszenen und monumentalen Werken wie „Der Abschied des Landwehrmannes“ und „Die
Heimkehr des Landwehrmannes“ gespannt. Letztgenanntes Gemälde wurde erst vor kurzem aufwändig im Belvedere
restauriert und kann in der Schau nun erstmals im neuen Zustand bewundert werden. Die Ausstellung wirft darüber
hinaus einen Blick in das Atelier des Künstlers: Exemplarisch wird gezeigt, wie Krafft ein Gemälde durch
Zeichnungen, Detailstudien und Ölskizzen vorbereitete, bevor er es im Großen ausführte. Außerdem
wird in der Ausstellung ein Streiflicht auf seine künstlerisch begabte Tochter Marie Krafft geworfen.
„Die aktuelle Ausstellung bietet die Möglichkeit zu zeigen, welche Schätze sich in der Sammlung des Belvedere
befinden. So verfügen wir auch über einen umfangreichen Bestand von Gemälden sowie weit mehr als
200 Zeichnungen aus allen Schaffensperioden Johann Peter Kraffts“, so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere
und des 21er Haus. „Als ‚Maler eines neuen Österreich‘ wurde Krafft schon von seinen Zeitgenossen für
seine neuartige Präsentation des Hauses Habsburg geschätzt. In seinen Historiengemälden finden sich
revolutionäre Neuerungen, wie beispielsweise die Darstellungen von Triumphzügen, bei denen nicht mehr,
wie bisher, der Kaiser im Mittelpunkt steht, sondern das Volk“, so die Direktorin weiter über die Besonderheit
von Kraffts künstlerischen Zugang.
Mit Johann Peter Krafft ehrt nicht nur das Belvedere, sondern ab Juli 2016 auch das Historische Museum Hanau Schloss
Philippsruhe einen Künstler, dessen Schaffen auf das Engste mit Wien und dem „neuen Österreich“ verbunden
ist. Ein Staat, den Franz II./I. 1804 aus politischem Kalkül heraus als erbliches Kaisertum ins Leben rief,
um einen drohenden Statusverlust gegenüber dem politisch wie militärisch außerordentlich erfolgreichen
„Kaiser der Franzosen“ Napoleon abzuwenden. Damit war Franz II./I. Doppelkaiser – ein einmaliger historischer Vorgang
–, bis er 1806 die Krone des Heiligen Römischen Reichs niederlegte und das Reich für beendet erklärte.
„Vor diesem politischen Hintergrund generierte sich ein neuartiges Verständnis des Kaiserhauses, das sich
von nun an neu positionierte und sich gemäß der Tradition der Pietas austriaca, der Frömmigkeit
des Hauses Habsburg, vermehrt volksnah gab“, erläutert Kurator Rolf H. Johannsen. „Eine Entwicklung, die auch
unweigerlich auf das künstlerische Schaffen jener Zeit Einfluss nehmen musste und im Œuvre des Johann Peter
Krafft zu besonderer Ausdruckskraft gelangte“, so der Kurator weiter.
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